Schwäbische Zeitung: Armut lässt sich nicht schönfärben - Kommentar
Geschrieben am 18-12-2012 |
Leutkirch (ots) - Nein, in Deutschland liegen keine frierenden
Rentner unter den Brücken, und hungern muss auch niemand. Doch ist
das Grund genug zur Entwarnung? Das Schönreden der sozialen
Verhältnisse, wie es der wissenschaftliche Beirat beim
Bundeswirtschaftsministerium macht, hilft jedenfalls nicht weiter.
Das Augen-fest-zumachen ist schon einmal passiert, bei der Frage der
Einwanderung. In den 70er- und 80er-Jahren hat man so lange
bestritten, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, bis sich eine
"verlorene Generation" etabliert hat, die wenig Deutsch konnte und
keine Arbeit bekam.
Dieses Muster darf sich in der Armutsfrage nicht wiederholen, sie
darf nicht ausgeblendet werden. Sicher, Deutschland ist reich und
steht wirtschaftlich gut da. Aber dass die soziale Spaltung zunimmt,
ist auf den Straßen zu sehen und im Alltag zu spüren. Das ist keine
harmlose Entwicklung, sondern ein massives Problem. Die Niedriglöhner
von heute sind die Armutsrentner von morgen. Geradezu absurd sind da
Beschwichtigungsversuche, dass man ja die Rente gar nicht voraussagen
kann, weil man die wirtschaftliche Entwicklung nicht kennt. Wer von
einem geringen Einkommen am Ende nur 43 Prozent und keine
Zusatzversicherung bekommt, ist arm und wird auch in 30 Jahren arm
sein.
Jeder dritte Haushalt fürchtet sich schon vor Altersarmut. Jede
Form von Zuschussrente kann nur das letzte Mittel sein. Wichtiger
sind die vorbeugenden Maßnahmen: Kinder aus armen Verhältnissen noch
besser fördern, Dumpinglöhne und den massenhaften Missbrauch von
Kombilöhnen verhindern, Jugendliche mit ausländischen Wurzeln besser
sprachlich fördern und Alleinerziehenden mehr helfen, serielle
Praktikanten-Stellen für Berufsanfänger verhindern - um nur einige
Beispiele zu nennen.
Armut sei politisch gewollt, diese Unterstellung aus Kreisen der
nationalen Armutskonferenz ist zwar völlig überzogen. Den Vorwurf
aber, Armut nicht entschlossen zu bekämpfen, den muss sich die
Bundesregierung gefallen lassen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
437876
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Ramaphosas Wahl ist blanker Hohn - Kommentar Leutkirch (ots) - Die Wahl von Jacob Zuma zum ANC-Chef war keine
Überraschung mehr. Der wahre Genickschlag für die innerparteilichen
Gegner des südafrikanischen Staatschefs war aber die Wahl zu seinem
Vize. Der Geschäftsmann Cyril Ramaphosa hat nun gute Chancen, Zuma an
der Staatsspitze nachzufolgen. Seine Wahl ist eine Absage an den
zuletzt tonangebenden linken Parteiflügel, der allzu gern Südafrikas
Schlüsselindustrien - vor allem den Bergbau - verstaatlichen würde
und damit ausländische Investoren zunehmend nervös gemacht hat.
mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTARE
Wirtschaft wendet sich von Steinbrück ab
Die Rote Karte
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Die Herausforderungen für den
SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück reißen nicht ab. Kaum hat er
das Herz seiner Genossen erobert, zeigt ihm die Wirtschaft die kalte
Schulter. Gleich zwei Umfragen belegen, dass die Mehrheit der
Entscheider in den Konzernetagen und im Mittelstand weiter auf Angela
Merkel als Kanzlerin setzt. Für Steinbrück sind das trübe
Nachrichten. Er gilt als geborener Kandidat der Mitte, der durch
finanzpolitischen Sachverstand potenzielle Unionswähler an sich
binden kann. So ganz verwunderlich mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Armutsbericht
Schönrechner
WOLFGANG MULKE Bielefeld (ots) - Für die Bundesregierung ist die Welt noch in
Ordnung. Altersarmut ist kein Problem, also ist auch keine Strategie
dagegen vonnöten. Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften schauen auf
die arbeitende Bevölkerung und entdecken Schattenseiten des
Wohlstands. Fast jeder Sechste ist danach arm und Hartz IV schuld
daran. So einfach kann die Welt sein, je nach Sicht der Dinge. Vor
allem die Bundesregierung muss sich den Vorwurf der Schönrechnerei
gefallen lassen. Vielleicht treffen die Hochrechnungen der Regierung
sogar mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Fusionsgespräche in der Reederei-Branche
Aus dem Wellental
STEFAN SCHELP Bielefeld (ots) - Die Aussage der Unternehmer-Legende Rudolf
August Oetker ist längst Allgemeingut: "Man soll nicht alle Eier in
einen Korb legen." Er beschrieb die Einsicht, dass Risiken verteilt
werden müssen, um sich nicht von einer Sparte abhängig zu machen.
Über viele Jahrzehnte hat der Oetker-Konzern dies beherzigt, die
Schifffahrt beinahe als Liebhaberei betrieben. Das hat sich geändert
- auch ohne Strategiewechsel. Als Oetkers Urgeschäft, die
Nahrungsmittelproduktion, nicht mehr stark zulegte, fiel das kräftige
Wachstum der mehr...
- RNZ: Seehofers Eigentor Heidelberg (ots) - Das ist genau der Weg, wie man Vertrauen in
Politik zerstört. An Söder, der quasi als Halbkrimineller hingestellt
wurde, bleibt etwas hängen und über Seehofers inneren Seelenzustand
kann man nur spekulieren. Politisch zurechnungsfähig ist der
Krawall-Bayer jedenfalls nicht mehr. Ob er genau das erreichen
wollte?
Und da ist es nur ein kleiner Sprung nach Baden-Württemberg, wo
letzten Freitag CDU und FDP mit Schaum vor dem Mund die Ablösung
einer durchaus kritikwürdigen SPD-Kultusministerin forderten. Doch
wozu mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|