Nachhilfe für das Bildungspaket
Vodafone Stiftung und Stiftung Neue Verantwortung veröffentlichen Zehn-Punkte-Plan zur Lernförderung im Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung (BILD)
Geschrieben am 28-02-2013 |
Berlin (ots) -
Bisher werden die Gelder für die Lernförderung sozial
benachteiligter Kinder kaum abgerufen / Bund, Länder und Kommunen
sollen die hohen Zugangshürden senken und das komplizierte
Verwaltungsverfahren vereinfachen, um mehr Kindern aus ärmeren
Familien die kostenfreie Nachhilfe zu ermöglichen
Im Bildungspaket der Bundesregierung stehen zwar Millionen Euro
bereit, um ärmeren Kindern kostenfreie Nachhilfe zu ermöglichen, aber
diese kommt bisher kaum bei den Kindern an. Die Vodafone Stiftung und
die Stiftung Neue Verantwortung haben deshalb zehn Empfehlungen
erarbeitet, die durch eine kluge Auslegung sowie leichte Ergänzung
des Bundesgesetzes, deutlich mehr Kindern aus benachteiligten
Elternhäusern den Zugang zu der sogenannten Lernförderung eröffnen.
Eines der Hauptprobleme bestehe darin, dass die Lernförderung
nicht als Mittel für den Bildungsaufstieg angelegt sei, sondern
lediglich als Mittel gegen den Bildungsabstieg, so der Autor der
Empfehlungen, Sebastian Gallander. "Auf dem steilen Weg zum
Schulabschluss brauchen gerade die Kinder aus benachteiligten
Familien ein starkes Seil, an dem sie sich hochziehen können. Doch
was sie mit der Lernförderung bekommen haben, ist lediglich ein
Sturzhelm." Tatsächlich darf ein Schüler die Lernförderung aus dem
Bildungspaket nur dann erhalten, wenn das Erreichen wesentlicher
Lernziele - in der Regel die Versetzung - gefährdet ist. Dann ist es
jedoch für viele Schüler schon fast zu spät. Hinzu kommt, dass der
Schüler somit nur so lange Nachhilfe bekommen darf, bis er aus der
akuten Gefahrenzone heraus ist. Allerdings ist es sehr
wahrscheinlich, dass bei vielen Schülern die Leistungen dann wieder
einbrechen, weil sie es ohne Nachhilfe einfach nicht schaffen. Dies
sollte dringend geändert werden. Hierbei können die Länder einen
entscheidenden Beitrag leisten, wie das Beispiel Nordrhein-Westfalen
zeigt.
Die Düsseldorfer Landesregierung hat mit einem eigenen Erlass die
Lernförderung beispielsweise auch für die Schüler geöffnet, die zwar
nicht versetzungsgefährdet sind, aber die dadurch ein höheres
Lernniveaus erreichen können, um ihre Chancen auf dem
Ausbildungsmarkt zu verbessern. Wenn alle Bundesländer sich darauf
verständigen würden, eine solche begleitende Regelung zu erlassen,
können sie die Lernförderung nachträglich fundamental verbessern.
Eine weitere große Hürde können die Kommunen beseitigen: Zwischen
Kind und Nachhilfeunterricht steht bisher ein kompliziertes
Antragsverfahren, bei dem die Eltern viele bürokratische Schritte
bewältigen müssen. Die Kommunen haben jedoch großen Spielraum bei der
Umsetzung des Bildungspakets und können viele dieser Schritte
bündeln. Sie können beispielsweise vor Ort jeweils nur eine zentrale
Stelle bestimmen, die die Zusammenarbeit der zuständigen Behörden
koordiniert und nach außen als alleiniger Ansprechpartner zur
Verfügung steht. Außerdem können sie einen Gesamt-Antrag für alle
Leistungen des Bildungspakets, wie beispielsweise Schulmittagessen,
Klassenfahrt und Lernförderung, einführen, so dass die Eltern nicht
für jede einzelne Leistung einzelne Anträge stellen müssen. Dies
würde nicht nur die Eltern entlasten, sondern wahrscheinlich auch die
hohen Verwaltungskosten des Bildungspakets reduzieren.
Auf lokaler Ebene kann außerdem noch eine weitere Verbesserung
erreicht werden: Kommunen und Schulen könnten sich mit geeigneten
Nachhilfeanbietern abstimmen, die sodann jeweils für eine oder
mehrere Schulen die gesamte Lernförderung durchführen. Durch eine
solche enge Anbindung an die Schule, könnten die Lehrer nicht nur die
Nachhilfe direkt mit dem regulären Unterricht verzahnen, sondern auch
viel stärker auf die betreffenden Schüler und Eltern zugehen, um sie
auf die Lernförderung aufmerksam zu machen. Die Schüler hätten den
Vorteil, dass sie den Nachhilfeunterricht in ihrem vertrauten
Schulgebäude wahrnehmen können und keine zusätzlichen Anfahrtswege in
Kauf nehmen müssen. Die Eltern würden von der Last befreit, selbst
ein Nachhilfelehrer suchen zu müssen, wobei sie dies natürlich auch
weiterhin könnten. Die Behörden wiederum müssten nicht mehr für jeden
Schüler mit einem anderen Nachhilfeanbieter einzeln abrechnen,
sondern könnten Sammelabrechungen vornehmen und dadurch die
Verwaltungskosten weiter reduzieren.
Der Bund kann mit mindestens einer zentralen Entscheidung helfen:
Derzeit enthält das Bildungspaket noch zusätzliche Gelder für die
Schulsozialarbeit, die Ende des Jahres 2013 auslaufen sollen. Diese
Gelder werden jedoch dringend benötigt, da das Bildungspaket für die
Schulsozialarbeiter einen deutlichen Zusatzaufwand verursacht.
Vielerorts müssen sie als eine Art Bildungspaket-Lotse fungieren, um
Eltern, Schüler und Lehrer durch die unübersichtlichen Regelungen zu
steuern. Wenn diese Gelder wegfallen, wird sich also die ohnehin
schwierige Situation vor Ort weiter verschlechtern. Deshalb sollten
auch ab dem Jahr 2014 zusätzliche Bundesmittel für diese Aufgaben
bereitgestellt werden.
Wichtiger Hinweis:
Der vollständige 10-Punkte-Plan zur Verbesserung der Lernförderung
im Bildungspaket, den die Vodafone Stiftung und die Stiftung Neue
Verantwortung im Austausch mit Verwaltungs- und Bildungspraktikern
aus Kommunen sowie mit Experten aus Wissenschaft und Verbänden
erarbeitet haben, steht unter www.vodafone-stiftung.de und
www.stiftung-nv.de zum Download bereit.
Das Video "Nachhilfe für das Bildungspaket" finden Sie unter
http://www.youtube.com/user/VodafoneStiftung
--
Über die Vodafone Stiftung Deutschland
Die Vodafone Stiftung ist eine der großen unternehmensverbundenen
Stiftungen in Deutschland. Unter dem Leitmotiv "Erkennen. Fördern.
Bewegen." unterstützt die Stiftung als gesellschaftspolitischer Think
Tank insbesondere Programme in den Bereichen Bildung, Integration und
soziale Mobilität mit dem Ziel, Impulse für den gesellschaftlichen
Fortschritt zu geben, die Entwicklungen einer aktiven
Bürgergesellschaft zu fördern und gesellschaftliche Verantwortung zu
übernehmen. Dabei geht es der Stiftung vor allem darum,
benachteiligten Kindern und Jugendlichen den sozialen Aufstieg zu
ermöglichen. Nähere Informationen: www.vodafone-stiftung.de
--
Über die stiftung neue verantwortung
Die stiftung neue verantwortung ist ein gemeinnütziger, unabhängiger
und überparteilicher Think Tank mit Sitz in Berlin. Sie fördert das
interdisziplinäre und sektorübergreifende Denken entlang der
wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen und Herausforderungen im
21. Jahrhundert. Durch ihr Fellow- und Associate-Programm bringt die
Stiftung junge Experten und Vordenker aus Wissenschaft, Wirtschaft,
Politik und Gesellschaft zusammen, die im Rahmen zeitlich befristeter
Projekte kreative Ideen und Lösungsansätze entwickeln und diese
mittels verschiedener Publikations- und Veranstaltungsformate in den
öffentlichen Diskurs einbringen. Nähere Informationen:
www.stiftung-nv.de
Pressekontakt:
Vodafone Stiftung Deutschland gemeinnützige GmbH
Danyal Alaybeyoglu
Pariser Platz 6a, 10117 Berlin
Tel.: 030 / 206 176-13
Mobil: 0172-2403359
danyal.alaybeyoglu@vodafone.com
www.vodafone-stiftung.de
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