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WAZ: Seehofers Frechheiten. Kommentar von Miguel Sanches

Geschrieben am 03-01-2013

Essen (ots) - Es ist eine Ironie, dass just CSU-Chef Horst
Seehofer so unbefangen mit den Grünen als Partner der Union
kokettiert. Und doch hat es seine eigene Logik. Schwarz-Grün klappt
eher, wenn jene vorangehen, denen man es am wenigsten zutraut, nicht
Angela Merkel mit Katrin Göring-Eckardt, sondern Seehofer und bei den
Grünen ein Linker, Jürgen Trittin. Sie müssen es den eigenen Leuten
erläutern. Denn Schwarz-Grün wäre (sach-) politisch
erklärungsbedürftig. Seehofers Lockerungsübung ist freilich eine
Frechheit gegenüber der FDP. Die Schamfrist wäre der 20. Januar, der
Tag der Wahl in Niedersachsen. Aber: Wenn die FDP dort aus dem
Landtag fliegt, ist es nicht mehr originell, über einen
Reservepartner zu reden. Dann tun es alle. Der FDP zeigt das Gerede,
was sie selber am besten weiß: Sie kämpft um ihre Existenz. Das ist
historisch nicht neu. Besorgniserregend ist das Führungsvakuum. Unter
Genscher, Lambsdorff, Westerwelle, selbst unter Gerhardt konnte davon
keine Rede sein. Rösler mangelt es an Autorität. Eigentlich wäre die
Euro-Krise die Profilierungschance für eine Partei gewesen, die das
zuständige Ressort im Kabinett besetzt. Aber Rösler wird nicht als
Krisenmanager wahrgenommen. Für die Stimmungswende bleiben dem
FDP-Chef weder viel Zeit noch viele Möglichkeiten. Er braucht einen
beherzten Auftritt auf "Dreikönig" und einen Verzweiflungserfolg am
20. Januar. Möglich ist es.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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