MEDIENTAGE MÜNCHEN 2012 vom 24. bis 26. Oktober:
Eröffnung und Mediengipfel
Divergierende Logik in konvergenten Welten
Geschrieben am 24-10-2012 |
München (ots) - Der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer
hat zum Auftakt der MEDIENTAGE MÜNCHEN zugesagt, Bayern werde einen
Runden Tisch zu Fragen der Medienregulierung initiieren. Damit sollen
für den Bereich der Bewegtbilder Regeln geschaffen werden, die dem
Fernsehen im Vergleich zum weniger stark regulierten Internet mehr
Chancengleichheit gewähren. Ungleichheiten der Regulierung
unterschiedlicher Medien standen generell im Mittelpunkt des
Mediengipfels zum Kongressmotto "Weichen stellen. Die neue Gesetze
der Medienwelt."
Seehofer sprach sich bei der Medienregulierung für "mehr Freiheit
und weniger Hürden" aus. Beispielsweise sei es nicht Aufgabe der
Politik zu sagen, welcher öffentlich-rechtliche Kanal kommen oder
welcher gestrichen werden solle. Politik müsse vielmehr Anreize
schaffen, damit Medien den Bedürfnissen der Menschen angepasst werden
könnten. Es gelte, nur das "unabdingbar Notwendige" zu regeln, und
zwar unideologisch und pragmatisch. Zu den Bereichen, die reguliert
werden müssten, zähle das Urheberrecht. Dabei handle es sich derzeit
um eine "Spielwiese für Spezialisten". Das neue Leistungsschutzrecht
sei ein erster sinnvoller Schritt. Darüber hinaus müsse für ein
besseres Regelwerk "die EU wirklich mal Signale setzen".
Staatsminister Thomas Kreuzer, der die Bayerische Staatskanzlei
leitet, ergänzte im Laufe der Diskussion, auch die Bereiche Jugend-
und Verbraucherschutz dürften nicht unreguliert bleiben. Im
Medienkonzentrationsrecht müssten hingegen Beschränkungen abgebaut
werden.
Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für
neue Medien (BLM) und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der
MEDIENTAGE MÜNCHEN, sagte bei seinem Grußwort, klassische
Regulierungsansätze, die nach Mediengattungen differenzieren,
entsprächen nicht mehr der Medienwirklichkeit, "weil das Internet die
Grenzen verschwimmen lässt". Deshalb habe die BLM einen
MedienVielfaltsMonitor entwickelt. Dabei wird die Meinungsmacht
einzelner Unternehmen durch eine Verknüpfung von Reichweitenanteilen
und einem spezifischen Meinungsbildungsgewicht hergeleitet.
Schließlich lässt sich der Anteil am Meinungsmarkt für konkrete
Unternehmen in Prozentzahlen ausdrücken. So entfällt etwa auf die ARD
ein Anteil am Meinungsmarkt von 22,2 Prozent, für die Bertelsmann AG
ergeben sich 14,2 Prozent und für die ProSiebenSat. 1 Media AG 8,9
Prozent. Schneider ergänzte, die neue Systematik könne noch keine
Online-Konzerne wie Google oder Facebook erfassen, werde aber
kontinuierlich aktualisiert.
Auf der Tatsache, dass vor allem die großen Online-Konzerne aus
den USA die Medienlandschaft verändern, fußte auch die Keynote von
Gerhard Zeiler. Der Präsident von Turner Broadcasting System
International in London argumentierte, Bewegtbilder würden zwar im
Internet an Bedeutung gewinnen, das klassische Fernsehgeschäft aber
nicht negativ beeinflussen. Dafür sprächen ein günstiges
Preis-Leistungs-Verhältnis und die große Innovationsbereitschaft der
Branche. Zeiler hob die gesellschaftliche Bedeutung von wertvollem
Journalismus und die "Entspannungskraft von gutem Fernsehen" hervor.
Es gelte, TV-Programme vor allem so anzubieten, dass sie immer und
überall genutzt werden könnten. Diversifizierung und eine
Konzentration auf lokale Geschäftsfelder sowie die Nutzung des
Marketingpotenzials sozialer Netzwerke seien weitere Voraussetzungen,
um im Wettbewerb mit dem Internet bestehen zu können. Während Zeiler
Pay-TV als "essentiellen Teil der TV-Landschaft" charakterisierte,
bezeichnete er die Gratis-Kultur im Internet als Irrtum und die
Daten-Piraterie als Diebstahl. Zeiler empfahl TV-Programmmachern
Innovationsgeist und Risikobereitschaft. Dass mutiges Experimentieren
wichtig sei, unterstrich auch Brian Sullivan. Der
Vorstandsvorsitzende von Sky Deutschland war der Ansicht, insofern
dürfe etwa der Erfolg von Harald Schmidt nicht nur an Quoten gemessen
werden. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel nannte die Sendung
"Gottschalk live" als Beispiel für ein Projekt, bei dem Neues
versucht, aber vom Vorabendpublikum der ARD nicht belohnt worden sei.
Im Übrigen dürfe sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht immer
nur nach Zuschauermarktanteilen richten. Bei Angeboten, in denen es
etwa um Hochkultur gehe, stehe die Akzeptanz innerhalb bestimmter
Zielgruppen im Vordergrund.
Während der Panel-Diskussion, die beim Mediengipfel erstmals von
Prof. Dr. Miriam Meckel moderiert wurde, sah sich vor allem Dr.
Stefan Tweraser heftiger Kritik ausgesetzt. Googles Country Director
für Deutschland, Österreich und die Schweiz vertrat die Ansicht, der
Suchmaschinen-Marktführer benötige deshalb keine Regulierung, weil er
sich konsequent nach den Wünschen der Nutzer ausrichte und selbst
keine Inhalte erstelle. Das sahen fast alle Diskussionsteilnehmer
ganz anders. "Google ist Meinungsmacht", widersprach Conrad Albert,
der als Vorstand den Bereich Legal, Distribution & Regulatory Affairs
der ProSiebenSat.1 Media AG leitet. Google dringe in immer neue
Geschäftsbereiche vor, präsentiere sich mit YouTube wie ein
Fernsehkanal und ziele auf die Werbeetats der TV-Branche. Dr. Thomas
Schmid, der den Bereich Medienpolitik bei RTL Television leitet,
vertrat eine ähnliche Ansicht. Wer sich wie Google in den USA auf das
First Amendment berufe, könne nicht behaupten, er könne keinen
Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung nehmen. Schmid sprach in
diesem Zusammenhang von einer "divergierenden Logik in konvergenten
Welten". Während Tweraser auf den "neutralen Zugang" verwies, den
Google biete, bemängelte die WDR-Intendantin Piel, dem
Suchalgorithmus fehle es an Transparenz.
René Obermann,Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG,
beklagte sich darüber, dass Google mit seinen YouTube-Kanälen stark
vom Breitbandausbau der Telekommunikationsnetze profitiere, sich aber
an den Kosten nicht entsprechend beteilige. Dr. Paul-Bernhard Kallen,
Vorstandsvorsitzender von Hubert Burda Media, verwies auf
Ungleichgewichte bei der Regulierung innerhalb der Europäischen
Union. So lockten etwa geringe Steuersätze und ein liberaler Umgang
mit dem Datenschutz Unternehmen nach Irland. Außerdem gelte für den
Verkauf von E-Books in Luxemburg nur ein Umsatzsteuersatz von drei
Prozent, und US-Konzerne erhielten - beispielsweise durch
Holding-Konstruktionen in den Niederlanden - in der EU
Steuersubventionen in Millionenhöhe. Staatsminister Kreuzer sprach in
diesem Zusammenhang von "ungleichen politischen Steuerungssystemen"
und forderte Wettbewerbsgleichheit.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.medientage.de.
Pressekontakt:
Medientage München
Anja Kistler
Telefon: 089/68999250
Fax: 089/68999199
anja.kistler@medientage.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
424928
weitere Artikel:
- "Tessa Hennig: Elli gibt den Löffel ab" /
Komödie mit Michaela May und Charlotte Schwab im ZDF-"Herzkino" (BILD) Mainz (ots) -
Mit "Tessa Hennig: Elli gibt den Löffel ab" zeigt das
ZDF-"Herzkino" am Sonntag, 28. Oktober 2012, 20.15 Uhr, eine Komödie
nach der Romanvorlage der Bestsellerautorin. Neben Michaela May und
Charlotte Schwab als zerstrittene Schwester gehören zur prominenten
Besetzung Peter Prager, Ivanka Brekalo, Martin Umbach und viele
andere. Edzard Onneken inszenierte nach dem Drehbuch von Thomas
Hernardi.
Eleonore (Michaela May), genannt Elli, hat die Nase voll vom
Leben: Ihr Mann ist schon seit einigen Jahren tot, die mehr...
- Presse-Einladung: Professor Dr. Wolfgang Kersting erhält Freiheitspreis 2012 / Dr. Klaus von Dohnanyi hält Laudatio Potsdam (ots) - "Wolfgang Kersting hat sich stets für einen
Liberalismus stark gemacht, der ethisch, bürgernah und
verantwortungsbetont ist", erklärten der Vorstandsvorsitzende der
Stiftung, Dr. Wolfgang Gerhardt MdB, der Vorsitzende des Kuratoriums,
Prof. Dr. Jürgen Morlok, und die Vorsitzende der Jury, Dr. Karen
Horn. Zunächst beeindruckt vom Geist der 68er-Bewegung, ist Wolfgang
Kersting heute einer der ganz wenigen liberalen Philosophen
Deutschlands.
Die Stiftung für die Freiheit ehrt mit Wolfgang Kersting eine der
bedeutendsten mehr...
- Europäische Spitzenpolitiker warnen vor Vorverurteilung der Wahlen in der Ukraine Berlin (ots/PRNewswire) -
Europäische Spitzenpolitiker warnten im Zuge der Konferenz
"Ukraine und Europa: Wahlen, Integration und wirtschaftliche
Perspektiven" in Berlin davor, vorschnell über die am Sonntag in der
Ukraine stattfindenden Parlamentswahlen zu urteilen und die Wahl "im
Licht des Falls Tymoschenko" zu bewerten.
"Wir dürfen nicht zulassen, dass der Fall Tymoschenko über die
Zukunft unserer Beziehungen entscheidet," so Günter Verheugen, der
als EU-Kommissar von 1999 bis 2004 für die EU-Erweiterung zuständig
war.
mehr...
- Sternburg Bier gewinnt den ersten deutschen TNS Fanpage Award München (ots) - Mehr als 20.000 Fans bewerteten zahlreiche
Facebook Marken- und Unternehmensseiten im Rahmen des TNS Fanpage
Awards 2012
Am Abend wurde im Münchener P1 auf der Messe-Party der
Marktforschungsmesse Research & Results der erste TNS Fanpage Award
für die beste deutsche Facebook Fanpage verliehen. Den Sieger-Pokal
nahm ein Unternehmensvertreter für die Biermarke Sternburg Bier
entgegen. Die Facebook Markenseite der Leipziger Traditionsbrauerei
konnte seine Fans am meisten begeistern und gewann somit den ersten
Preis. mehr...
- Keine Lust mehr auf Indoktrination? Massiver Zuschauerschwund bei den TV-Nachrichten von ARD und ZDF. / Wiedenroths tägliche Politik-Karikatur Flensburg (ots) - Der Titel der täglichen Politik-Karikatur von
Götz Wiedenroth für Mittwoch, 24. Oktober 2012 lautet:
Keine Lust mehr auf Indoktrination? Massiver Zuschauerschwund bei
den TV-Nachrichten von ARD und ZDF.
Bildunterschrift: Wann folgt auf die Zwangsfinanzierung das
gesetzlich vorgeschriebene Zwangszuschauen?
Die Zeichnung ist ab heute unter
http://www.wiedenroth-karikatur.de/02_AktuKariListeText.html
im Internet aufrufbar. Das Honorar für den einmaligen Abdruck
der Karikatur beträgt EUR mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Sonstiges
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
Sat1.de mit neuem Online-Spiele-Portal Sat1Spiele.de / SevenOne Intermedia baut Bereich Games weiter aus
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|