Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Gaucks Europarede: Die Ohnmacht der Worte
Geschrieben am 22-02-2013 |
Leutkirch (ots) - Joachim Gauck ist ein wortmächtiger Mann. Er ist
ein Intellektueller, er verfügt über große Lebenserfahrung, die ihn
gelehrt hat, dass Frieden, Freiheit, Demokratie, Wohlstand keine
Selbstverständlichkeiten sind. Als Bundespräsident ist er ein
Glücksfall - diese Zwischenbilanz steht. Wenn so einer über Europa
redet, dann hat er etwas zu sagen, und was er sagt, das sollte
Gewicht haben. Joachim Gauck hat diese Erwartung am Freitag nicht
enttäuscht - und dennoch ist er an seine Grenzen gestoßen. Warum?
Weil die Macht der Worte begrenzt ist, gerade die Macht der richtigen
Worte.
Von vernünftigen Menschen ist zum Thema Europa alles gesagt, was
es zu sagen gibt - vielleicht schon zu häufig. Wiederholungen werden
irgendwann überhört, wenn sich in der Sache wenig oder nichts bewegt.
Genau darin liegt das Problem. Es gibt vernünftige Europa-Skeptiker,
ihre Mahnungen sind bekannt. Es gibt die Politiker, die unbeirrt den
europäischen Gedanken beschwören, ihre Argumente sind bekannt. Es
gibt die Europa-Pragmatiker, sie sagen seit Langem laut und deutlich,
woran gearbeitet werden muss. Der Bundespräsident hat am Freitag
versucht, alles zu berücksichtigen und zusammenzuführen. Er konnte
und kann aber nicht bewirken, dass seinen Worten Taten folgen. Seine
gute Rede stand deshalb nicht für die Macht der Worte, sondern für
deren Ohnmacht.
Eine Gefahr für Europa lauert darin, dass die Unvernünftigen, die
Demagogen, immer besser gehört werden, dass ihnen irgendwann die
Macht der Worte zufällt. Dann würde die Idee eines geeinten Europas
seelenlos. Nationale und wirtschaftliche Egoismen bekämen wieder
höchste Priorität, die Solidargemeinschaft würde bedeutungslos. In
Ansätzen ist dieser Weg leider schon beschritten.
Joachim Gauck hat wirklich noch einmal alles gesagt, was zu sagen
ist. Aber die Zeit der großen Reden und Beschwörungen ist abgelaufen.
Der Stillstand der europäischen Idee muss überwunden werden. Die
jüngere Generation von Europäern ist gefordert - Europa muss ihnen
Herzensangelegenheit werden.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
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