Badische Neueste Nachrichten: Ein vergiftetes Angebot
Geschrieben am 31-08-2012 |
Karlsruhe (ots) - Aus seinem Physikstudium sollte Oskar Lafontaine
das Prinzip von Ursache und Wirkung eigentlich noch kennen. Es ist so
simpel wie einleuchtend: Ein Tritt auf das Gaspedal sorgt dafür, dass
das Auto beschleunigt. Als graue Eminenz der Linkspartei führt Oskar
Lafontaine mit seinem vergifteten Friedensangebot an die SPD nun
allerdings genau dieses Prinzip ad absurdum. Die Ursache für seinen
Bruch mit der Sozialdemokratie und das Entstehen der neuen Linken
waren seine Flucht aus der Verantwortung im Frühjahr 1999 und seine
Revanchegelüste an der SPD. Die ehemaligen Genossen nun zur
Zusammenarbeit in der Rentenpolitik oder beim Kampf um einen
gesetzlichen Mindestlohn aufzufordern, wie er es gönnerhaft tut, ist
schon ein dreistes Stück. Wenn überhaupt, dann muss sich die Linke
auf die SPD zu bewegen und nicht die SPD auf die Linke. Fünf Jahre
nach der Fusion der westdeutschen WASG und der ostdeutschen PDS zur
neuen Linken sind Lafontaine und seine Jünger der Realität weit
entrückt. Das bislang anschaulichste Beispiel dafür haben in dieser
Woche die beiden Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger
geliefert, als sie ein Strategiepapier präsentierten, das ihre
Bedingungen für eine rot-rot-grüne Koalition formuliert: Keine
Rüstungsexporte mehr, keine Militäreinsätze im Ausland mehr, ein
Grundeinkommen von 1 000 Euro für alle und saftige Steuern für
Wohlhabende. Dass weder die Sozialdemokraten noch die Grünen derzeit
daran denken, sich mit der Linkspartei einzulassen, scheint die
beiden Vorsitzenden nicht groß zu interessieren. In ihrem
verzweifelten Kampf gegen die schwindende Aufmerksamkeit und immer
schlechtere Umfragewerte tun sie einfach so, als ob. In dieser
Verfassung wird die Linke sich schwer tun, den Sprung in den
Bundestag überhaupt noch einmal zu schaffen.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de
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