DER STANDARD-Kommentar: "Romney schießt sich ins Knie" von Christoph Prantner
Geschrieben am 13-09-2012 |
"Der Republikaner macht in der Außenpolitik seit Monaten eine
miserable Figur"; Ausgabe vom 14.09.2012
Wien (ots) - Er hätte so gerne auf Konter gespielt und den
Präsidenten als einen Schwächling dargestellt, dessen Regierung mit
Terroristen sympathisiert. Dann aber holte Mitt Romney, der derzeit
im Wahlkampf gegen Barack Obama unbedingt Punkte machen muss, die
Realität ein. In Kairo stürmte der islamistische Mob eine US-Mission,
in Bengasi kamen bei Anschlägen vier US-Diplomaten und mehrere
libysche Sicherheitskräfte ums Leben. Im Gegensatz zu den strategisch
geplanten internen Agenden hielt sich die Außenpolitik nicht an jenes
Skript, das die republikanischen Spindoktoren ihrem
Präsidentschaftskandidaten vorgeben.
Der Vorfall ist der jüngste in einer Serie von außenpolitischen
Fehlleistungen, die sich der Republikaner zuletzt geleistet hat. Er
zeugt von eklatantem Unwissen, erstaunlicher Verantwortungslosigkeit
und einer unverschämten Priorisierung von politischem Eigennutz vor
nationalen Interessen der USA. Denn üblicherweise scharen sich -
ungeachtet der Parteizugehörigkeit - im Krisenfall alle in Washington
um den Präsidenten. Nur Mitt Romney versuchte diesmal politisches
Kleingeld mit dem Aufruhr in der arabischen Welt zu wechseln.
Neu ist diese Verinnenpolitisierung der Außenpolitik (ein Phänomen,
das auch Österreich nicht fremd ist, wenn auch - und in diesem Fall
muss man wohl sagen leider - mit deutlich weniger schwerwiegenden
Konsequenzen) nicht. Aber bei Romney hat sie System: Er wählt gerne
scharfe Worte, die an der Heimatfront gut ankommen, aber die USA im
Ausland politisch in die Bredouille bringen.
In Afghanistan etwa wollte Romney lange Zeit keinen Frieden mit den
Taliban machen, sondern sie bis zu deren Kapitulation bekämpfen. Eine
Illusion, das hat der Republikaner nun auch selber eingesehen. Die
Russen bezeichnete er als größten geopolitischen Feind der Staaten,
obwohl Washington mit Moskau durchaus strategische Interessen teilt
(Stichwort China). Peking will Romney an seinem ersten Arbeitstag im
Weißen Haus als "größten Währungsmanipulator" entlarven. Den Iran
will er nötigenfalls mit einem Krieg vom Bau von Atombomben abhalten,
wenngleich selbst der israelische Geheimdienst nicht definitiv weiß,
ob das überhaupt der Plan Teherans ist. Und nur nebenbei sei erwähnt,
dass es Romney im Sommer auf seiner ersten Auslandsreise als
republikanischer Kandidat zustande brachte, die Briten und auch die
Palästinenser mit abschätzigen Bemerkungen zu verärgern.
Von der Realpolitik, die die Republikaner in den 1970er- und
1980er-Jahren, verkörpert von "Dr. K." Henry Kissinger und George
Bush senior, gepachtet zu haben schienen, ist nichts mehr übrig. Im
Gegenteil: Die "Romney-Doktrin" ist, in direktem Anschluss an George
Bush den Jüngeren und dessen Berater, hochideologisch und hat über
weite Strecken nichts mit geopolitischen Realitäten zu tun. Den
US-Interessen dient diese Doktrin keineswegs.
Das macht Romney außenpolitisch gefährlich - für die Vereinigten
Staaten und für die gesamte Welt. Er ist das, was die Amerikaner gern
eine "unguided missile", eine ungesteuerte Rakete nennen, die ohne
Rücksicht auf Verluste einfach irgendwo einschlägt. Erobert er das
Weiße Haus und bleibt er bei seinem außenpolitischen Stil, dann
schießt er sich - wie diesmal - mit seinen Aktionen nicht nur selbst
ins Knie. Dann sollte vielmehr die Welt in Deckung gehen.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
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