Hagen (ots) - Wir werden also, so scheint es, noch eine Weile
mit ihnen leben, amerikanischen Atomwaffen auf deutschem Boden. Das
wäre vor 30 Jahren eine Nachricht gewesen, die tausende auf die
Straße getrieben, apokalyptische Befürchtungen geschürt hätte.
Damals, auf dem Höhepunkt des Nachrüstungsstreits, als manch
geängstigtes Gemüt einen Nuklearkrieg mitten in Europa in greifbarer
Nähe wähnte.
Außenminister Westerwelle wird demnächst in Kasachstan an einer
Gedenkzeremonie teilnehmen, mit der die einstige Sowjetrepublik den
Abtransport der Atombomben auf ihrem Territorium feiert. Aus der
Rückschau mutet es immer noch wundersam an, wie reibungslos nach dem
Zerfall der Sowjetunion die Sicherung und Beseitigung von
Massenvernichtungswaffen gelang, die jahrzehntelang die Menschen in
Europa schreckten.
Geblieben ist die
Furcht vor der Bombe. Heute gilt sie der Gefahr, dass Atomwaffen in
die Hände von Regierungen gelangen könnten, die wir für unberechenbar
halten, oder gar terroristischer Organisationen. Iran, Nordkorea,
Pakistan, so heißen unsere heutigen Sorgen. In Europa haben wir es
mittlerweile wieder mit einem großmächtig auftrumpfenden Russland zu
tun. Aber ein Atomkrieg? Undenkbar.
Man
konnte es daher schon vor drei Jahren für kapriziös halten, dass
Westerwelle sich ausgerechnet den Abzug der letzten US-Atomwaffen als
außenpolitische Großtat ans Revers heften wollte. Gab es nicht
Wichtigeres als sein stets krampfhaftes Bemühen, in Genschers
Fußstapfen zu treten? Aus der Großtat wird nun wohl nichts. Bis auf
weiteres werden wir damit leben können.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160