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6. Mediengipfel am Arlberg: Europa zwischen gestern und morgen (BILD)

Geschrieben am 30-11-2012

Lech/Zürs (ots) -

Zum Auftakt des 6. Mediengipfels am Arlberg präsentierte sich Lech
am Donnerstag im winterlich, weißen Kleid. Das Treffen hochkarätiger
Medienvertreter, Politiker und Wirtschaftsexperten steht heuer unter
dem Motto "Europa neu denken! Wo bleibt der Wille zum Wandel?" Als
Eröffnungsredner fungierten heuer Schriftsteller Martin Pollack und
Internetpionier Bernd Kolb. Anschließend diskutierten unter anderem
Kurt Biedenkopf, ehemaliger Ministerpräsident Sachsens, und
Ex-EU-Kommissar Franz Fischler unter der Leitung von "Der
Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid. Noch bis Samstag
werden im Rahmen des Mediengipfels am Arlberg namhafte
Persönlichkeiten Zukunftsstrategien für das krisengebeutelte Europa
diskutieren.

Am Donnerstagabend startete der 6. Mediengipfel am Arlberg. Lechs
Bürgermeister Ludwig Muxel sowie ARD-Korrespondentin und
Mediengipfel-Mitbegründerin Susanne Glass begrüßten zum Auftakt der
Veranstaltung rund 100 geladene Gäste im Hotel Sonnenburg im
idyllischen Oberlech. Auf Einladung der Gemeinde Lech, des Verbandes
der Auslandskorrespondenten in Österreich sowie der
Kommunikationsagentur pro.media fanden sich namhafte Vertreter aus
Medien, Politik und Wirtschaft am Arlberg ein, um zur Zukunft Europas
zu diskutieren. Erstmals sind in diesem Jahr auf Initiative der
Europaparlamentarier Eva Lichtenberger von den Grünen, Joe
Weidenholzer von der SPÖ sowie Othmar Karas von der ÖVP auch
Studentinnen und Studenten aus Deutschland und Österreich mittels
eines eigens ausgeschriebenen Stipendienprogrammes als Teilnehmer in
Lech dabei.

Europas Vergangenheit und Zukunft

Als Eröffnungsredner fungierte in diesem Jahr Schriftsteller
Martin Pollack. Er lieferte zum Auftakt der Veranstaltung einen
spannenden Prolog zum "Narzissmus der kleinen Unterschiede". Pollack
wandte den Blick dabei vor allem in Richtung Osteuropa, wo der
Zusammenbruch des Kommunismus Erinnerungen geweckt habe, die
jahrzehntelang unterdrückt wurden. Das habe wiederum zu einem
Narzissmus der Nichtigkeiten in den ehemaligen Staaten des Ostblocks
geführt. Kleine Unterschiede würden immer stärker hervorgekehrt und
sind nun sogar im Stande, Konflikte zwischen den Staaten zu
entfachen. Pollack verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf
das Beispiel des Massakers von Katyn, das bis heute die
russisch-polnischen Beziehungen überschattet. Hinsichtlich des
diesjährigen Themas des Mediengipfels, der sich mit den Visionen für
ein neues Europa beschäftigt, lautete Pollacks These daher, dass eine
bessere Zukunft nur dann möglich ist, wenn auch alle Erinnerungen
erzählt werden: "Das gilt nicht nur für den Osten, sondern für ganz
Europa."

Mit der Zukunftsperspektive beschäftigte sich der zweite
Eröffnungsredner, Bernd Kolb. Der Internetpionier und Gründer des
Club of Marrakesh beschäftigt sich mit den drängenden Fragen der
Zeit. Er zeichnete in seinem Vortrag eine düstere Zukunftsvision für
die kommenden Generationen. Wenn unsere Gesellschaft nicht vom Dogma
des Kapitalismus und grenzenlosen Wachstums abwende, so Kolb, sei der
Kollaps unausweichlich: "Wichtig wäre, innezuhalten und mit
Achtsamkeit auf die Dinge zu schauen, die wir tun. Nur so entstehen
neue Gedanken woraus wiederum neues Handeln entstehen kann." Zugleich
wies Kolb auf mögliche Gegenstrategien hin, die einen Ausweg bieten
würden. Er veranschaulichte dies mit einem Beispiel aus der Biologie:
"Die Zellen unseres Körpers, sie vollziehen selbstorganisierte
Kollaboration statt des Verdrängungswettbewerbs. Das müssen auch wir
wieder für uns erkennen. Wir brauchen Ökosysteme statt Egosystemen."

Wohlstand ohne Wachstum?

Im Anschluss an die Eröffnungsreden lud "Der
Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid zur ersten
Podiumsdiskussion des Mediengipfels 2012. Dabei gingen der ehemalige
sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Ex-EU-Kommissar Franz
Fischler und der ehemalige Süddeutsche-Korrespondent Michael Frank
der Frage auf den Grund, ob Wohlstand ohne Wachstum möglich sei.
Ebenfalls am Podium waren der Kabinettschef des
EU-Energie-Kommissars, Michael Köhler, sowie der NZZ-EU-Korrespondent
René Höltschi. Biedenkopf verwies darauf, dass Ludwig Erhart, der
Vater des deutschen Wirtschaftswunders der 1950er-Jahre, in seinem
Konzept keineswegs auf Wachstum als Basis des Wohlstandes baute.
Dieser Gedanke kam erst später auf, so Biedenkopf: "Der
Wachstumszwang hat sehr viel mit den politischen Kosten zu tun, die
nötig sind, um politische Prioritäten bei gleicher verfügbarer Masse
durchzusetzen." Letztlich sei Wachstum nichts anderes, als ein
Instrument, um sozialen Unfrieden zu verhindern: "Weil wir nicht
denen, die etwas haben, was wegnehmen wollen, damit es denen, die
nichts haben, besser geht." Der ehemalige österreichische
EU-Kommissar Franz Fischler vertrat den Standpunkt, dass Wohlstand
ohne Wachstum das Ziel unserer Gesellschaft sein müsse:
"Längerfristig, im Sinne der Nachhaltigkeit, ist dieses Modell die
Grundvoraussetzung dafür, dass unser System stabil bleibt."

Der Kabinettschef des EU-Energiekommissars, Michael Köhler,
brachte die Sichtweise der Energiewirtschaft in die Diskussion ein:
"Die Frage ist, ob nun ein Umdenken im Umdenken passiert. Die
Klimaschutzziele wurden in einer Zeit festgelegt, als es uns noch gut
ging. Heute sind wir in einer Krise, mit all ihren Auswirkungen." Es
werde nun zu einem Richtungsstreit zwischen all jenen kommen, die
wieder auf Wachstum umschwenken wollen und jenen, die weiterhin die
Klimastrategie verfolgen, so Köhler. Es gelte, die Gleichzeitigkeit,
die besagt mehr Wachstum ist gleich mehr Energieverbrauch, zu
durchbrechen: "Und dazu haben wir heute die nötigen Technologien."
René Höltschi, NZZ-Brüssel-Korrespondent, knüpfte daran an und
verwies darauf, dass Energieversorgung untrennbar mit dem Thema
Wachstum verbunden sei: "Es muss nun eine Entkoppelung des
Energiekonsums vom Wirtschaftswachstum stattfinden. Das ist möglich."

Michael Frank, ehemaliger Korrespondent der Süddeutschen Zeitung
in Österreich, vertrat in der Diskussion den Standpunkt, dass eine
Zivilisationsdebatte und die damit verbundene Änderung unserer
Lebensweise unumgänglich sind: "Wer heute als Unternehmer zufrieden
ist, wird geächtet. Wer nicht nach mehr und mehr strebt, ist suspekt.
Wir leben in einer kapitalistischen Planwirtschaft, die steten Gewinn
verlangt. Zufriedenheit ist einer der größten Werte unserer
Gesellschaft, aber in der Wirtschaft gilt sie als schädlich."

6. Mediengipfel am Arlberg läuft noch bis Samstag

Beim anschließenden Ausklang des Abends wurden die aufgebrachten
Thesen intensiv weiterdiskutiert. Am Freitag findet der 6.
Mediengipfel am Arlberg seine ebenso hochkarätige Fortsetzung mit
einer Podiumsdiskussion zur Zukunft des Qualitätsjournalismus in
Europa sowie der Vorstellung des neuen Buches von Schriftsteller
Robert Menasse. Freitagabend steht die traditionelle Diskussion am
Gipfel des Rüfikopf am Programm bevor das Treffen der
Auslandskorrespondenten in Lech am Samstag mit der Pressestunde
ausklingt.

Der Mediengipfel am Arlberg geht in seiner Konzeption in folgende
Richtung: Führende europäische Medien diskutieren mit führenden
europäischen Politikern und Intellektuellen brennende Fragen der
Zeit. Die Veranstaltung wird alljährlich ganz bewusst in einem
exklusiven Kreis von ca. 100 geladenen Gästen organisiert und
abgehalten. Der Mediengipfel, der von der Kommunikationsagentur
pro.media kommunikation 2007 initiiert wurde, wird neben dem
Gastgeber Lech Zürs Tourismus GmbH vor allem vom international
agierenden Industrieunternehmen Swarovski, dem Land Vorarlberg und
der Gemeinde Lech sowie von Medienpartnern wie dem Verband der
Auslandspresse in Österreich und Deutschland, ORF, APA - Austria
Presse Agentur, Der Standard, NZZ-Neue Zürcher Zeitung, Vorarlberger
Medienhaus etc. getragen.



Rückfrage-Hinweis:
Lech Zürs Tourismus GmbH
Pia Herbst Dorf 2 a-6764 Lech am Arlberg
t: +43 5583 2161 229
f: +43 5583 3155
www.lech-zuers.at
presse@lech-zuers.at

Medienkontakt:
pro.media kommunikation c/o mag. stefan kröll
kapuzinergasse 34a
a-6020 innsbruck
t: +43 512 214004 11
f: +43 512 214004 21
m: +43 664 5258868
www.pressezone.at
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