Westdeutsche Zeitung: Breivik - Der Massenmörder und seine Schuld
Ein Kommentar von Peter Kurz
Geschrieben am 24-08-2012 |
Düsseldorf (ots) - Die Erwartungen an das Ende des
Breivik-Prozesses konnten kaum paradoxer erscheinen. Täter und
Opfer-Angehörige hofften auf das gleiche Urteil: schuldig. Und
ausgerechnet die Staatsanwälte plädierten auf "im Zweifel nicht
schuldig".
Als die Norweger vor dem Urteil nach ihrer Einschätzung gefragt
wurden, hatte ihnen der Massenmörder zuvor eigentlich eine klare
Entscheidungshilfe gegeben. Indem er sagte, dass für ihn die
Psychiatrie schlimmer wäre als der Tod. Da wäre es ein Leichtes
gewesen, ihm eben diese Höchststrafe zu wünschen. Drei Viertel der
Norweger in der Umfrage und die Richter in ihrem Urteil gingen
trotzdem einen anderen Weg - den Weg, den sich auch Breivik wünschte:
Voll verantwortlich. Warum?
In der Volksmeinung kam zum einen die Furcht zum Ausdruck, dass
Breivik irgendwann aus der Psychiatrie ausbrechen oder gar als
geheilt entlassen würde. Doch mindestens ebenso wichtig ist ein
anderer Gedanke: Es wäre unerträglich, wenn unter den Augen der
Öffentlichkeit ein Massenmord geschieht - und niemand wäre dafür im
juristischen Sinne verantwortlich.
Auch wenn ein Gericht im Namen des Volkes urteilt, können solche
Gefühle in der Urteilsbegründung kein Maßstab sein. Die Richter
mussten schon entscheiden: Ist der Mann krank, war er von
Wahnvorstellungen gesteuert und damit nicht Herr seiner Taten? Oder
ist er einfach nur böse und damit schuldig? Die Monströsität des
Verbrechens allein ist dabei noch kein Beleg für die
Unzurechnungsfähigkeit. Legte man diesen Maßstab an, so würden die
schlimmsten Verbrechen juristisch ungesühnt bleiben - je unfassbarer,
umso eher.
Was in Breiviks Kopf vorging, können keine Geräte messen. Die
Richter sind am Ende denjenigen Gutachtern gefolgt, die in ihm nicht
den unzurechnungsfähigen Irren sahen. Zwar kommt das Breiviks
Selbsteinschätzung entgegen. Doch der Schluss, den er daraus zieht -
ein voll verantwortlicher und erfolgreicher Kämpfer zu sein - gilt
nur in seiner kruden Gedankenwelt.
Wichtig ist jetzt, dass er und seine Selbstdarstellung ein Ende
haben. Dass ihm, wie es einer der Opfer-Angehörigen sagte, endlich
das Mikrofon abgeschaltet wird. Und ihm das genommen wird, wonach er
in seinen Hassgedanken giert: Aufmerksamkeit.
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