(Registrieren)

Ostsee-Zeitung: Kommentar zur Folter in Syrien

Geschrieben am 03-07-2012

Rostock (ots) - Es ist eine Enzyklopädie des Grauens, die die
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gestern der
Weltöffentlichkeit präsentierte: In syrischen Gefängnissen werden
Zehntausende Menschen gefoltert - mit Elektroschocks, Schlägen,
Schein-Hinrichtungen, Vergewaltigungen. Die perverse Fantasie der
Kerkermeister kennt da keine Grenzen. Und der eskalierende
Bürgerkrieg im Land sorgt dafür, dass in den syrischen Folterlagern
die Zahl der Opfer immer weiter ansteigt. Human Rights Watch weiß
natürlich, dass ein solcher Bericht in einer Phase, in der die
Weltöffentlichkeit lauter denn je über eine Militärintervention gegen
das Assad-Regime streitet, Wasser auf die Mühlen der Kriegsfalken
sein kann. Um sich nicht instrumentalisieren zu lassen, hatte die
Organistion daher auch über systematische Folter auf Seiten der
bewaffneten Rebellen berichtet. Demnach verfügen die Aufständischen
in der Protesthochburg Homs über eine eigene "Brigade von Henkern",
die gefangenen Regierungssoldaten die Kehle durchschneiden, nachdem
diese gefoltert wurden. Syrien zeigt drastisch, welch teuflische
Spirale die Menschen vor allen in Bürgerkriegen zu Brutalität und
blutiger Rache antreibt. Folter ist nichts anderes als Terror gegen
menschliche Körper und Seelen. Dabei ist sie völkerrechtlich
geächtet. Dennoch werden nicht nur in Syrien, sondern in mehr als 150
anderen Ländern Gefangene gemartert und gequält. Sogar von westlichen
Rechtsstaaten wie den USA wurde das absolute Folterverbot im Zuge des
Antiterror-Krieges gebrochen - ob in Guantánamo auf Kuba oder Abu
Ghraib im Irak. Selbst Deutschland hat in diesem Krieg ohne klar
abgegrenzten Feind gemeinsame Sache mit zumindest einem Folterstaat
gemacht: ausgerechnet mit Syrien. 2001 wurde ein deutscher Islamist
auf Betreiben des US-Geheimdienstes CIA in einen syrischen Kerker
verschleppt und anschließend von deutschen Beamten verhört. Im Grunde
war das nichts anderes als outgesourcete Folter, die der damalige
BND-Chef Uhrlau salopp rechtfertigte: "In Syrien gelten und galten
andere Grundrechtsstandards." Das sei schon immer so gewesen.



Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

404729

weitere Artikel:
  • Berliner Zeitung: Kommentar zur möglichen Verlegung der Internationalen Gartenbauausstellung in Berlin 2017 an den Stadtrand Berlin (ots) - Nach dem Debakel mit dem neuen Großflughafen droht Berlin nun eine weitere Blamage bei einem Zukunftsprojekt. Obwohl die Verträge für die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) im Jahr 2017 auf dem Areal des stillgelegten Flughafen Tempelhof längst geschlossen sind, erklärte Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) nun überraschend, der Senat wolle den Schwerpunkt der IGA in die Gärten der Welt nach Marzahn verlegen. Für das Ansehen der Hauptstadt ist das wenig zuträglich. Wer drei Jahre nach der Vergabe mehr...

  • Neues Deutschland: Die Wut wächst - Kommentar zum NSU-Untersuchuungsausschuss vor dem Bundestag Berlin (ots) - Zum 22. Mal traf sich gestern der Bundestagsuntersuchungsausschuss, der herausfinden soll, weshalb unsere Sicherheitsbehörden bei der Aufklärung der rechtsextremistischen NSU-Terror-Morde so kläglich versagten. Als Zuhörer sind zwar in der Regel nicht mehr allzu viele deutsche Medienvertreter auf dem Rang, dafür umso mehr Interessierte aus der sogenannten türkischen Community. Man kennt sich, diskutiert - und spürt: Das Wort »Versagen« wird immer öfter mit einem ungläubigen Unterton ausgesprochen. Die Unzufriedenheit mehr...

  • Berliner Zeitung: Kommentar zu Horst Seehofers Drohung, die Koalition zu verlassen Berlin (ots) - In der schwarz-gelben Koalition hat Horst Seehofer die Basta-Rolle eingenommen und findet fast wöchentlich einen Anlass für großen Zorn: Wahlniederlage - so geht das nicht! Her mit dem Betreuungsgeld, sonst platzt die Koalition! Und, gerade aktuell: Keine neuen Zusagen an Euro-Krisenstaaten, sonst geht die CSU! Da übt sich einer in Entschlossenheit, der seinen Ruf als unsteter Geist loswerden möchte. Da will einer Stärke zeigen - und zeigt damit doch eher seine Schwäche. Pressekontakt: Berliner Zeitung Bettina mehr...

  • FREIE WÄHLER zur Drohung Seehofers mit Koalitionsbruch - Aiwanger: Seehofer übernimmt die Rolle eines verwirrten Brandstifters München (ots) - Scharfe Angriffe auf die CSU wegen deren Rolle in der "Euro-Rettung" kommen vom Fraktionsvorsitzenden der FREIEN WÄHLER, Hubert Aiwanger: "Seehofer verhält sich wie ein verwirrter Brandstifter, der beim Anzünden dabei ist und anschließend vor den Folgen des Feuers warnt." Aiwanger reagiert damit auf die Drohung Seehofers, die Berliner Koalition bei steigenden Kosten der Euro-Rettungsschirmpolitik in Frage zu stellen. Es sei nur noch "schizophren", was die CSU auf dem Feld der Europolitik abliefere, so Aiwanger. Und mehr...

  • WAZ: Lindner signalisiert Entgegenkommen bei geplanter Verfassungsänderung Essen (ots) - Der nordrhein-westfälische FDP-Chef Christian Lindner hat die Gesprächsbereitschaft seiner Partei für Veränderungen in der Landesverfassung bekräftigt. "Wir betreiben keine Fundamentalopposition und werden uns Gesprächen über Änderungen der Landesverfassung nicht verweigern", sagte Lindner den Titeln der WAZ-Mediengruppe (Mittwochausgaben). "Schnittmengen gibt es bei der Absenkung von Hürden bei Volksbegehren", erklärte Lindner. Die rot-grüne Landesregierung will die erforderlichen Quoren für Volksbegehren auf Landesebene mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht