Somalia: Ärzte ohne Grenzen kritisiert Vermischung von Militäreinsatz und humanitärer Hilfe durch die UN
Geschrieben am 28-02-2013 |
New York/Berlin (ots) - Die internationale Hilfsorganisation Ärzte
ohne Grenzen kritisiert Pläne der Vereinten Nationen, humanitäre
Hilfe in den internationalen Militäreinsatz in Somalia zu
integrieren. Die Organisation warnt, diese Umstrukturierung gefährde
eine unabhängige und unparteiliche Hilfe für die Somalier, die
weiterhin massiv unter dem Krieg leiden.
"Viele Somalier ringen noch immer täglich um das
Lebensnotwendigste wie Nahrung, Gesundheitsversorgung und Schutz vor
Gewalt", sagt Jerôme Oberreit, internationaler Generalsekretär von
Ärzte ohne Grenzen. "Humanitäre Hilfe muss sich ausschließlich an den
Bedürfnissen dieser Menschen orientieren und darf nicht von anderen
Motiven geleitet werden. Sie muss völlig unabhängig von jeglicher
politischer Zielsetzung bleiben. Humanitäre Organisationen dürfen
nicht als Erfüllungsgehilfen zur Bekämpfung von Aufständen oder zur
militärischen Stabilisierung zwangsverpflichtet werden."
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erörtert derzeit die
künftige Struktur der UN-Mission in Somalia und diskutiert die
Integration der humanitären Hilfe in die dortigen politischen und
militärischen Strukturen. Eine solche Vermischung könnte zusätzliches
Misstrauen gegenüber Hilfsorganisationen wecken. Schon jetzt sind die
Arbeitsmöglichkeiten für humanitäre Helfer in Somalia erheblich
eingeschränkt, und es ist eine große Herausforderung, die Sicherheit
von Patienten und medizinischem Personal zu gewährleisten. Versuche,
die humanitäre Hilfe weiter zu politisieren, bringt Patienten und
humanitäre Helfer zusätzlich in Gefahr.
In ganz Somalia sind große Teile der Bevölkerung auf elementare
Unterstützung angewiesen. Viele Betroffene leben in Konfliktregionen
und in Gebieten, die von unterschiedlichen bewaffneten Gruppierungen
kontrolliert werden, was die Wichtigkeit von unabhängiger und
unparteilicher humanitärer Hilfe deutlich macht. Die Menschen haben
kaum Zugang zu Nahrung und medizinischer Versorgung. Mehr als 730.000
Somalier haben in Flüchtlingslagern in Kenia und Äthiopien Zuflucht
gesucht.
Ärzte ohne Grenzen selbst muss die Aktivitäten in Somalia wegen
Sicherheitsrisiken schon seit längerem einschränken. Im Oktober 2011
wurden zwei Mitarbeiterinnen aus dem kenianischen Flüchtlingslager
Dadaab entführt und nach Somalia gebracht, wo sie vermutlich nach wie
vor festgehalten werden. Bis zu ihrer Freilassung beschränkt die
Organisation ihre Tätigkeit in Somalia auf rein lebensrettende
Maßnahmen.
Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1991 ununterbrochen in Somalia
und leistet derzeit in zehn Regionen des Landes sowie in Kenia und in
Äthiopien Hilfe. Im ersten Halbjahr 2012 behandelten die Mitarbeiter
fast 30.000 schwer mangelernährte Kinder und impften 75.000 Personen
gegen ansteckende Krankheiten. Die Teams begleiteten über 7.300
Geburten und führten etwa eine halbe Million Konsultationen durch.
Für ihre Arbeit in Somalia nimmt die Organisation keinerlei
Regierungs- oder institutionelle Gelder an, sie finanziert sie
ausschließlich aus privaten Spenden.
Pressekontakt:
Interviewvermittlung: Meike Schwarz, Tel. 030 700 130 191, Stefan
Dold, Tel. 030 700 130 239
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