Neue OZ: Kommentar zu Krankenkassen / Operationen
Geschrieben am 30-07-2012 |
Osnabrück (ots) - Kein Industriebetrieb
Es ist ein problematischer Vorschlag, die Zahl überflüssiger
Operationen mithilfe eines Zertifikate-Systems wie beim
Emissionshandel zu verringern. Ein Krankenhaus muss
selbstverständlich wirtschaftlich rechnen, doch es ist kein
Industrieunternehmen. Man stelle sich vor, eine Klinik müsste einen
Patienten allein deshalb abweisen, weil sie kein entsprechendes
Zertifikat auf dem Markt kaufen könnte. Das wäre ein skandalöser
Zustand. Faktisch würde damit eine medizinische Leistung rationiert.
Dennoch fällt auf, dass die Zahl der Knie- und Hüftoperationen in
den vergangenen Jahren enorm zugenommen hat. Da darf man zu Recht
fragen, was die Ursachen sind und ob der Eingriff in jedem Fall
medizinisch erforderlich war. Doch wer soll das beurteilen? Besser
als ein neues Zertifikate-System wäre es, wenn die Krankenkassen von
einem weiteren Arzt ein Zweitgutachten einholen, falls sie Zweifel an
der Notwendigkeit einer Operation haben.
Es kann zu erschreckenden Auswüchsen führen, wenn leitende Ärzte
mit umsatzabhängiger Vergütung für mehr Operationen ein besseres
Gehalt bekommen. Zwar gewinnen Klinikärzte, die oft operieren,
Routine. Doch es ist gefährlich, wenn der finanzielle Anreiz das
Hauptkriterium für einen Eingriff zu werden droht. Drastischstes
Beispiel ist der Transplantationsskandal an der Uniklinik Göttingen,
bei dem Patientenakten gefälscht wurden.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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