NRZ: Peer Steinbrück, ein Kandidat der höheren Preisklasse - ein Kommentar von MIGUEL SANCHES
Geschrieben am 02-11-2012 |
Essen (ots) - In Amerika stolpern Politiker über Sexstorys, in
Deutschland über Geldfragen, in Frankreich vermutlich über beides
nicht. Das ist eine alte Erfahrung, nicht mehr. Damit ist nicht
gesagt, dass Peer Steinbrück schon gescheitert sei, bevor er als
Kandidat richtig loslegen konnte. Gewählt wird in einem Jahr. Dann
wird es nicht um 1,25 Millionen Euro an Honoraren geben.
Allein, etwas bleibt. Ein Imageschaden. Es ist wie bei Klaus
Ernst, als er die Linkspartei anführte. Als bekannt wurde, dass er
Porsche fuhr, haben viele die Nase gerümpft. Steinbrück wird fortan
als "Genosse Krösus" (BZ) firmieren. Es ist unfair. Damit muss er
aber leben. Vorurteile sind Fakten, die man strategisch
einkalkulieren sollte.
Seit die SPD einen Spitzenkandidaten hat, ist er damit
beschäftigt, sich zu erklären. Dass er hohe Zusatzeinkünfte hatte,
war bekannt. Dass man ihm daraus einen Strick drehen könnte, hätte er
sich denken und entsprechend wappnen können. Er und die SPD waren
aber unvorbereitet. Grausam.
Mit der Offensive für Transparenz haben sie sich nur Luft
verschafft. Die Diskussion darüber, ob 25.000 Euro für eine Rede in
Bochum als Spende oder als Honorar gedacht waren, zeigt aber: Das
Rohr ist leck und kann tröpfeln: neue Fragen, neue Erklärungsnöte.
Transparenz ist immer gut. Aber man sollte Abgeordneten die
Offenheit abverlangen, zu der man selbst fähig ist. Die meisten
Menschen verraten nicht, wie viel sie verdienen; und sie halten das
Steuergeheimnis hoch.
Es ist ein Irrglaube, jede Eventualität gesetzlich regeln zu
wollen. Anders gesagt: Ein Abgeordneter darf aus freien Stücken auf
Diäten verzichten (spenden), weil er finanziell unabhängig ist und
mit Vorträgen, Büchern genug verdient und bestens versorgt ist. Das
muss er mit sich selbst ausmachen.
Steinbrück verstieß gegen kein Gesetz, als er mitnahm, was er
mitnehmen konnte. Seine Geisteshaltung war auch nicht: Wes' Brot ist
ess, des' Lied ich sing. Ein Teil der Sozialdemokraten wird aber
innerlich zerrissen sein. Sie spüren die Heuchelei ihrer Gegner, der
Reflex: Reihen schließen, gleichzeitig macht Steinbrück es allerdings
schwer, sich mit ihm zu identifizieren. Es ist wohl so: Die SPD
leistet sich einen Kandidaten der höheren Preisklasse. Da kann nicht
jeder Wähler mitfühlen.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
426692
weitere Artikel:
- WAZ: Die neuen Ruhrbarone
- Leitartikel von Thomas Wels Essen (ots) - Wenn das politische Gezerre um die Top-Personalien
in der RAG-Stiftung Hinweis auf die Zukunft wäre, dann ließe das
nichts Gutes erahnen. Die Beteiligten, das kann man im Nachhinein
festhalten, haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Schon allein
deshalb nicht, weil die Machtkämpfe zeitweise sogar den für Evonik so
wichtigen Börsengang bedrohten. Politische Ränkespiele sind das
Letzte, das ein Unternehmen und seine Beschäftigten brauchen können.
Evonik ist Faustpfand der Steuerzahler, die RAG-Stiftung hat es zu
wahren. mehr...
- WAZ: Teurer Plausch mit Steinbrück
- Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Stolze 25.000 Euro für einen 80-minütigen,
entspannten Plausch über SPD und BVB, Kanzler und Kandidaten, Gott
und die Welt - es gibt Leute, die für ihr Geld härter arbeiten müssen
als Peer Steinbrück in seiner Rolle als Stargast einer Talkshow in
Bochum. Doch abseits der Debatte, ob ein derartiges Honorar
angemessen ist, wirft der Auftritt Steinbrücks bei der Bochumer
Promi-Runde mehrere Fragen auf. Durfte Steinbrück das Geld nun für
sich verbuchen? Oder war stattdessen eine Spende vereinbart? Welche
Rolle spielt dabei mehr...
- Lausitzer Rundschau: Schmerzen in der Wende
Zum Energiegipfel bei Bundeskanzlerin Merkel Cottbus (ots) - Die erneuerbaren Energien entwickeln sich äußerst
dynamisch und alle, alle wollen davon profitieren. Das wird immer
chaotischer. Die Stromnetze wachsen nicht mit. Und die Rentabilität
von Kohle- und Gaskraftwerken, die für die Stabilität vorübergehend
noch existenziell bleiben, auch nicht. Das
Erneuerbare-Energien-Gesetz treibt wie ein Brandbeschleuniger die
Entwicklung an. Und damit die Kosten. Das alles sind Folgen einer
Erfolgsgeschichte. Wachstumsschmerzen. Aber das ist kein Trost. Die
schwarz-gelbe Bundesregierung mehr...
- Lausitzer Rundschau: Das Kleinreden geht weiter
Was die Morde des Neonazi-Trios lehren Cottbus (ots) - Ein Jahr danach hat sich der Nebel gelichtet.
Viele Puzzleteile sind zusammengesetzt, warum der braune Terror
jahrelang in Deutschland Menschen ermorden konnte. Als vor einem Jahr
die Wohnung des NSU-Trios in Zwickau in die Luft flog und zwei von
ihnen in einem Wohnmobil Selbstmord begingen, ahnte allerdings noch
niemand, wie rasant die Sicherheitsbehörden das Zutrauen in ihren
Kampf gegen den Rechtsextremismus verspielen würden. Ein Jahr danach
gilt als bewiesen: Einige Morde hätten verhindert werden können. Wenn
nicht mehr...
- "DER STANDARD"-Kommentar: "Love it or leave it"
von Alexandra Föderl-Schmid Die Briten sollten sich endlich entscheiden: Mehr Europa oder
Austritt aus der EU - Ausgabe vom 3.11.2012
Wien (ots) - Während Deutschland und Frankreich das Projekt Europa
in den vergangenen 40 Jahren vorangetrieben haben, stand
Großbritannien meistens abseits oder legte sich quer: Unvergessen ist
der Auftritt der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, die
mit ihrem Ruf "I want my money back" 1984 den sogenannten
Briten-Rabatt als Ausgleich für geringere Agrarsubventionen erreichte
- zuletzt 3,6 Milliarden Euro im Jahr 2011. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|