Mittelbayerische Zeitung: Stratege Seehofer auf der Erfolgsspur
Der CSU-Chef steht in Umfragen glänzend da. Er darf sogar von einer absoluten Mehrheit träumen. Leitartikel von Christine Schröpf
Geschrieben am 19-09-2012 |
Regensburg (ots) - Horst Seehofer plant seine wichtigste Schlacht
mit beachtlichem Geschick. Offiziell ist der Wahlkampf längst nicht
eröffnet, doch hinter den Kulissen bringt der CSU-Chef seine Truppen
in Stellung und tüftelt am perfekten Timing fürs Projekt Machterhalt.
Dabei liegt er gut im Rennen. Ohne die CSU geht auch ab 2013 nichts,
vielleicht klappt's sogar mit der absoluten Mehrheit. Der Aigner-Coup
ist ein wichtiges Puzzlestück. Der Wechsel der
Landwirtschaftsministerin von Berlin nach München hat den von
Seehofer erwünschten Doppeleffekt: Zum einen ist die beliebte
Oberbayerin wichtiger Stimmenmagnet - die Partei hatte dort 2008
schmerzhafte Verluste verkraften müssen. Zum anderen steigt mit
Aigner die Zahl der Direktkandidatinnen um ein Landtagsmandat. Der
niedrige Frauenanteil ist eine Achillesferse der Partei. Deutliche
Appelle Seehofers, das bei den Nominierungen im Blick zu behalten,
hatten wenig gefruchtet. Es müssten immer die aussichtsreichste
Bewerber nominiert werden, hieß es von den Männern. In der Oberpfalz
malte der Landtagsabgeordnete Otto Zeitler gar die Gefahr eines Lands
der Amazonen an die Wand, nachdem es die Ministerin und
Bezirksvorsitzende Emilia Müller wagte, nach dem Direktmandat zu
greifen. Man darf gespannt sein, wie der Streit ausgeht. Bei Aigner
zieht keine Verhinderungsstrategie. Seehofer hat also sein Ziel
erreicht - auch wenn in der Öffentlichkeit ein anderer Aspekt alles
überlagert: die Kronprinzessinnen-Frage. Der CSU-Chef ist zwar
mitnichten amtsmüde. Lustig zu beobachten war es dann aber doch, wie
die Nachfolger in spe Aigners Heimkehr kommentierten. Finanzminister
Markus Söder postete im sozialen Netzwerk Facebook ein gemeinsames
Bild, outete sich aber zugleich anderswo symbolträchtig als
politischer Langstreckenschwimmer. Sozialministerin Christine
Haderthauer begrüßte per Twitter die "Kronprinzessinnen-Kollegin".
Wahlkampf kann auch amüsant sein. Für Seehofer bietet die
Titelverteidigung gerade weit mehr als Amüsement. Neue Umfragen
machen ihn zum Horst im Glück - auch wenn sich in den zwölf Monaten
bis zur Landtagswahl vieles ändern kann und von der CSU selbst in
Auftrag gegebene Meinungserhebungen kein Evangelium sind. Wichtiger
Faktor: Im direkten Vergleich übertrumpft Seehofer seinem
Herausforderer Christian Ude klar mit 54 zu 35 Prozent. Bei den
jungen Wählern schneidet Seehofer mit 63 Prozent Zustimmung sogar
noch besser ab. Der Amtsbonus spielt Seehofer in die Hände. Während
Ude gerade einen Marathon als Bierzeltredner absolviert, ist Seehofer
von Dienstwegen als Ministerpräsident pausenlos unterwegs. Als
Bundesratspräsident hat er international eine gute Figur gemacht.
Zuletzt traf er bei seiner schwierigsten Auslandsmission, der Reise
nach Israel, den richtigen Ton. Für die CSU ist trotzdem nicht alles
in sicheren Tüchern. Bei den Umfragen steckt der Teufel im Detail:
Die absolute Mehrheit, von der die Partei insgeheim träumt, wollen
die Wähler nicht. Auch das Kalkül der FDP geht nicht auf. Die
Liberalen gelten nicht als Wunschkorrektiv. Damit wird es für die
Partei noch schwerer, aus dem Umfragekeller zu klettern. Stattdessen
gefällt dem wundersamen Wähler am besten eine Große Koalition. Ein
Bündnis mit zwei Beteiligten, die gerade nach Kräften auf Distanz
gesetzt. Im September 2013 werden Fakten gesetzt. Bis dahin bleibt
Spielraum für politische Träume: In der CSU ist es der von der
absoluten Mehrheit, bei Rot-Grün der vom Machtwechsel.
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hegt die Hoffnung auf 15 Prozent.
Die FDP ersehnt die Wiederauferstehung, die Piraten das Kapern des
Landtags. Das macht Politik gerade so spannend, trotz einer CSU auf
der Erfolgsspur. Der gestählte Wahlkämpfer Seehofer weiß ohnehin:
auch dort können Überraschungen lauern.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
418422
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Blitzer-Warnern Halle (ots) - In Zeiten des Internets ist doch längst nichts mehr
geheim. Das gilt auch für die stationären Blitzer, deren Standorte
man heute mühelos googeln kann. Aber Internet (zu Hause) ist eben
nicht gleich Internet (unterwegs per Handy oder Navi-Gerät), meint
das Gesetz. Tatsache ist, dass die stationären
Verkehrskontroll-Anlagen an Stellen stehen, wo sie durchaus Sinn
haben. An Ampelkreuzungen etwa und gelegentlich auch als Tempobremse
an neuralgischen Punkten. Nun aber zu behaupten, dass die Warnung vor
solchen Blitzern mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Steuerzahler-Schwarzbuch Halle (ots) - Die meisten Fälle sind zwar bereits bekannt, aber
durch die Zusammenfassung im Schwarzbuch wird die Dimension der
Verschwendung oder zumindest fragwürdigen Ausgabe öffentlicher Gelder
erst deutlich. Das ist wichtig, denn nur durch Transparenz entsteht
jener Druck, der künftige Fälle von Verschwendung vermeiden hilft.Es
sind auch hanebüchene Fälle in dem Schwarzbuch vertreten: Von der
Hamburger Elbphilharmonie, deren Kosten von 77 auf 323 Millionen Euro
geklettert sind, bis zur Nürburg-Ring-Pleite, die den Steuerzahler mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Riester-Rente Halle (ots) - Ein standardisiertes Formblatt soll es nun richten.
Das klingt bürokratisch, doch die Wirkung sollte nicht unterschätzt
werden. Erstmals sind die Anbieter damit gezwungen, alle wichtigen
Daten eines Riester-Vertrags übersichtlich und verständlich
darzustellen. Das betrifft insbesondere die Kosten. Die Verbraucher
können dann Preis und Leistung der Riester-Verträge leicht
vergleichen. Damit besteht zumindest die Chance, dass ein echter
Wettbewerb entsteht, der zu rendite-stärkeren Angeboten führt. Die
Koalition hätte mehr...
- NRZ: In der Riester-Falle - Kommentar von Peter Hahne Essen (ots) - Mehr als 15 Millionen Menschen in Deutschland haben
einen Riester-Vertrag gekauft. Sie wollen - oder besser: müssen -
damit die Lücke aus der gesetzlichen Rentenkasse schließen. Die
Riester-Sparer haben darauf vertraut, dass die staatliche Förderung
auch eine Art Gütesiegel ist und sie nicht über den Tisch gezogen
werden. Das war ein Irrglaube. Die Mehrheit der Sparer muss heute
feststellen, dass sie ein schlechtes Geschäft gemacht hat. Sie sitzen
in der Riester-Falle. Trotz staatlicher Zuschüsse sind die Renditen
mager, mehr...
- Weser-Kurier: Zur Änderung des Arzneimittelgesetzes schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 20. September 2012: Bremen (ots) - Sicher ist es richtig, sich einen genauen Überblick
über den tatsächlichen Verbrauch von Antibiotika in den Mastställen
zu verschaffen, indem jeder Mäster verpflichtet wird, Art und Menge
der an die Nutztiere verfütterten Antibiotika zu melden. Nur so kann
der übermäßige Einsatz im Stall erkannt und geahndet werden, wenn die
Kontrollbehörden tatsächlich mehr Kompetenzen bekommen. Dass dies
auch mehr Bürokratie bedeutet, müssen die Mäster in Kauf nehmen.
Gleichwohl geht die Gesetzesnovelle angesichts der heute schon
vorhandenen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|