BERLINER MORGENPOST: Notoperation in Tegel / Leitartikel von Jochim Stoltenberg
Geschrieben am 13-02-2013 |
Berlin (ots) - Wenn das mal nicht wieder schiefgeht. Sparsamkeit,
geschärft durch die Kostenexplosion in Schönefeld, ist zwar angesagt,
wenn es in Berlin um die Fliegerei geht. Die wird notgedrungen noch
immer zu zwei Dritteln in Tegel abgewickelt. Doch der stadtnahe
Lieblingsairport der Berliner ist grenzwertig belastet. An jedem Tag
mehr als 300 Flugbewegungen, die Haustechnik aus den 70er-Jahren
zunehmend störanfällig, und ein Service für die Fluggäste aus aller
Welt, der nicht nur auf den maroden Toiletten zum Himmel stinkt. Eine
Ertüchtigung von Tegel ist also unabweisbar. Vor der Sitzung des
Aufsichtsrats war davon die Rede, dass wohl 30 bis 50 Millionen Euro
nötig wären, um Tegel für die nächsten mindestens zwei Jahre flug-
und passagiertauglich zu halten. Nun hat der Aufsichtsrat mit seinem
neuen Chef Matthias Platzeck beschlossen, dass zehn bis 20 Millionen
Euro reichen müssen. Ob damit die gesamte am Rande des Kollapses
taumelnde Infrastruktur am Laufen zu halten ist, bleibt eher
fraglich. Berlin darf sich aber neben der Ruine BER nicht auch noch
einen kollabierenden Flughafen erlauben. Mit der gestern genehmigten
Summe sind große Erweiterungsbauten vom Tisch. Die hatte sich vor
allem Air Berlin für sein TerminalC erhofft. Weil größere Bauarbeiten
vermutlich zu weiteren Behinderungen für Flugzeuge und Passagiere
geführt hätten, ist die Absage naheliegend. Damit ist zugleich der
Weg frei für die volle Konzentration auf den Erhalt der
Funktionsfähigkeit. Die ist überfällig, weil in Erwartung der
Schließung von Tegel in den letzten Jahren "auf Verschleiß" gefahren
wurde. Das betrifft vor allem die Gepäckbänder und Fluggastbrücken,
von den Sanitäranlagen und der Klimaanlage ganz zu schweigen. Tegel
muss mit dem auskommen, was vorhanden ist. Aber das muss auch
funktionieren. Dazu ist vor allem eine personelle Verstärkung der
Technischen Feuerwehr dringlich. Ihre Experten sind abrufbereit, um
Schäden vor allem an Fluggastbrücken und Gepäckbändern, den
neuralgischsten Techniken eines jeden Airports bei der Abfertigung
der Passagiere, schnellstmöglich zu beheben. Wo Reparaturen nicht
helfen, sind technische Anlagen ohne große Formalitäten
auszutauschen. Die Risiken anfälliger Reparaturen sind hoch
angesichts des betagten Flughafens. Entsprechend groß auch die
finanziellen Risiken. So bleibt die vage Hoffnung, dass das Geld in
diesem Fall reicht. Oder haben sich die Aufsichtsräte etwa die Zahlen
wieder schöngerechnet, um die Berliner angesichts der Kostenexplosion
beim BER zu besänftigen? Und noch ein Risiko gibt es: Platzeck hat
noch immer keinen neuen Vorstandschef für die Flughafengesellschaft
gefunden. Der wird aber letztlich auch für die Ertüchtigung von Tegel
verantwortlich sein. Der Kandidat muss seinen Kopf also zusätzlich
für Tegel hinhalten, obwohl er über die Vorbereitung zur
"Notoperation" Tegel gar nicht mitreden konnte. Das macht die Findung
eines Flughafenchefs noch schwieriger.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
446723
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Zum Gesetz gegen Abzocke schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Vom unbescholtenen Bürger zum Rechtsbrecher ist es
heutzutage oft nur ein Klick. Wer Songs oder Filme im Internet 'rauf-
oder 'runterlädt, der kann sich schnell Ärger einhandeln. Plötzlich
liegt eine Abmahnung im Briefkasten, bis zu 2000 Euro kann eine
Verletzung des Urheberrechts kosten. Dubiose Rechtsanwälte haben
daraus ein lukratives Geschäftsmodell gemacht. Das will
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger mit ihrem
Anti-Abzocke-Gesetz eindämmen. Auch unseriösen Geschäftemachern am
Telefon und zwielichtigen mehr...
- Weser-Kurier: Zu US-Präsident Barack Obamas Rede zur Lage der Nation schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Am neuen Redenschreiber wird es nicht gelegen
haben. Es war eine Rede zur Lage der Nation, die für US-amerikanische
Verhältnisse ausgesprochen nüchtern ausfiel, bis auf die emotionalen
Sätze am Ende, als der Staatschef über den Waffenwahn sprach.
Ansonsten fehlte der große, inspirierende, pathetische Ton, wie ihn
US-Präsidenten meistens anschlagen, wenn sie sich an beide Häuser des
Parlaments wenden. Keine einzige Passage dürfte Eingang in
Rhetoriklehrbücher finden, aber das war auch nicht der Zweck der
Übung. Worum mehr...
- Weser-Kurier: Zum Pferdefleisch-Skandal schreibt der Bremer WESER-KURIER: Bremen (ots) - Fleischesser wurden auch bisher schon belogen und
betrogen: BSE-verseuchtes Rindfleisch, mit Antibiotika belastetes
Geflügel, als frisch deklariertes Gammelfleisch - Skandale aus
vergangenen Jahren, die bei den Konsumenten regelmäßig für
Alarmstimmung sorgten. Und jetzt noch Pferdefleisch, das ahnungslosen
Käufern, die zur Fertiglasagne griffen, als Rindfleisch
untergeschoben wurde. Anders als bei den früheren Lebensmittelaffären
sind gesundheitliche Schäden in diesem Fall nicht zu befürchten -
nach Meinung von Experten mehr...
- Rheinische Post: Ökostrom: NRW sieht kaum Einigungschance Düsseldorf (ots) - Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes
Remmel (Grüne) sieht wenig Chancen für eine Einigung von Bund und
Ländern auf eine Reform der Ökostrom-Förderung beim heutigen
Umweltministertreffen in Berlin. "Zuallererst müssen sich die
Koalitionspartner auf Bundesebene einig werden", sagte Remmel
gegenüber RP Online, dem Online-Portal der "Rheinischen Post".
"Bundesumweltminister Altmaier und Wirtschaftsminister Rösler
entwickeln eigene Konzepte, die sich inhaltlich widersprechen und
nicht miteinander abgestimmt mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum angestrebten europäisch-amerikanischen Freihandelsabkommen Stuttgart (ots) - Es hat in den vergangenen Jahren nicht viele
Hoffnungsschimmer für den Welthandel gegeben. Große Industrieländer
wie die USA und Japan sind mit sich selbst beschäftigt und suchen
händeringend nach Möglichkeiten, ihre krisengeplagten
Volkswirtschaften nach vorne zu bringen. Da ist es ein gutes Zeichen,
dass die größte Volkswirtschaft der Welt die Zukunft in einer
stärkeren Öffnung der Märkte sieht.
Eine transatlantische Freihandelszone wird allerdings nur ein
Erfolg, wenn es um mehr geht als darum, die Zölle mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|