Mittelbayerische Zeitung: "Mittelbayerische Zeitung" zur Einigung von CSU und FDP bei den Studiengebühren
Geschrieben am 24-02-2013 |
Regensburg (ots) - Hochschul-Kompromiss mit kleinem Zitterfaktor
von Christine Schröpf
Das Wichtigste ist: Die Studiengebühren sind in Bayern zum
Wintersemester auf jeden Fall Geschichte. Bildung ist das größte
Kapital jeder Gesellschaft, studieren darf nicht am Geldbeutel
scheitern. Die Campus-Maut aber hat das trotz sozialer Abfederungen
bewirkt. Wer weiß, wie viele Menschen mit knappem Finanzbudget von
vornherein zurückgeschreckt sind und erst gar nicht ausgelotet haben,
welche Hilfen es für sie gegeben hätte? Nun wird die Abgabe auf
kurzem Weg durch den Landtag abgeschafft, so wie es das Gesetz ganz
regulär vorsieht. Die "Langstrecke" über den Volksentscheid hätte
kein anderes Resultat gebracht. Das Ergebnis passt. Da bleibt es fürs
Erste zweitrangig, warum die schwarz-gelbe Staatsregierung sich nicht
schon vor Wochen darauf einigen konnte und weshalb nun - trotz all
der verstrichenen Zeit - eine wichtige Frage im Kompromisspapier
ungeklärt ist: Nach welchem Schlüssel soll ein Teil der
Mehrbelastungen für den Staatshaushalt durch Sparbemühungen in den
Ministerien aufgefangen werden? Nach dem Rasenmäherprinzip? Oder
bleiben Ressorts wie Bildung, Kultus und Soziales ausgespart, wie es
die FDP im Vorfeld favorisierte? In der Gesamtschau ist das
Bildungsfinanzierungsgesetz aber gut geschnürt: Wer Studiengebühren
streicht, muss folgerichtig Meister und Altenpflegeschüler entlasten.
Dauerhafte finanziellen Folgelasten können durch beherzteres Schulden
tilgen zumindest teilweise kompensiert werden. So schrumpfen -
ebenfalls dauerhaft - die hohen Zinsbelastungen des Freistaats.
Begrüßenswert auch, dass die Studierenden auch nach Abschaffung der
Campus-Maut weiter bei der Mittelvergabe an den Hochschulen mitreden
dürfen. Koalitionsintern ist ebenfalls Druck aus dem Kessel genommen,
weil die Abstimmung über Studiengebühren im Landtag freigegeben wird.
Gegner und Befürworter, die es sowohl in der CSU wie in der FDP gibt,
können nun nach ihrem Gewissen abstimmen. Umfallen muss niemand. Die
schwarz-gelbe Einigung gilt allerdings nur unter Vorbehalt. Beim
FDP-Landesparteitag am kommenden Wochenende könnte die liberale Basis
das schöne Konstrukt zum Einsturz bringen - trotz der im Kompromiss
eingebauten Besänftigungspillen, wie dem zusätzlichen Geld für die
frühkindliche Bildung. Angebote gerade für die Kleinsten zählen zu
den liberalen Kernforderungen. Doch wenn auch das bei den Delegierten
nicht verfängt, ist die Regierungskrise perfekt. Darauf spekuliert
die Opposition. Neues Zerwürfnis zwischen Schwarz-Gelb oder gar
vorgezogene Neuwahlen? SPD, Freie Wähler und Grüne, in Umfragen weit
von einem Machtwechsel entfernt, rechnen sich so größere Chancen aus.
Aus diesem Grund wurde am Wochenende gestichelt und gespottet - und
die FDP als Umfallerpartei geschmäht. Eine etwas bizarre
Argumentation, bedeutet sie doch im Umkehrschluss: Das
Oppositionslager, parteiübergreifend gegen die Studentenabgabe,
müsste die Liberalen loben, wenn sie das Ende bis zum Sommersemester
2014 hinauszögern. Die Opposition sollte lieber auf das
Erinnerungsvermögen und den Verstand der Bürger vertrauen. Die Wähler
wissen genau: Schwarz-Gelb würde die Studiengebühren in dieser
Legislaturperiode nicht abschaffen, wenn die Freien Wähler vor dem
Bayerischen Verfassungsgerichtshof nicht das Volksbegehren erstritten
hätten. Und so spaßig es sein mag, CSU und FDP wegen ihrer
Wendemanöver zu triezen: Am Wahltag im Herbst geht es längst nicht
mehr um das "Wer hat's erfunden?". Dann steht und fällt Schwarz-Gelb
mit der Glaubwürdigkeit beim Umlenken - also mit dem Urteil darüber,
ob das Richtige aus guten Gründen oder purer Wahltaktik entschieden
worden ist. Die Opposition aber punktet am klügsten mit einem
besseren Bildungskonzept.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
448705
weitere Artikel:
- Westdeutsche Zeitung: Konservative in der Modernisierungsfalle =
von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Am Wochenende hat die Vorsitzende der CDU
geschwiegen. Aber lange wird Angela Merkel diese Taktik nicht
durchhalten können. Die Diskussion um eine Gleichstellung von
homosexuellen und heterosexuellen Ehen hat die Partei der Kanzlerin
erreicht. In der CDU mehren sich die Stimmen jener, die gleich
bewerten wollen, was auf den ersten Blick gleich ist: das
Zusammenleben zweier Menschen. Für eine Partei, die sich unter
Vorsitzenden wie Konrad Adenauer und Helmut Kohl ausdrücklich
konservativen Werten verbunden fühlte, mehr...
- Südwest Presse: KOMMENTAR · CDU Ulm (ots) - Modernisierer am Zug
Was haben die miserablen Ergebnisse der CDU in großen Städten
damit zu tun, dass Bundesverfassungsgericht und Europäischer
Gerichtshof für Menschenrechte das Adoptionsrecht für Homosexuelle
gestärkt haben? Eine Menge, bringen doch die Urteile die
Modernisierer in der CDU in die Vorhand. Viele in der Union können
noch nicht akzeptieren, was in Metropolen schiere
Selbstverständlichkeit ist: dass sich die Gesellschaft tiefgreifend
verändert hat und dass - was in Städten höchstens müdes Achselzucken mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Homo-Ehe Stuttgart (ots) - Nicht ganz freiwillig, aber immerhin: Die CDU
schickt sich an, einen Schwenk in der Gesellschaftspolitik zu machen.
Sie will offenbar Schwule und Lesben, die in einer eingetragenen
Partnerschaft leben, steuerlich mit Eheleuten gleich stellen. Bravo.
Dieser Schritt ist überfällig. Gleiche Pflichten, aber auch gleiche
Rechte: Wenn Partner, die in eingetragenen Partnerschaften zusammen
leben, genauso wie Eheleute finanziell für einander bei
Arbeitslosigkeit und Krankheit einstehen müssen, dann muss auch
gelten: Das mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Lehrern in Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Sachsen-Anhalt wäre mit einem anderen Kultusminister
besser dran. Zumindest, wenn Stephan Dorgerloh (SPD) tatsächlich bei
der wichtigsten schulpolitischen Frage dieser Regierungszeit nicht
auf dem Laufenden ist: dem drohenden Lehrermangel. Zu seinen Gunsten
muss man annehmen, dass er Unwissen wegen des Urlaubs seines
Staatssekretärs nur vorschiebt, um sich im Streit mit Finanzminister
Jens Bullerjahn (SPD) nicht in die Karten schauen zu lassen.
Bullerjahn jedenfalls zeigt was er hat. Solange sich Dorgerloh
wegduckt, mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Union/Homo-Ehe Halle (ots) - Die Aufwertung von gleichgeschlechtlichen
Beziehungen ist in atemberaubendem Tempo vor sich gegangen. 1973
verzichtete der Gesetzgeber auf die Bestrafung von Homosexuellen; in
seiner letzten Fassung wurde der berüchtigte Paragraf 175 erst 1994
aus dem Gesetzbuch gestrichen. Heute, keine 20 Jahre später, geht es
in der gesellschaftlichen Debatte um die völlige Gleichstellung von
Lebenspartnerschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau. Das
heißt, eigentlich geht es schon gar nicht mehr darum. Denn selbst in
der Union mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|