Schwäbische Zeitung: Es geht nicht um die Herdprämie - Leitartikel
Geschrieben am 24-10-2012 |
Leutkirch (ots) - Was unterscheidet den Kuhhandel vom Kompromiss?
Es ist die rationale Nachvollziehbarkeit. Wer die Praxisgebühr
verschachert gegen das Betreuungsgeld, kann nicht erwarten, dass die
Menschen das logisch finden - also handelt es sich um einen faulen
Kompromiss namens Kuhhandel. Allerdings: Die Diskussion um das
Betreuungsgeld weist für sich genommen längst irrationale Züge auf.
Es müsste eigentlich verdächtig stimmen, wenn Arbeitgeber und
Gewerkschaften, Grüne, Rote, Gelbe sowie Teile der Schwarzen nahezu
unisono gegen das als Herdprämie verunglimpfte Betreuungsgeld sind.
Worum geht es eigentlich? Möglicherweise nicht so sehr um 100 oder
150 Euro pro Monat. Ein Kita-Platz kostet - nebenbei bemerkt - ein
Vielfaches. Und diese 100 oder 150 Euro werden in den seltensten
Fällen das Familieneinkommen so aufbessern, dass eine Frau deswegen
ihr Kind in den ersten drei Lebensjahren selber betreuen und erziehen
kann. Aus dieser Warte betrachtet, ist das Betreuungsgeld in der Tat
nicht sehr hilfreich und eher von symbolischem Wert. Aber genau darum
dreht sich in Wirklichkeit diese leidige Diskussion: um Symbolik. Die
Gegner wollen eine Botschaft unters Volk streuen, die da lautet: Wer
sein Baby zu Hause selber versorgt, der verhält sich
wirtschaftsschädlich, egoistisch und so gar nicht emanzipatorisch.
Eigenartigerweise sind die meisten Kinderärzte ebenfalls unisono
der Meinung, dass die Mutter für ihr Kind in den ersten drei
Lebensjahren eminent wichtig sei. Dass es für die Entwicklung des
Kindes prägend sei, am Anfang bei der eigenen Mutter sein zu können.
Diese Stimmen gehen im großen Chor der Herdprämiengegner fast unter.
Die Folge ist, dass junge Frauen heute schon eine Art
Rechtfertigungsdruck verspüren, wenn sie sich dafür entscheiden, drei
Jahre lang für ihr Kind da zu sein.
Und das ist schlicht eine gesellschaftliche Fehlentwicklung. Sie
läuft darauf hinaus, dass Frauen keine echte Wahlfreiheit mehr haben
- völlig unabhängig von 150 Euro mehr oder weniger.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
424977
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Außer Rand und Band?
Die CSU und die ZDF-Affäre Cottbus (ots) - Ein Pressesprecher außer Rand und Band? Der Anruf
aus der CSU-Parteizentrale beim ZDF ist weit mehr als der Fauxpas
eines übereifrigen Mitarbeiters. Er steht dafür, dass es in der ach
so modern und liberal sein wollenden CSU anscheinend nach wie vor die
fatale Haltung gibt, man sei eine Staatspartei, die sich alles
erlauben dürfe. Das war nie in Ordnung. Und gerade durch den Verlust
der absoluten Mehrheit müsste doch auch der CSU ein Licht aufgegangen
sein, dass sie eine Partei unter Gleichen ist. Wenn auch mit ein paar mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
CSU-Intervention beim ZDF?
Eigentlich unwahrscheinlich
RALF MÜLLER, MÜNCHEN Bielefeld (ots) - Tatsächlich wundert es schon, dass
CSU-Parteisprecher Hans-Michael Strepp den von vornherein zum
Scheitern verurteilten Versuch unternommen haben soll, eine
Berichterstattung über Christian Udes SPD-"Krönungsmesse" in der
ZDF-Sendung "Heute" zu verhindern. Wenn es tatsächlich so gewesen
sein sollte, dann müsste der Mann in erster Linie wegen Dummheit und
erst dann wegen des Versuchs der Bevormundung freier Medien gefeuert
werden. Tatsächlich war es ja auch so, dass sich die
"Heute"-Redaktion nicht dreinreden ließ. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Europa
Besser Trippelschritte als Rückschritte
SABINE BRENDEL, BRÜSSEL Bielefeld (ots) - Es gibt ein Bild, das den Ablauf von EU-Gipfeln
treffend beschreibt: Der Berg kreißte - und gebar ein Mäuschen. Das
mögen viele Bürger bedauern. Schließlich wecken Politiker vor diesen
Spitzentreffen viele Erwartungen, die sie dann nicht alle erfüllen
können. Doch Kanzlerin Merkel & Co. beschließen derzeit Dinge, die
vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären. Das ist ein Erfolg.
Vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, sich über einen
Euro-Rettungsfonds gegenseitig Hilfe zu leisten. Vor wenigen Jahren mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Schwarz-Gelb ringt um Kompromisse
Stellungskrieg
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Muss Politik tatsächlich immer daherkommen wie
eine Art Stellungskrieg mit Drohungen, Chaos, Einschüchterungen und
Geländegewinnen? Was Schwarz-Gelb dem Publikum im Vorfeld des
nächsten Koalitionsgipfels am 4. November bietet, ist das Gegenteil
von verantwortlicher Politik, die hart, aber fair um Themen und
Inhalte ringt. Dabei ist dieser Gipfel die letzte Chance für
Schwarz-Gelb, sowohl Daseinsberechtigung als auch Zukunftsfähigkeit
unter Beweis zu stellen. Danach beginnt der Wahlkampf, und da wird
diese Koalition mehr...
- Westfalen-Blatt: zum Thema Griechenland: Bielefeld (ots) - Die für Griechenland frohe Botschaft kommt nicht
überraschend. Das Land bekommt mehr Zeit für die Spar- und
Reformbemühungen. Die Geldgeber verstecken sich noch hinter dem
kommenden Urteil der Troika. Dabei ist die Entscheidung doch schon
längst gefallen. IWF-Chefin Christine Lagarde hatte den Anfang
gemacht und eine Fristverlängerung für Athen gefordert. Danach
erklärte Kanzlerin Angela Merkel den Verbleib Griechenlands in der
Euro Zone als oberstes Ziel. Den Zusatz »koste es, was es wolle« hat
sie sich dabei mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|