NRZ: Das Spitzel-Dilemma des Staates - ein Kommentar von WINFRIED DOLDERER
Geschrieben am 26-09-2012 |
Essen (ots) - Gut möglich, dass nichts dran ist an der neuesten
Skandalgeschichte rund um das Zwickauer Terrortrio. Viel mehr als der
Hinweis eines Bundesanwalts, der sich zu erinnern meint, vor zehn
Jahren einen Namen auf einer Liste gesehen zu haben, liegt bislang ja
auch nicht vor. Und der Betroffene lässt aus der Haft dementieren.
Gut möglich also, dass die Affäre um die Mordtaten des
"Nationalsozialistischen Untergrunds" für die Sicherheitsbehörden
nicht noch peinlicher wird als sie ohnehin schon ist. Noch
peinlicher, das hieße: Es wären gleich zwei Komplizen aus dem
unmittelbaren Umfeld des Trios gewesen, die jahrelang als V-Leute für
die Sicherheitsbehörden gewirkt hätten. Einer von ihnen ausgerechnet
der Lieferant der Mordwaffe - so lautet die neueste
Skandalgeschichte.
Was wäre gewonnen, sollte sie sich als unwahr erweisen? Es würde
nichts daran ändern, dass es einen V-Mann ja nachweislich gegeben
hat, der zehn Jahre lang für die Berliner Polizei spitzelte. Er will
2002 auch mit einem Hinweis gedient haben. Der aber verlor sich im
Behördendickicht. Die Frage drängt sich auf: Wozu hat man dann
V-Leute?
Weil authentische Auskünfte aus extremistischen Zirkeln anders
nicht zu beschaffen sind, lautet üblicherweise die Antwort der
Experten. Dagegen etwas einzuwenden, fällt schwer. Wer kann schon
mitreden, wo die Geheimhaltung regiert? Gar die Methoden
hinterfragen, wo unser aller Sicherheit auf dem Spiel steht? In Kauf
genommen wird dabei, dass der Staat gewaltgeneigte Extremisten
alimentiert. Und sich auf Gewährsleute verlassen muss, deren
Loyalität geteilt ist. Sie gilt dem Milieu, dem sie angehören.
Vielleicht auch der Behörde, die sie bezahlt. Welche Loyalität
überwiegt? Ist der Staat auf die sinistren Helfer angewiesen, um
Schlimmes zu verhüten? Im Zwickauer Fall wurde das Schlimmste nicht
verhindert. Das zumindest ist unbestritten.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
419841
weitere Artikel:
- WAZ: Wenn die schwarze Troika sich feiert
- Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Merkel, Kohl, Schäuble - die schwarze Troika
inszeniert sich, Geburtstage und Jubiläen feiernd, so, wie der
Altkanzler seine CDU immer sehen wollte: als harmonische "Familje".
Wobei ein Dreieck vielleicht in der Physik eine stabile Veranstaltung
ist, in der Politik ist es das nicht. Kohl hat Schäuble nicht zum
Kanzler gemacht, Merkel ihn nicht zum Präsidenten. Kohl hat in der
Spendenaffäre erst sich selbst erledigt, bevor er von Merkel vom
Thron geschubst wurde, um hernach Schäuble mit in diesen Sumpf zu
ziehen. Alles mehr...
- NRZ: Salomonisch - ein Kommentar von JAN JESSEN Essen (ots) - Wenn man es positiv bewerten will, dann ist der
Gesetzentwurf zu den Beschneidungen von Jungen ein salomonischer. Die
operative Entfernung der Vorhaut bleibt zwar eine Körperverletzung,
wird aber auch dann nicht bestraft, wenn sie nicht aus medizinischen
Gründen geboten ist - kurz: Beschneidungen aus religiösen Gründen
bleiben weiterhin erlaubt. Juden und Muslime können das ihnen
wichtige Ritual also künftig weiter bei Ärzten durchführen lassen,
die für die im Gesetzentwurf geforderte "gebotene und wirkungsvolle
Schmerzbehandlung" mehr...
- WAZ: Die Angst ist immer präsent
- Kommentar von Hayke Lanwert Essen (ots) - So abgegriffen das Wort auch wirkt, es ist eine
Tragödie, die da in Neuss geschehen ist. Eine Mitarbeiterin des
Jobcenters stirbt, erstochen, mit welcher Waffe auch immer, weil sie
offenbar nicht so agierte, wie ihr Kunde sich das vorstellte. Was
genau geschehen ist, wissen wir noch nicht. Doch wie banal die
Hintergründe sein können, zeigen frühere Fälle von Gewalt in
Jobcentern. Mal ging es um 10 Euro, die bar ausgezahlt werden
sollten, mal genügte ein fehlender Antrag, den Kunden, den
Arbeitslosen, ausrasten zu lassen. mehr...
- Rheinische Post: Siechende Koalition
= Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Der erneute Streit um das Betreuungsgeld dürfte
Angela Merkel auf schmerzhafte Weise gezeigt haben, dass sich eine
Kanzlerin auch in einer Euro-Krise innenpolitischen Zwängen nicht
entziehen kann. Eifersüchteleien, Racheakte und Animositäten prägen
das Zusammenspiel von Union und FDP selbst bei Themen, die längst
vereinbart wurden. Mit Inhalten hat all das nichts mehr zu tun.
Europa kämpft mit der Existenz seiner Währung und einer Zukunft in
Wohlstand. Die Berliner Koalition diskutiert über eine zweifelhafte
familienpolitische mehr...
- Rheinische Post: Wir müssen mehr Distanz wahren
= Von Reinhold Michels Düsseldorf (ots) - Vom Schriftsteller Alexandre Dumas stammt die
Bemerkung: Alle Verallgemeinerungen seien gefährlich, auch diese.
Dennoch: Dieser Pauschalisierung wird man sich nach der todbringenden
Messerattacke von Neuss kaum verschließen können: Dass die Arbeit in
Jobcentern - in der Sprache des Arbeitsrechts - " gefahrgeneigt" ist.
Das junge Opfer in Neuss und viele ihrer zu Tausenden engagierten,
von Rüpeln manchmal bis zur Weißglut gereizten Kollegen sind dieser
Gefahr ausgesetzt. Werden - so wird man fragen müssen - diese Kräfte mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|