Westdeutsche Zeitung: Fernbusse - Konkurrenz für die Bahn - endlich
Ein Kommentar von Peter Kurz
Geschrieben am 14-09-2012 |
Düsseldorf (ots) - Längst überfällig war es - das Ende dieser
seltsamen Regelung, die die Bahn vor Konkurrenz durch Fernbusse
bewahrt. Eine Regelung, die dazu führte, dass Fernbuslinien bislang
nur eine Chance auf Genehmigung hatten, wenn sie nicht mit der Bahn
konkurrieren.
Dass das nicht so bleibt, wird vor allem jene freuen, die sich
immer wieder über den "Service" der Bahn ärgern. Da ist es nichts
Außergewöhnliches, dass man etwa für den ICE Frankfurt-Düsseldorf 76
Euro hinblättert und mit einem Platz auf dem Boden zwischen den
Abteilen abgespeist wird. Konkurrenz kann hier nur gut tun. Zumal die
neuen Wettbewerber auf der Straße preiswerter sein dürften.
Natürlich hat die Bahn weiterhin ihre Vorteile: Sie wird meist
schneller sein. Und mangels Staurisiko im Regelfall zeitlich
zuverlässiger. All diejenigen werden nicht auf den Bus umsteigen, die
die Bewegungsmöglichkeiten im Zug während der Fahrt schätzen und
nicht stundenlang an einen Sitz gefesselt sein wollen.
Doch für manch einen bedeutet die Bahn Stress. Ein- und Aussteigen
ist für Ältere oft ein Problem. Kleingruppen dürften in Bussen
"unterhaltsamer" ans Ziel kommen. Unter Umweltaspekten geht die Sache
auch in Ordnung. Der in dieser Hinsicht schädliche Individualverkehr
bekommt Konkurrenz. Im Vergleich zur Bahn steht zu erwarten, dass
Fernbusse mit ihrer geringeren Fahrgastzahl flexibler sind und im
Vergleich zur Bahn besser ausgelastet sein werden.
Allerdings: Freier Wettbewerb darf nicht zu Wildwuchs führen. So
ist es vernünftig, dass dem durch kommunale Mittel finanzierten
öffentlichen Personennahverkehr keine neue Konkurrenz entsteht - was
dadurch garantiert werden soll, dass die Haltestellen der Fernbusse
mindestens 50 Kilometer auseinander liegen müssen. Wichtig auch: Eine
strenge Aufsicht der Unternehmen und ihrer Sicherheitsstandards -
damit preiswertes Reisen nicht zum gefährlichen Reisen wird.
Stimmen dann noch die Fahrgastrechte - Entschädigungsleistungen
bei Ausfall oder großer Verspätung -, so ist allen gedient. Auch
denjenigen, die weiter mit der Bahn fahren. Einer Bahn, die es sich
dann aus Gründen des Wettbewerbs nicht mehr erlauben kann, den
zahlenden Gast auf dem Boden sitzen zu lassen.
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