Über 100 Tote in Dhaka, fast 300 Tote in Karatschi / C&A und KiK müssen endlich ihre Verantwortung übernehmen
Geschrieben am 27-11-2012 |
Frankfurt/Main (ots) - Angesichts des furchtbaren Brands in der
Textilfabrik Tazreen Fashions in Dhaka/Bangladesh am Samstag, den 24.
November fordern die Kampagne Saubere Kleidung in Deutschland und
Österreich, medico international und das European Center for
Constitutional and Human Rights (ECCHR) in einer gemeinsamen
Erklärung einen grundlegenden Wandel im Verhältnis der deutschen
Auftraggeber zu solchen Unternehmen.
In der Fabrik in Dhaka ließen nach jetzt vorliegenden Kenntnissen
die deutschen Unternehmen C&A und KiK Kleidung für den deutschen und
österreichischen Markt produzieren. KiK war auch der
Hauptauftraggeber der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi/Pakistan,
in der es am 11. September zu einem ähnlich furchtbaren Brand kam.
Der Brand in Dhaka/Bangladesh forderte 112 Tote und 200 Verletzte, in
Karatschi/Pakistan starben vermutlich 300 Menschen.
"Das erste, was jetzt erfolgen muss, ist die umfassende
Entschädigung der Betroffenen", sagt Miriam Saage-Maaß vom European
Center for Constitutional and Human Rights. "Den Überlebenden und
Hinterbliebenen des Brandes in Karatschi hat KiK 1 Million Dollar
angeboten: Das ist deutlich zu wenig. Unsere Partner in Pakistan
haben Strafanzeige eingereicht, wir halten es für entscheidend, dass
die Verantwortlichen juristisch belangt werden."
"Dass es in so kurzem Abstand zu zwei solchen Unglücken kommt, ist
kein Zufall", sagt Thomas Seibert von medico international. "Ein
solcher Brand hätte auch eine Woche später oder früher ausbrechen
können, bei fast jeder anderen Weltmarktfabrik in Karatschi oder in
Dhaka. Dazu passt, dass es schon heute wieder zu einem Brand in einer
Fabrik in Dhaka kam, der glücklicherweise nur zu Rauchvergiftungen
führte."
Gemeinsam mit ihren Partnern in Pakistan bzw. Bangladesh fordern
die vier Organisationen die volle Entschädigung der Überleben und
Hinterbliebenen, eine umfassende und unabhängige Aufklärung der
beiden Brandkatastrophen und die verbindliche Durchführung aller
Maßnahmen zur Verhütung künftiger Katastrophen.
"Laut Regierungsangaben starben in Bangladesh in den letzten sechs
Jahren 471 Menschen bei Bränden in verschiedenen Fabriken", sagt Lars
Stubbe von der deutschen Kampagne für Saubere Kleidung. "Viele
Fabriken sparen sich Brandschutzmaßnahmen, Notausgänge sind nicht
selten versperrt, Türen zugestellt, Fenster vergittert. Die Gebäude
sind oft gar nicht dazu ausgelegt, als Produktionsanlagen zu dienen."
Der miserable Zustand der Gebäude ist aber nicht die einzige
Gemeinsamkeit. Alle diese Fabriken arbeiten auf ausländische
Rechnung, die Auftraggeber sitzen in den USA und in der EU, auch in
Deutschland. "Der fehlende Brandschutz ist nur eines der Übel. Die
Entlohnung liegt oft unter der Armutsgrenze von 2 Dollar täglich, die
Arbeitszeit liegt bei zehn bis vierzehn Stunden, gewerkschaftliche
Organisation ist untersagt oder wird massiv behindert", sagt
Christine Esterbauer von der österreichischen Kampagne für Saubere
Kleidung.
Damit sich die Unternehmen mit ihren Entschädigungen nicht nur
freikaufen, fordern die Kampagne für Saubere Kleidung, medico
international und das ECCHR nicht nur die strikte Einhaltung der
Brandschutzmaßnahmen, sondern auch grundlegend verbesserte
Arbeitsbedingungen und die volle Anerkennung des Rechts auf freie
gewerkschaftliche Betätigung. Die Forderung geht jetzt an C&A und
KiK, richtet sich aber an alle Unternehmen, die bei Tazreen
produzieren ließen. Weil Tazreen Fashions und Ali Enterprises
behaupten, dass sie ihre Produktionsanlagen von unabhängigen
Gutachtern überprüfen ließen, müssen auch diese Gutachter zur
Rechenschaft gezogen werden.
Gisela Burckhardt von FEMNET, Mitglied der Kampagne für Saubere
Kleidung, kritisiert: "Die Probleme müssen endlich grundsätzlich
angegangen werden. Wir fordern alle Unternehmen, die in Bangladesch
einkaufen, auf, endlich ihrer nötigen Sorgfaltspflicht nachzukommen."
Ein Schritt dahin wäre die Unterzeichnung des Brandschutzabkommens,
das gemeinsam mit bangladeschischen Gewerkschaften und anderen
internationalen Arbeitsrechtsorganisationen Anfang 2012 in
Bangladesch erarbeitet worden ist Bisher haben PVH und Tchibo das
Abkommen unterzeichnet.
Pressekontakt:
Dr. Thomas Seibert, medico international, seibert@medico.de, 0160
97557350
Dr. Miriam Saage-Maaß, European Center for Constitutional and Human
Rights, saage-maasz@ecchr.eu, 0151 167 51 885
Lars Stubbe, Eilaktionskoordnator der Kampagne für Saubere Kleidung -
Deutschland, stubbe@inkota.de, 030 420820252
Christine Esterbauer, Eilaktionskoordinatorin der Clean Clothes
Kampagne - Österreich, christine.esterbauer@cleanclothes.at, 0043 650
5233528
Dr. Gisela Burckhardt, FEMNET e.V. gisela.burckhardt@femnet-ev. de,
0228 944 99 682
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