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Börsen-Zeitung: Die Hoffnung stirbt, Kommentar zum Berliner Großflughafen von Ulli Gericke

Geschrieben am 07-01-2013

Frankfurt (ots) - Irgendwann gehen den Beobachtern die Worte aus:
Nachdem der künftige Berliner Großflughafen nach ersten Verzögerungen
noch liebevoll als "Problem-BER" beschrieben wurde, wiederholen sich
mit der nunmehr vierten Verschiebung des Eröffnungstermins nur noch
die Vokabeln: Chaos, Desaster, Katastrophe, Schiffbruch (nicht ganz
glücklich bei einem Airport), Pleite, Fiasko - der Wortschatz ist
auch bei einem offensichtlich unendlichen Debakel endlich.

Noch viel schlimmer ist allerdings das Aus des Hoffnungsträgers
Horst Amann. Der tatkräftige und durchsetzungsstarke Chefplaner des
Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport war im vergangenen Sommer
nach Berlin geholt worden, um nach der überraschenden Verschiebung
der Airport-Eröffnung nur wenige Wochen vor dem Umzugstermin zu
retten, was zu retten ist. Der Job erwies sich nur allzu schnell als
Himmelfahrtskommando. Vor allem die Brandschutzanlage scheint
dauerhaft nicht funktionstüchtig zu sein.

Dennoch hielt Amann nach einer mehrmonatigen Einarbeitungszeit an
dem neuen Eröffnungstermin Herbst 2013 fest. Der 27. Oktober sei
"belastbar und realistisch", beteuerte der neue Technische
Geschäftsführer der Flughafengesellschaft, nachdem der alte nach der
vorerst letzten Verschiebung aus dem Amt gejagt worden war. Noch
Mitte vergangener Woche hatte Amann die Probleme am neuen Flughafen
als "nicht terminkritisch" abgetan - obwohl Zeitungen und Rundfunk
längst landauf, landab über eine erneute Verschiebung spekulierten.

Am Freitag war dann alles anders: Auch der vierte Eröffnungstermin
- nach den ursprünglich genannten Herbst 2011, Juni 2012 und März
2013 - lässt sich nicht mehr halten. Vorsichtshalber weigert sich
Amann inzwischen, einen möglichen neuen Termin zu nennen. Die
Komplexität der Brandschutzanlage ist nicht zu bändigen. Wahrlich
kein Ruhmesblatt für den Hightech-Standort Deutschland.

Doch nicht nur technisch, auch politisch herrscht absolute
Ratlosigkeit. Zwar gibt Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus
Wowereit, den Aufsichtsratsvorsitz bei der Airportgesellschaft an
seinen Brandenburger Kollegen Matthias Platzeck ab (ebenfalls SPD) -
aber inhaltlich ändert sich nichts. Zudem ist absehbar, dass der seit
langem unter Beschuss stehende Flughafenchef Rainer Schwarz bei der
nächsten Aufsichtsratssitzung abgelöst wird - er war aber ohnehin nur
noch im Amt, um bei notwendiger Gelegenheit als Bauernopfer zu
dienen. Der Zeitpunkt ist jetzt da. Und sonst? Starke Worte der
Opposition. Und warten und hoffen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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