Börsen-Zeitung: Reformrezession, Kommentar zum geschrumpften Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone, von Reinhard Kuls.
Geschrieben am 14-02-2013 |
Frankfurt (ots) - Der Euroraum kommt anscheinend nicht aus dem
Krisensumpf. Auch wenn die ersten Stimmungsbarometer inzwischen eine
leichte Besserung der Konjunktur erwarten lassen - im Schlussquartal
2012 ist die Währungsunion erst einmal noch tiefer in den Morast
gerutscht. Zwar handelt es sich bei den Zahlen des EU-Statistikamts
Eurostat erst um eine vorläufige Schätzung - die 0,6%, um die das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone unter das ohnehin schon
leicht gedrückte Niveau der Vorperiode gerutscht ist, sprechen aber
eine zu klare Sprache. Die Wirtschaft ist geschrumpft.
Eine andere Frage ist freilich, ob der Euroraum damit in der
Rezession ist. Die marktübliche Definition, Rezession liege dann vor,
wenn das saisonbereinigte BIP in zwei aufeinander folgenden Quartalen
jeweils zur Vorperiode gesunken ist, führt mitunter fehl. Im dritten
Quartal etwa ist das Euroland-BIP um 0,1% geschrumpft. Das kann schon
eine kleine Revision in eine glatte Null oder gar ein leichtes Plus
verwandeln. Hilfreicher bei der Beantwortung der Frage, ob sich die
Eurozone in der Rezession befindet und wie tief, zeigt die Ausnutzung
der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten. Und angesichts der spürbaren
Unterauslastung im Euroraum - abzulesen etwa an der rekordhohen
Arbeitslosigkeit - gibt es wenig Zweifel, dass Euroland in der
Rezession ist.
Aber nur die Währungsunion in ihrer aggregierten Statistik. Denn
quer durch den Euroraum verläuft eine markante Trennungslinie. Die
Nordländer, auch Deutschland, fahren ihre Gesamtproduktion ganz nahe
an der Normalauslastung. Die Südländer hingegen, und nach Ansicht
einiger Ökonomen muss inzwischen auch Frankreich dazugerechnet
werden, befinden sich klar in der Rezession.
Da kann man dann auch nur den Kopf schütteln über so aufgeregte
Schlagzeilen zu den aktuellen BIP-Daten wie "Deutschland treibt
Eurozone tiefer in die Rezession". Sicher, ein Rückgang der
Wirtschaftsleistung wiegt schwer. Aber die Euro-Länder dürfen nicht
über denselben Kamm geschoren werden. Das Minus von 0,6% in
Deutschland hat eine andere Qualität als das gleichgroße Minus der
Eurozone insgesamt. Deutschland litt - vermutlich nur vorübergehend -
unter der Unsicherheit über den Ausgang der Euro-Krise. Eine
Katastrophe scheint da nun gebannt, folglich steigt die Stimmung
hierzulande. In den Krisenstaaten handelt es sich dagegen um eine
Anpassungsrezession im Rahmen des Reformprozesses. Dieser schmerzt,
ist aber unumgänglich und wird auch seine Früchte tragen, wenn er zu
Ende geführt wird.
(Börsen-Zeitung, 15.2.2013)
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