BERLINER MORGENPOST: Schicksalsfrage Flughafen - Leitartikel von Joachim Fahrun
Geschrieben am 01-06-2012 |
Berlin (ots) - Die Flughäfen, die alten und der neue, bilden für
die Zukunft der Stadt Berlin eine entscheidende Basis. Sollte
Deutschlands Hauptstadt Luftkreuz werden mit dem neuen BER in
Schönefeld, dann würde Berlin im Zuge dieser Entwicklung auch
wirtschaftlich aufholen gegenüber den prosperierenden Regionen der
Republik. Wenn das gelingt, dann werden wir uns glücklich schätzen,
mit den alten Flughafen-Arealen in Tempelhof und Tegel über
hervorragend angebundene innerstädtische Flächen zu verfügen, auf
denen sich Technologie und Unternehmen in bester Lage ausbreiten
können. Die Flughäfen sind aber auch Schicksalsorte für die immer
noch neue große Koalition aus SPD und CDU. Der Regierende
Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat die Wahlen im vergangenen
Herbst auch mit dem Versprechen gewonnen, Berlin mit einer modernen
Infrastruktur voranzubringen. Das Milliardenprojekt Flughafen
rangierte immer ganz vorne auf der Prioritätenliste. Nach der
peinlichen Absage der Eröffnung drei Wochen vor dem Fest steht der
Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft nun stark unter Druck.
Sollte der Ausweichtermin am 17. März warum auch immer ebenfalls
platzen, wäre Wowereits Nimbus als zuverlässiger Macher wohl
endgültig ruiniert. Das Gleiche gilt auch dann, wenn die
Akteneinsicht der Opposition und die Nachforschungen der Medien
zutage fördern, dass der Wahlkämpfer Wowereit Hinweise auf
Schwierigkeiten auf der Baustelle aus politischen Gründen unterdrückt
haben sollte. Aber auch die CDU wird an einem Flughafen gemessen
werden. In Tegel muss die Union beweisen, dass sie Wirtschaft kann,
dass sie in der Lage ist, zielgerichteter zu agieren als Rot-Rot nach
der planlosen Schließung von Tempelhof. Die ersten Weichen sind
gestellt, die CDU-Fraktion hat zusätzliche fünf Millionen erstritten,
um den schwierigen Standort mit Terminal und Hangars für die ersten
Nutzer schnell attraktiv zu machen. Wer wirklich vorne sein will bei
den Zukunftstechnologien rund um Energie, Mobilität und neues
Material, der muss mehr Tempo machen, als es der Senat in seiner nur
mühsam zu überwindenden Trägheit ursprünglich vorhatte. Die Flughäfen
bergen aber auch weiteren Sprengstoff für die politische
Glaubwürdigkeit von Rot-Schwarz. Diese basiert ganz wesentlich auf
dem Versprechen, den Haushalt zu sanieren, 2016 keine neuen Schulden
mehr aufzunehmen und die Abhängigkeit von den Transfers anderer
Bundesländer zu verringern. Wenn die Endabrechnung für BER den
Landeshaushalt mit dreistelligen Millionensummen belastet, darf das
nicht einfach auf die Neuverschuldung geschlagen werden. Die Politik,
die zumindest eine Mitschuld an der Kostenexplosion trifft, muss die
Suppe auch auslöffeln und darstellen, wo sie das Geld an anderer
Stelle locker macht. Berlin wird sich neben einem üppigen Nachschlag
zum Flughafen kaum alle unkalkulierbar teuren Projekte wie die
ICC-Sanierung, die Landesbibliothek, die S-Bahn-Übernahme und die
Entwicklung von Tegel leisten können.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
399139
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Joachim Gauck
Ein politischer Präsident
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Die Erwartungen an den elften Bundespräsidenten
Joachim Gauck waren hoch. Noch ist seine Präsidentschaft jung und der
72-jährige ostdeutsche Pastor nicht einmal 100 Tage im Amt. Doch es
lässt sich guten Gewissens sagen, dass er die Erwartungen bisher
erfüllt hat. Gauck hat dem Amt Würde und Autorität zurückgegeben. Man
hört wieder mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu, was uns der
Bundespräsident zu sagen hat. Aber Gauck ist nicht nur authentisch
und ein geübter Mann des Wortes, er ist auch ein politischer
Präsident. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Schlecker wird endgültig abgewickelt
Strohfeuer mit Langzeitwirkung
UWE POLLMEIER Bielefeld (ots) - Die Geschichte von Schlecker erinnert an das
Grimmsche Märchen "Die drei Schweinchen": Ein Schweinchen baut ein
Haus aus Stroh, ein anderes ein Eigenheim aus Stein. Als der Wolf
kommt, pustet er die Strohhüte weg und frisst das Schwein auf. Am
solide aufgebauten Steinhaus beißt er sich hingegen die Zähne aus.
Anton Schlecker gehört unternehmerisch gesehen zur Strohfraktion. Er
verzichtete auf das stabile Fundament und eröffnete vor 37 Jahren die
erste Filiale seiner zukünftigen Drogerie-Kette als wackeligen
Strohbau, mehr...
- RNZ: "Kuschelkurs" - Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg) zu Fußball/Innenminister Heidelberg (ots) - Von Sören Sgries
Alkoholverbot in Bus und Bahn, schärfere Einlasskontrollen, die
Abschaffung von Stehplätzen - es ist eine ganze Reihe harter
Maßnahmen, welche die Innenminister derzeit erwägen, um der Gewalt in
und um die Fußballstadien Herr zu werden. Dass der Abschied vom
"Kuschelkurs" verkündet wird, ist dabei erst einmal keine
Überraschung. Schon die öffentliche Aufmerksamkeit, die nach den
Fan-Krawallen auf dem Thema ruht, verbietet ein einfaches "Weiter
so". Doch nur weil aufgeregte Schlagzeilen die mehr...
- Rheinische Post: Serbien zündelt Düsseldorf (ots) - Erneut sind zwei deutsche Soldaten bei der
Räumung einer Barrikade im Kosovo durch Schüsse verletzt worden - das
kleine Land auf dem Balkan macht Europa seit Monaten wieder große
Probleme. Die serbische Minderheit im Norden will sich von der
albanischen Mehrheit abspalten und liefert sich blutige
Straßenschlachten mit der von Deutschland geführten Schutztruppe
KFOR. Streitpunkte sind unter anderem Zollfragen und scheinbare
Kleinigkeiten wie die Einführung einheitlicher Autokennzeichen, die
Belgrad durch das Austeilen mehr...
- DER STANDARD - Kommentar: "Es lebe der Proporz" von Alexandra
Föderl-Schmid SPÖ und ÖVP streiten um Posten und damit um die Absicherung
ihrer Pfründe. (Ausgabe vom 2.6.2012)
Wien (ots) - Die nächste Nationalratswahl ist für Politiker näher,
als es die Bürger wahrnehmen. Eineinhalb Jahre vor der
Nationalratswahl streiten SPÖ und ÖVP um Posten. Vordergründig geht
es um Besetzungen von der Nationalbank über die Asfinag und die
Volksbanken AG bis zum Verfassungsgerichtshof. Tatsächlich wird um
die Sicherung von Pfründen gekämpft - über die Zeit nach dem
angepeilten Wahltermin 2013 hinaus. Das heißt: die Verfestigung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|