Neue OZ: Kommentar zu Prozesse / Somalia / Piraten
Geschrieben am 19-10-2012 |
Osnabrück (ots) - Täter und Opfer zugleich
Vor rund 600 Jahren soll Seeräuber Klaus Störtebeker in Hamburg
geköpft worden sein. Nun endete in der Hansestadt der erste
Piratenprozess auf deutschem Boden seit Jahrhunderten. Die Richter
verhängten in dem fairen Mammutverfahren gegen zehn Somalier
Haftstrafen von bis zu sieben Jahren. Sie hatten den deutschen
Frachter "Taipan" gekapert, die Mannschaft in Geiselhaft genommen und
versucht, Lösegeld zu erpressen. Dass die Matrosen mit dem Leben
davonkamen, war dem Einsatz niederländischer Spezialkräfte zu
verdanken. In Hamburg saßen somit Schwerkriminelle auf der
Anklagebank, doch gleichzeitig wurde während der 105 Verhandlungstage
klar: Gerade für die drei jüngsten Seeräuber gilt, dass sie Täter und
Opfer zugleich sind.
Somalia, das ist Bürgerkrieg, Hunger, Verzweiflung, Fanatismus.
Die damals minderjährigen Seeräuber wuchsen nicht mit
Klavierunterricht auf, sondern mit der Kalaschnikow. Ihr Schicksal
macht deutlich, dass die Ursachen der Piraterie mit militärischen
Mitteln nicht zu bekämpfen sind. Der Schutz der internationalen
Seefahrt durch deutsche und alliierte Kriegsschiffe bleibt wichtig.
Es kommt aber vor allem darauf an, die Krisenherde im Land zu
befrieden. Erste Fortschritte haben Friedenstruppen der Vereinten
Nationen in Mogadischu erzielt. Doch Somalias Gesellschaft benötigt
noch große Anstrengungen, um im 21. Jahrhundert anzukommen.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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