Börsen-Zeitung: Schluss mit lustig, Kommentar zu Chinas Banken von Norbert Hellmann
Geschrieben am 23-08-2012 |
Frankfurt (ots) - Jede gute Party findet einmal ihr Ende. Bei den
allesamt staatlich dominierten chinesischen Großbanken kann man die
Jahresmitte 2012 als Wendemarke nehmen, ab der die Freude über
rauschhaften Gewinnfortschritte der letzten Jahre ihr Ende nimmt und
sich die Vorahnung der unausweichlichen Kopfschmerzen breitmacht.
Bank of China, die am Donnerstag als erste unter den chinesischen
Kreditriesen in die Ergebnisvorlage gegangen ist, zeigt noch knapp 8%
Gewinnplus für die erste Geschäftsjahreshälfte, nachdem sie 2011 noch
auf 19% gekommen war. Bei den Konkurrenten Agricultural Bank of
China, Industrial and Commercial Bank of China und China Construction
Bank darf man damit rechnen, dass sie zur Jahresmitte noch einmal
ansehnliche, prozentual zweistellige Gewinnzuwachsraten zwischen 11
und 19% produzieren werden. Danach ist allerdings Schluss mit lustig.
Im Zuge der unerwartet zähen Konjunktureintrübung im Reich der
Mitte und einer schleichenden Finanzsektorreform, die auf eine
stärker marktgetriebene Zinsbildung bei Krediten und Einlagen
hinausläuft, beginnt das tradierte Geschäftsmodell der chinesischen
Großbanken, die als weitgehend vom Wettbewerb isolierte
Kreditschleudern mit gesicherten Margen von supersatten 3% fungieren
durften, immer mehr zu ächzen. Eine im Frühjahr seitens der
Zentralbank eingeleitete Lockerung der Zinsbindung wird immer stärker
auf die Margen durchschlagen und diese unaufhaltsam Richtung 2%
treiben. Dies allein reicht aus, um die Gewinndynamik zum Erliegen zu
bringen, zumal in der gegenwärtigen Konjunkturphase die
Kreditnachfrage ihrer Hauptkundschaft, nämlich staatliche
Großunternehmen, ebenfalls nachlässt. Sollte sich das
Wirtschaftsklima weiter verschlechtern, kann man sich ausmalen, dass
die auf einem historischen Tiefstand liegenden Kreditausfallraten
kaum weiter absinken werden. Die Banken haben zwar reichlich Vorsorge
geleistet, doch sind diese Polster im Falle von Spannungen am
Immobilienmarkt keineswegs zum Ausruhen geeignet.
Den größten Kopfschmerz allerdings bereitet das Abschmelzen der
lange zu negativen Realzinsen dotierten Einlagen. Chinas Sparer
schichten um, was das Zeug hält, und entziehen den Banken ihre
gesicherte Refinanzierungsbasis. Dem lässt sich zwar mit
großzügigeren Konditionen entgegensteuern, doch werden damit die
Gewinne der Banken erst recht nicht mehr in den Himmel wachsen.
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