"DER STANDARD"-Kommentar: "Das Eigentor der SPÖ" von Alexandra Föderl-Schmid
Geschrieben am 20-01-2013 |
Jetzt ist die ÖVP am Zug, den angekündigten Reformplan zur
Wehrpflicht vorzulegen (Ausgabe ET 21.1.2013)
Wien (ots) - Die SPÖ kann sich bei Michael Häupl bedanken. Der
Wiener Bürgermeister hat seiner Partei das Referendum zur Wehrpflicht
in einem Interview mit der Kronen Zeitung eingebrockt. Gemessen an
Häupls eigenem Zitat, Wahlkämpfe seien Zeiten "fokussierter
Unintelligenz", war es ziemlich unintelligent, dieses Wochenende -
diesmal im Kurier - die nächste Volksbefragung anzukündigen: zum
Thema Schule. Würde diese Methode tatsächlich Schule machen, könnte
man auf eine Regierung gleich verzichten und alle Themen, über die
sich die Koalition nicht einig werden kann, ans Volk zur
Streitschlichtung delegieren.
Für die SPÖ ist das Ergebnis der Volksbefragung ein selbst
verschuldetes Handicap zum Auftakt des sogenannten Superwahljahres.
Die SPÖ konnte ihren Positionswechsel in der Frage der Wehrpflicht
nicht schlüssig erklären. Zwar hatte auch die ÖVP ihre Haltung ins
Gegenteil verkehrt. Aber die führenden ÖVP-Politiker schafften es,
geschlossen aufzutreten. Die SPÖ-Spitze konnte nicht einmal alle
Landeshauptleute überzeugen. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi
Burgstaller scherte aus, der Steirer Franz Voves verbat sich
ebenfalls den Werbebrief von Parteichef Werner Faymann. Eine nicht
unwesentliche Rolle spielten auch die einflussreichen älteren
Sozialdemokraten, für die die Neutralität unabdingbar ist und die
diese mit der Wehrpflicht verknüpft sehen. Diese Position vertritt
auch Bundespräsident Heinz Fischer.
Wer selbst nicht überzeugt ist, kann nicht überzeugen: Das trifft
vor allem auf Norbert Darabos zu. Der in den vergangenen Monaten vor
allem mit Selbstverteidigung beschäftigte Minister erklärte am
Sonntag, er wolle weiter im Amt bleiben. Auch schon egal: Denn bis
zur Nationalratswahl sind es nur noch acht Monate. Er läuft ohnehin
bereits seit längerem als "lame duck" herum. Darabos muss als
Minister nach den Eurofightern künftig eine weitere Position
vertreten, gegen die er öffentlich aufgetreten ist.
Die Chance auf einen Rückzug mit erhobenem Haupt hat Darabos nicht
zum ersten Mal verpasst. Nicht einmal die eigene Truppe hat noch
Respekt vor diesem Ressortchef. Aber Mitleid ist kein Gradmesser für
Erfolg in der Politik.
Jetzt ist die ÖVP am Zug, die vor der Volksbefragung keinen Plan
vorgelegt hat, wie sie die von ihr versprochene höhere Attraktivität
des Wehrdienstes schaffen will. Im Gegensatz zur SPÖ hat es die ÖVP
jedoch geschafft zu mobilisieren. Die Wahlbeteiligung war höher als
von Meinungsforschern noch am Samstag vorhergesagt. Der demografische
Faktor hat der ÖVP geholfen: Pensionisten sind die größte
Wählergruppe, weniger reformbereit und gehen häufiger zur Wahl.
Aufgegangen ist auch die Stimmungskampagne der ÖVP, die die
drohende Abschaffung des Zivildienstes und der Katastrophenhilfe in
den Mittelpunkt stellte. Dieses auf Emotionen setzende Konzept war
stringent.
Zu den Gewinnern zählt Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin
Pröll, der seinem Parteichef Michael Spindelegger den Schwenk in
Richtung Volksbefragung verordnete. Der VP-Politiker wird das
Ergebnis als Startrampe in seinem Wahlkampf nutzen.
Auch wenn Häupl auf Nachfrage im ORF sagte, er trage eine
Mitverantwortung für diese Volksbefragung: Eigentlich wäre eine
Entschuldigung bei seinen Parteifreunden fällig, dass er dieses
Eigentor verursacht hat.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
442113
weitere Artikel:
- Kubicki (FDP): Größenordnung bis 10 Prozent überraschend / "Sollten heute bundesweit feiern" Bonn/Hannover (ots) - Bonn/Hannover, 20. Januar 2013 - Der
FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Schleswig-Holstein Wolfgang
Kubicki hat das Ergebnis seiner Partei bei der Landtagswahl als
"überraschend" bezeichnet. Im PHOENIX-Interview sagte er: "Dass wir
sechs Prozent oder mehr erhalten, war mir klar. Aber in der
Größenordnung bis zehn Prozent, dass ist wirklich überraschend. Ich
finde das für meine niedersächsischen Freunde angemessen. Wir sollten
heute bundesweit feiern."
Pressekontakt:
PHOENIX-Kommunikation
Pressestelle mehr...
- Rheinische Post: Nordrhein-westfälischer FDP-Politiker legt Rösler Rücktritt nahe Düsseldorf (ots) - Trotz des guten Abschneidens der FDP in
Niedersachsen legt der Düsseldorfer FDP-Politiker Gerhard Papke
Parteichef Rösler den Rücktritt nahe. Der Wahlerfolg in
Niedersachsen sei ebenso wie zuvor in Schleswig-Holstein und NRW
nicht mit dem, sondern gegen den Bundestrend errungen worden. "Jede
andere Interpretation wäre Augenwischerei", sagte Papke der
"Rheinischen Post" (Montagausgabe). Das Ergebnis in Niedersachsen
gebe Rösler "die Chance, seine Rolle an der Spitze der FDP zu
überdenken". Rösler sei ein "gleichermaßen mehr...
- Roth (Grüne): Leiharbeit der CDU für die Liberalen / Absage an Ampel Bonn/Hannover (ots) - Bonn/Hannover, 20. Januar 2013 - Die
Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Claudia Roth hat sich nach den
ersten Hochrechnungen zur Niedersachsen-Wahl glücklich über das
Ergebnis ihrer Partei und der SPD geäußert: "Schwarz-Gelb hat
verloren. Das ist ein gutes Signal, dass ein Wechsel möglich ist und
ein gutes Signal für Bayern und für die Bundestagswahl."
Das überraschend gute Wahl-Ergebnis der FDP erklärt Roth bei
PHOENIX durch "Leiharbeit der CDU" für die Liberalen. Man habe die
Partei stützen wollen. mehr...
- Westfalenpost: Wohnungsbaupolitik Hagen (ots) - Der radikale Kurswechsel in der
Wohnungsbauförderung hat massive Folgen in Südwestfalen. Öffentliche
Mittel werden auf die Sanierung alter Gebäude konzentriert, für den
Neubau bleibt nur die Bank. Wenn die Zinsen wieder steigen, wird es
eng für Häuslebauer. Die rot-grüne Koalition konzentriert
sich auf den sozialen Mietwohnungsbau in den Ballungsräumen. Das ist
nachvollziehbar, schließlich herrscht dort der größte Mangel an
bezahlbarem Wohnraum. Für junge Familien und Studenten ist die Miete
oft unerschwinglich. mehr...
- Schünemann ( CDU): FDP hat Zweitstimmenkampagne gemacht
Lies ( SPD): Knappes Ergebnis ist Erfolg Bonn (ots) - Bonn/Hannover, 21. Januar 2013 - Der niedersächsische
Innenminister Uwe Schünemann sagte nach den ersten Prognosen zur
Landtagswahl in Niedersachsen bei PHOENIX: "Die FDP hat klar eine
Zweitstimmenkampagne gemacht. Auch potenzielle CDU-Wähler hätten
sich wohl überlegt, die FDP zu unterstützen". "Wir haben gemeinsam
mit der FDP aufgeholt", zeigte sich Schünemann mit dem
prognostizierten Wahlausgang zufrieden. Froh sei er darüber, "dass
die Linke raus ist," so Schünemann bei PHOENIX. "Ich bin noch großer
Hoffnung, dass mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|