DER STANDARD-KOMMENTAR "Haiders Wünsche befriedigt" von Gerald John
Geschrieben am 31-07-2012 |
Ausgabe vom 1.8.2012
Wien (ots) - Hat Wolfgang Schüssel von den skandalösen Umtrieben
zu seiner Regierungszeit gewusst? Aktives ÖVP-Personal quittiert
diese Frage meist mit Entrüstung. Kein Wunder: Die meisten waren
überzeugte Mitstreiter von Schwarz-Blau - stolz, das rote Joch
abgeworfen zu haben. Wer nun am Denkmal des ersten VP-Kanzlers seit
30 Jahren rüttelt, stellt auch das eigene Selbstbild infrage.
Widerspruch melden nur jene an, die sich nicht mit Schwarz-Blau
identifizier(t)en. Schüssel habe nichts gewusst, wohl aber
"weggeschaut", sagte Parteiveteran Erhard Busek einmal im Standard.
Der frühere Kärntner VP-Chef Georg Wurmitzer spricht nun von einer
höchst aktiven Form der Duldung: Weil er nicht Gehilfe für Haiders
Deals sein wollte, habe ihn Schüssel 2004 abgesägt.
Der Kontext macht den Vorwurf plausibel. Haiderx{2588}sche
Wünsche zu befriedigen war ein zentrales Anliegen der ÖVP, um
ungestört regieren zu können. Überdies besitzt der Zeuge Reputation.
Trotz mancher Arrangements hat sich Wurmitzer von Haider nie völlig
einwickeln lassen.
Allerdings ist auch ein anderer Grund denkbar: Bei der
Kärnten-Wahl 2004 hatte die ÖVP fast die Hälfte der Stimmen
verspielt. Dass aber ein Bundesobmann einen Landeschef, wie
vorgeschickte Verteidiger nun behaupten, gar nicht in die Knie
zwingen konnte, ist angesichts Schüssels damaliger Machtposition
unglaubwürdig. Der Altkanzler sollte mehr zur Aufklärung beitragen
als nur Schweigen.
Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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