Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Sieg der Sozialisten in Frankreich
Geschrieben am 11-06-2012 |
Bielefeld (ots) - Frankreichs Sozialisten stehen vor einer
Machtfülle, wie es sie noch nie in der Fünften Republik gegeben hat.
Eine absolute Mehrheit zeichnet sich ab. Präsident François Hollande
wird unumschränkt regieren können, zumal die Sozialisten auch in fast
allen Regionalparlamenten, im Senat und in den meisten Kommunen die
Mehrheit haben. In anderen Ländern ohne demokratische Tradition
spräche man von einem Ein-Parteien-Staat. Und das, obwohl die
Wählerschaft in Frankreich mehrheitlich bürgerlich ist. Das liegt am
Wahlsystem. Jeder Kandidat, der 12,5 Prozent der Stimmen erreicht,
kommt in die Stichwahl. Dort reicht dann die relative Mehrheit. Es
wird am kommenden Sonntag in etlichen Wahlkreisen mehr als zwei
Kandidaten geben und zwar einen von der Linken und zwei von der
Rechten. Da die Bürgerlichen und Rechten sich streiten, wird der
linke Block der lachende Dritte sein. Die rechtsgerichtete Front
National von Marine Le Pen wird von ihrer Blockadehaltung nicht
profitieren und maximal zwei Sitze erobern. Träfe sie mit der
bürgerlichen UMP Wahlvereinbarungen, wonach der Schlechterplatzierte
aus dem Mitte-Rechts-Lager seinen Wählern empfehlen würde, den
bürgerlichen oder rechten Kandidaten zu wählen, dann könnte sie mit
einem Dutzend Abgeordneten rechnen. Doch Marine Le Pen blockt ab in
der Hoffnung, dass die Sozialisten das Land ruinieren und die
Menschen sich dann der Front National zuwenden. Dass die Sozialisten
das Land an den Rand des Ruins steuern werden, ist wahrscheinlich.
Schon jetzt regiert Hollande mit Symbolen. Er hat die Gehälter der
Minister um ein Drittel gekürzt. Das macht Eindruck. Aber er hat auch
die Zahl der Regierungsmitglieder erhöht, so dass der Spareffekt
gerade mal ein paar tausend Euro im Monat ausmacht. Er hat das
Rentenalter wieder auf 60 Jahre gesenkt und zwar für Arbeitnehmer,
die 42 Jahre gearbeitet haben. Das macht sich gut, aber zu den 42
Jahren zählen auch Zeiten der Arbeitslosigkeit, so dass die Zahl der
Nutznießer wesentlich höher liegt und im Ergebnis dann doch
mindestens drei Milliarden Euro neue Kosten pro Jahr ausmacht.
Hollande redet von Wachstum. Aber er wird dafür Schulden machen und
diese auf die EU abwälzen in der Hoffnung, dass gesündere Länder wie
Deutschland, Niederlande, Finnland und Tschechien die Zeche zahlen.
Dafür will er Eurobonds und eine Fiskalunion, aber letztlich die
Souveränität über die Finanzpolitik behalten. Ein Vorgänger
Hollandes, der frühere Staatspräsident Jacques Chirac, hat
Souveränität einmal so definiert: Souverän ist, wer über den
Ausnahmezustand entscheidet. Dieses Recht auf eine eigene Revolution
wird sich kein französischer Politiker nehmen lassen. Während die
Deutschen über mehr Macht für Brüssel debattieren, läuft in
Frankreich die Diskussion genau anders herum: Weniger Macht für
Brüssel, höhere Schutzmauern für die eigene Souveränität. Auf
Bundeskanzlerin Angela Merkel kommen harte Zeiten zu.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
400593
weitere Artikel:
- Westdeutsche Zeitung: Betreuungsgeld =
von Martin Vogler Düsseldorf (ots) - Kurz bevor sich am Freitag der Bundestag mit
dem Betreuungsgeld - von Gegnern abschätzig Herdprämie genannt -
beschäftigt, wächst der Widerstand. Das vor allem von der CSU und
Teilen der CDU vorangetriebene Projekt könnte noch wackeln.
Ausschlaggebend wären neben den Gegenargumenten der Opposition und
der Skepsis des Koalitionspartners FDP das wachsende Unbehagen in der
Union selbst. Die Einladung der Kanzlerin für eine Reihe CDU-Frauen
zum Gespräch am Donnerstag lässt nur eine Deutung zu: Sie will
mögliche Abweichler mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Rente und OECD Halle (ots) - Hat die OECD nicht registriert, dass zehn Jahre
Riester-Rente vor allem ein Konjunkturprogramm für die
Versicherungswirtschaft waren? Dass die Renditen für die Kleinsparer
sagenhaft mager, die Bürokratie erbärmlich, das Melken der
Steuerzahler für die Finanzierung der staatlichen Zuschüsse indes
Legende sind? Alles spricht dafür, dass ein großer Teil der
Steuergelder nicht auf das Konto der Sparer, sondern in Kassen von
Assekuranzen, obskuren Finanzdienstleistern und in Beraterverträge
für frühere Politiker fließt. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Deutschland-Frankreich Halle (ots) - Auch zwischen Merkel und Barack Obama gab es
Irritationen. Sie sind vergessen. Sigmar Gabriel und seine
Kanzlerkandidaten-Konkurrenten sollten ihren Empfang im Elysee-Palast
daher nicht überbewerten. Auch die deutsch-französische Achse ist
Regierungssache. Aber zweifellos ist Europa mindestens ein wenig
nach links gerückt. Merkel hat's verstanden. Spanien bekommt seine
Finanzhilfen unter wesentlich leichteren Bedingungen als
Griechenland. Auf der anderen Seite dürfte Hollande Zugeständnisse in
Richtung ihres Kurses mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Harzer Schmalspurbahn Halle (ots) - Zum Glück ist die HSB keine Kommune und auch kein
x-beliebiges Unternehmen. Die Bahn ist das, was Marketing-Fachleute
ein "Alleinstellungsmerkmal" nennen: Eine Urlaubsregion, die mit zig
anderen Urlaubsregionen um Gäste buhlt, nennt ein mehr als 100
Kilometer langes Schmalspur-Eisenbahnnetz ihr eigen und zieht damit
jährlich hunderttausende Gäste an, die allein deswegen kommen. Ja,
die HSB kostet Geld. Viel Geld. Am Ende aber bringt sie mehr als
sie kostet - an Einnahmen für Hoteliers, Gastronomen,
Gewerbetreibende, mehr...
- Südwest Presse: KOMMENTAR · OECD-STUDIE Ulm (ots) - Lehrmeister Skandinavien
Die OECD ist sicherlich weit davon entfernt, im nicht enden
wollenden Streit über das geplante Betreuungsgeld in Deutschland
Partei ergreifen zu wollen. Sie liefert keine einseitigen Argumente,
um die ein oder andere Seite anzufüttern, sondern hat einen
objektiven Blick auf die Dinge - auf Grundlage wissenschaftlicher
Arbeit. Und beim Blick nach Norwegen lässt das Ergebnis keinen
Interpretationsspielraum zu: Das Betreuungsgeld wirkt sich nicht nur
nachteilig auf die Bildungskarrieren von mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|