Badische Neueste Nachrichten: Andere Zeiten
Geschrieben am 05-09-2012 |
Karlsruhe (ots) - 40 Jahre nach dem Münchner Geiseldrama gibt es
reichlich Kritik an den Menschen, die damals Verantwortung für die
Sicherheit der Olympischen Spiele trugen. Viele Besserwisser
übersehen, dass der Terror damals wie aus heiterem Himmel kam und in
solcher Dimension schlicht unvorstellbar war. Sicher, es hatte
Warnungen gegeben. Ebenso sicher ist auch, dass der Polizeieinsatz an
heutigen Maßstäben beurteilt unsagbar dilettantisch ablief. Aber es
waren andere Zeiten und erst nach dem Olympia-Schock wurden die
Sicherheitskräfte so aufgerüstet, wie es heute ganz normal erscheint.
Aber im Deutschland des Jahres 1972 war es schlicht unvorstellbar,
Besucher einer fröhlichen Sportveranstaltung zu filzen als wären sie
auf dem Weg in den Hochsicherheitstrakt einer Strafanstalt. Die
Öffentlichkeit war mit dem vorwurfsvollen Wort vom Polizeistaat rasch
bei der Hand, zumal in Deutschland. Zudem waren heitere Spiele
verordnet, von ganz oben. Selbst bei der Polizei ging es mehr um
modische Uniformen als um wirksame Bewaffnung. Die Republik war wie
versessen, das Bild von Pickelhauben und vom Säbelrasseln endgültig
abzulegen. Es war die Unschuld der Wirtschaftswunderjahre, in denen
Gewalt ganz weit weg zu sein schien - auch wenn ein paar
Wirtschaftswunderkinder mit der sozialreformerischen Gewalt in fernen
Ländern sympathisierten. Das Olympia-Massaker wurde somit auch zur
Quittung für Blauäugigkeit: Kaum jemand wollte zuvor wahrhaben, dass
Deutschland keine Insel der Seligen sein konnte. Immerhin war die
Lektion ebenso brutal wie wirksam. Die Besinnung kam gerade noch
rechtzeitig, um den Staat nicht völlig machtlos wirken zu lassen im
deutschen Terror-Herbst, der den Münchner Spielen folgte. Wer
bezweifelt, dass der Wandel zum wehrhaften Gemeinwesen unumgänglich
war, wird von den Münchner Bildern jener Tage eines Besseren belehrt.
Mehr als die trügerische Freiheit jener Jahre beeindruckt die
Ohnmacht eines Staates, der damals im Irrglauben lebte, er könnte
seine Probleme allein mit Geld und guten Worten lösen - und mit
Heiterkeit.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
415738
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Es wird eng für die FDP Karlsruhe (ots) - Die Angst geht um in der FDP. Die Angst vor
einem Leben ohne Politik. Sollten die Liberalen die
Fünf-Prozent-Hürde gerade so meistern, dürfen nur noch die Liberalen
auf den Wiedereinzug in den nächsten Bundestag hoffen, die auf ihren
Landeslisten einen vorderen Platz ergattern. Entsprechend groß ist
die Nervosität unter den 93 Abgeordneten der Fraktion, die gerade in
Mainz in Klausur gegangen sind: Nach der großen Nominierungsrunde,
die im Herbst beginnt, kann mehr als die Hälfte von ihnen schon
einmal den Mietvertrag mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kampeter rechnet mit Mehrheit im Bundesrat für deutsch-schweizerisches Steuerabkommen Bielefeld (ots) - Bielefeld. Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter
(CDU) hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die SPD- und
Grün-regierten Länder dem deutsch-schweizerischen Steuerabkommen im
Bundesrat zustimmen. Der in Bielefeld erscheinenden Neuen
Westfälischen (Donnerstagsasugabe) sagte der CDU-Politiker: "Der
wichtigste Schritt die Einnahmen in den Ländern zu verbessern und das
vergessen die Länder häufig, ist die ist die Zustimmung zum
deutsch-schweizerischen Steuerabkommen." Dann wäre auch genügend Geld
für die wichtige mehr...
- Rheinische Post: FDP erhebt Insider-Vorwurf gegen Ex-WestLB-Vorstand Thomas Groß Düsseldorf (ots) - Gegen den ehemaligen WestLB-Finanzvorstand
Thomas Groß werden Vorwürfe wegen der möglichen Weitergabe von
vertraulichen Insider-Informationen laut. In einer Kleinen Anfrage an
die Landesregierung, aus der die Rheinische Post (Donnerstagsausgabe)
zitiert, spricht die FDP von einer "denkbar erfolgten Weitergabe von
Insiderwissen der WestLB an die Helaba". Groß war von der WestLB in
den Vorstand der Helaba als Risiko-Chef gewechselt. Hintergrund des
Vorwurfs ist ein Streit des Landes mit der Helaba über ein Paket mit mehr...
- Rheinische Post: Ärztepfusch: SPD fordert Entschädigungsfonds für Opfer Düsseldorf (ots) - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat
angesichts der hohen Zahl an ärztlichen Behandlungsfehlern einen
Entschädigungsfonds für die Opfer gefordert. "Was wir brauchen, ist
eine bessere Entschädigung der Patienten. Ich bin deswegen für die
Einführung eines Entschädigungsfonds", sagte Lauterbach der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe).
"Wichtig ist, dass die Entschädigungsverfahren für Patienten
vereinfacht werden, ohne dass die Ärzte an den Pranger gestellt
werden", sagte mehr...
- Lausitzer Rundschau: Potsdamer Staatssekretär Bretschneider räumt Fehler wegen Kostenexplosion im Lausitzer Seenland ein Cottbus (ots) - Cottbus. Der Staatssekretär im Potsdamer
Infrastruktur-Ministerium, Rainer Bretschneider, hat Fehler bei der
Kommunikation in Bezug auf die Kostenexplosion beim Bau von
schiffbaren Kanälen im Lausitzer Seenland eingeräumt. In einem
Interview mit der in Cottbus erscheinenden "Lausitzer Rundschau"
(Donnerstag) erklärte Bretschneider: "Es gibt keine Geheimpapiere.
Aber wir haben nicht rechtzeitig informiert, warum die Kanäle teurer
werden." Zugleich ließ der Staatssekretär keinen Zweifel, dass die
Steuer-Millionen für mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|