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WAZ: Bahnhof und Zivilcourage - Kommentar von Petra Koruhn

Geschrieben am 29-05-2012

Essen (ots) - Es gibt Ereignisse, die machen es uns schwer, zur
Tagesordnung überzugehen. Das, was Pfingsten am Bahnhof in
Mönchengladbach passiert ist, als zwei Frauen in aller Öffentlichkeit
von Jugendlichen zusammengeschlagen wurden, gehört dazu. Das Leid der
Frauen beschäftigt uns weiter. Und es beschäftigt uns noch etwas
anderes. Etwas, das stark mit uns selbst zu tun hat: Hätten wir
selbst geholfen? Solche Fragen quälen das Gewissen nur. Wer traut
sich schon, den Helden zu spielen? Und wäre das überhaupt richtig?
Immer wieder warnt die Polizei davor, sich einzumischen, weil es
lebensgefährlich sein kann. Aber einfach weggehen, Milchkaffee holen,
in den nächsten Zug steigen und weg? Nicht hinter jedem, der so
handelt, steckt ein Egoist. Manche wissen einfach nur nicht, was sie
tun sollen. Was soll man tun? Die Polizei sagt, man soll sich mit
anderen zusammen tun. Masse macht's. Auf jeden Fall sollte man die
Polizei anrufen. Das ist ja alles richtig. Doch bis man erst einmal
andere Couragierte gefunden hat, ist vielleicht schon Schlimmstes
passiert. Manche Prügeleien dauern nur Minuten. Das Bedrückende ist:
Es gibt kein Patentrezept. Wir müssen von Fall zu Fall entscheiden.
Wichtig ist, dass wir uns sensibel machen für das, was passieren kann
und für die Not der Opfer - nur dann sind wir in der Lage, die
richtige Entscheidung zu treffen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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