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Frankfurter Neue Presse: Bahn/Siemens "Sänk ju for bibbering wis Deutsche Bahn" Kommentar von Panagiotis Koutoumanos

Geschrieben am 22-11-2012

Frankfurt am Main (ots) - Erkaltet ist das Verhältnis zwischen der
Deutschen Bahn AG und der deutschen Bahnindustrie schon lange. Aber
jetzt ist die Stimmung auf dem Gefrierpunkt angelangt. Und sollte der
diesjährige Winter nicht so mild ausfallen wie der vergangene,
dürften auch tausende Fernverkehrsgäste des Schienenkolosses frösteln
- wenn sie wie im Winter 2010/11 wieder stundenlang am Gleis auf
ihren Zug warten müssen. Denn aufgrund der erneuten Lieferverzögerung
durch Siemens wird das Staatsunternehmen seit diesem
Katastrophenwinter vor zwei Jahren nicht einen einzigen zusätzlichen
ICE bekommen haben. Dann heißt es - in Anlehnung an die gewohnte
Zug-Durchsage: "Sänk ju for bibbering wis Deutsche Bahn."

Da kann DB-Fernverkehrschef Berthold Huber noch so laut betonen,
dass sich seine Kunden "von Siemens im Stich gelassen fühlen". Am
Ende wird sich die Wut der Reisenden wieder gegen den
Quasi-Monopolisten richten. Die Bemühungen von Bahnchef Grube, die
unter Mehdorn auf Wirtschaftlichkeit getrimmte Bahn zu einem
zuverlässigen Dienstleister zu machen, werden dadurch ausgebremst.
Zumal Grube in der irrigen Annahme, die Bahn werde winterfest sein,
ihre Preise zum Dezember deutlich angehoben hat.

Dass die Bahn-Spitze angesichts dessen über die anhaltenden
Kapazitätsprobleme nun richtig sauer ist, kann man verstehen. Umso
mehr als die Fernverkehrssparte des Unternehmen ihre Auslastung im
bisherigen Jahresverlauf deutlich gesteigert hat. Und so würde es
nicht verwundern, wenn sich Industrie-Veteran Grube nicht mit einem
Gratis-ICE als Schadensersatz zufrieden gäbe.

Die erneute Lieferverzögerung könnte Siemens also schon
kurzfristig sehr teuer zu stehen kommen. Langfristig wird der
High-Tech-Konzern ohnehin unter dieser Blamage zu leiden haben: Als
Haus- und Hoflieferant der Bahn AG hat er nun ausgedient. In
Osteuropa, aber vor allem in Asien ist inzwischen eine Bahnindustrie
entstanden, die sich in Größe und Qualität nicht hinter Siemens zu
verstecken braucht - auch nicht hinter dem Bombardier-Konzern, der
sich bei der Ausgliederung von Nahverkehrszügen an die Deutsche Bahn
ebenfalls nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat. Ist Grube im Herbst
schon bei der Bestellung von 470 Dieseltriebzügen auf einen
polnischen Anbieter ausgewichen, wird er bei künftigen Bestellungen
für den Fernverkehr sicherlich auch Angebote japanischer und
chinesischer Hersteller berücksichtigen. Sie könnten es Alstom
gleichtun und Produktionsstätten in Deutschland errichten, um ihre
politische Akzeptanz zu erhöhen.

So sehr Siemens auch versagt hat - die Schuld ist indes nicht
allein beim Münchner Konzern zu suchen. Zum einen ist die Bahn
aufgefordert, sich stärker an den Entwicklungsprozessen zu
beteiligen, wenn sie denn maßgeschneiderte Züge haben will. Zum
anderen muss auch die Politik ihren Beitrag leisten: Brüssel müsste
daraufhin arbeiten, die Bahntechnik in der EU soweit wie möglich zu
vereinheitlichen. Und Berlin müsste schnellstmöglich die personelle
Ausstattung des Eisenbahnbundesamtes verbessern, die
Haftungsregelungen für deren Mitarbeiter lockern und die
Zulassungsverfahren vereinfachen.



Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407


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