NRZ: Gleiches Recht für alle - ein Kommentar von JAN JESSEN
Geschrieben am 19-02-2013 |
Essen (ots) - Mit der Debatte um die doppelte Staatsbürgerschaft
lässt sich ausgezeichnet Wahlkampf machen. Roland Koch hat damit 1999
sogar - absurd genug - eine Landtagswahl gewonnen. Das Thema
polarisiert. Es taucht ein in den Dunstkreis der Überfremdungsängste.
Natürlich kann man argumentieren: Ein junger Erwachsener sollte sich
entscheiden können zwischen einem deutschen Pass und dem des
Herkunftslandes seiner Eltern. Das Merkwürdige ist nur: Diese Debatte
ist nicht geführt worden, als 2007 die doppelte Staatsbürgerschaft
von EU-Ausländern generell anerkannt wurde. Was aber unterscheidet
einen in Deutschland geborenen und aufgewachsenen jungen
türkischstämmigen Menschen - um sie geht es schließlich vorrangig -
von einem jungen Franzosen, Italiener, Rumänen oder Bulgaren? Warum
sollte dieser weniger loyal zum deutschen Staat stehen als jene, wenn
er die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt? Es ist doch eher das
Gegenteil der Fall: Erst wenn man einen jungen Menschen zwingt - so
wie es jetzt tausenden geschieht -, sich von einem Teil seiner
Identität zu lösen und sich für eine Staatsbürgerschaft zu
entscheiden, bekommt die Loyalität zu dem Land, in dem man
aufgewachsen ist, Risse. Und: Zuwandererkindern, die aufgrund der
nationalen Herkunft ihrer Eltern von Rechten ausgeschlossen werden,
die andere wie selbstverständlich haben, wird es tatsächlich nicht
eben leichter gemacht, sich zur Gemeinschaft zu bekennen, sich also
zu integrieren. Nebenbei: Die Argumentation des Bundesinnenministers,
mithilfe zweier Pässe könne sich ein Straftäter leichter der Justiz
entziehen, ist ja richtig. Es stört das Rechtsempfinden. Andererseits
ist sie einigermaßen perfide; sie nimmt eine überwältigende Mehrheit
rechtstreuer Menschen in die Mithaftung für das Fehlverhalten einiger
weniger. Statt mit einem solchen Argument gegen die doppelte
Staatsbürgerschaft anzugehen, sollte sich Friedrich für entsprechende
Rechtshilfeabkommen stark machen.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
447808
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Verlorenes Vertrauen zurückgewinnen
Kommentar zum Verfassungsschutz von Wilfried Goebels Hagen (ots) - Nach Pannen und Skandalen in den letzten Jahren
steckt der Verfassungsschutz bundesweit in der größten Krise seiner
Geschichte. Die "Schlapphüte" haben Vertrauen verloren - nicht erst
seit der viel zu spät aufgeklärten Mordserie des
Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Weil sich Berichte über
dubiose V-Leute und auf dem rechten Auge blinde Verfassungsschützer
häuften, verschärfen Bund und Länder die Kontrolle des
Staatsschutzes. Jeder Demokrat muss Interesse daran haben, dass
unsere Verfassung geschützt wird. mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Cyber-Attacken aus China Bielefeld (ots) - Die jüngsten Erkenntnisse über die mutmaßlichen
Urheber Dutzender Cyber-Attacken auf sensible Ziele in den USA
sollten alle Alarmglocke läuten lassen. Nicht nur auf der anderen
Seite des großen Teichs, sondern auch hier in Europa. Angriffe auf
lebenswichtige Infrastruktur, auf Staatsgeheimnisse und
intellektuelles Eigentum von Unternehmen bedrohen unsere Sicherheit
und unseren Wohlstand viel unmittelbarer als Bomben und Raketen. Die
Schwelle für die Aggressoren scheint dabei immer weiter zu sinken.
Umgekehrt erweist mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Bundeswehreinsatz in Mali Bielefeld (ots) - Eindeutig: Der Mali-Einsatz kann gefährlich
werden und lange dauern. Verteidigungsminister Thomas de Maizière
(CDU) macht kein Hehl aus den Risiken, die die Bundeswehr in
Westafrika eingeht. Seine Vorgänger waren bei früheren Einsätzen noch
verschämter. Gern wurde der Eindruck vermittelt, es gebe eine
schnelle Lösung. Niemand käme heute noch auf die Idee zu erklären,
Deutschlands Freiheit würde auch in der Sahara verteidigt. Dennoch:
Genau darum geht es. Mali ist trotz des französischen Vormarsches in
die Tiefen mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Adoptionsrecht Bielefeld (ots) - Die Erziehung von Kindern ist eine so riesige
Aufgabe, dass man damit möglichst niemanden allein lassen sollte. Für
jeden Erwachsenen ist es eine Erleichterung, wenn sie oder er die
Verantwortung nicht allein trägt. Ebenso hilft es den Kindern bei der
Orientierung, wenn sie sich nicht nur an einem Menschen ausrichten
können. Dabei sind Charakter, Geduld, Kraft und Weitsicht der
Erziehenden von großer Bedeutung. Das Geschlecht der beiden Partner
ist es nicht. Aus diesem Grund sind die Politiker auch gar nicht
überrascht, mehr...
- Westfalenpost: Familie im Radikal-Wandel
Kommentar zum Urteil des Verfassungsgerichts von Andreas Thiemann Hagen (ots) - Der Begriff der Familie unterliegt derzeit einem
dramatischen Bewusstseins- und Wertewandel. Nicht zufällig hat daher
auch die Evangelische Kirche von Westfalen gerade ein umfassendes
Diskussionspapier mit dem Titel "Familie heute" in die Gemeinden
verschickt. Die entsprechenden Diskursergebnisse sollen der
Landessynode im Herbst vorgestellt werden. "Familie konstituiert sich
dadurch, dass Menschen verlässlich füreinander einstehen und
Verantwortung übernehmen", heißt es in der evangelischen
Impulsschrift. Aus eben mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|