Westdeutsche Zeitung: Bundesverfassungsgericht =
von Peter Kurz
Geschrieben am 05-03-2013 |
Düsseldorf (ots) - Das Bundesverfassungsgericht spricht Urteile -
zu Fällen, die an die Richter herangetragen werden. Es mischt sich
nicht aktiv in die Politik ein. Gemessen an dieser idealtypischen
Beschreibung erscheint der Richterspruch in Sachen NPD mustergültig:
Die Richter urteilen nur über einen Verbotsantrag, geben aber nicht
vorher ihre Einschätzung. Sie sind keine Obergutachter, denen die
Politik eine Frage vorlegt, bevor sie, die Politik, entscheidet. Ein
solches Gutachterverfahren gab es zwar früher mal beim
Verfassungsgericht. Doch dieses abzuschaffen, war gut: Es ist nicht
der Job der Richter, mitzuregieren. Eben das täten sie, wenn sie der
Politik im Vorfeld mitteilten, wo es langgeht. Halt, werden jetzt
viele rufen. Eben diese Einmischung hat es doch eben erst gegeben.
Einerseits durch das Adoptionsurteil in Sachen Homo-Ehe, durch das
die Richter familienpolitische Weichen stellten. Und, noch
provokativer, durch Äußerungen des Gerichtspräsidenten, dessen Worte
als Ankündigung gewertet wurden, dass gleichgeschlechtliche Partner
demnächst steuerlich gleichgestellt werden. Gewiss wäre es schlauer,
wenn Andreas Voßkuhle einfach wartete, bis sein Gericht am Zug ist.
Auch dann werden sie früh genug kommen - die Vorwürfe, dass Karlsruhe
den Ersatz-Gesetzgeber spielt. Aber wie soll das auch anders sein bei
einer Instanz, zu deren Kompetenz es nun mal gehört, Gesetze für
verfassungswidrig zu erklären? Unpolitisch im strengen Sinne kann das
Verfassungsgericht gar nicht sein. Aber anders als die Politik kann
es sich nicht einfach ein Thema vorknöpfen. Es legt die Verfassung
aus - wenn es gefragt wird. Und von wem wird es gefragt? Eben von den
Politikern, die mit ihrem "Wir gehen nach Karlsruhe" immer wieder
Korrekturen verlangen. Das ist schon seit Jahrzehnten so. Ebenso gibt
es seit Jahrzehnten die Richterschelte der in Karlsruhe Unterlegenen,
die aber immer mehr den grummelnden Politikern schadeten als dem
hohen Ansehen der Verfassungsrichter. Deren Urteile zeigen immer
wieder, wie gewissenhaft sie das Pro und Kontra abwägen. Statt auf
ein Urteil aus Karlsruhe zu starren wie das Kaninchen auf die
Schlange, haben die Politiker einen Weg, der den Richtern versperrt
ist: selbst initiativ zu werden, selbst zu handeln, selbst Gesetze zu
machen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
450682
weitere Artikel:
- DER STANDARD-Kommentar: "Ideologische Leitplanken" von Michael Völker "Die großen und die kleinen Linien: Worüber Norbert Darabos
künftig wachen wird"; Ausgabe vom 6.3.2013
Wien (ots) - Es gibt nicht viele Personen in seinem beruflichen
Umfeld, denen SPÖ-Chef und Bundeskanzler Werner Faymann wirklich
vertraut. Laura Rudas gehört dazu. Die 32-Jährige managt die
Parteizentrale in der Löwelstraße und soll Faymann parteiintern den
Rücken frei halten. Offenbar tut sie das zu seiner Zufriedenheit. Sie
darf bleiben.
Günther Kräuter gehört nicht zu jenem auserwählten Kreis an
Vertrauensleuten. Er wird jetzt mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Legaler Wucher / Kommentar zur Krankenversicherungspflicht Stuttgart (ots) - Die einst von der Großen Koalition eingeführte
Pflicht zur Krankenversicherung für alle ist im Prinzip gut und
richtig. Doch wie sich heute erweist, sind vor allem Kleinunternehmer
und Existenzgründer mit Beiträgen von mehr als 300 Euro im Monat -
200 Euro bei Geringverdienern - überfordert. Die Gruppe der säumigen
Zahler wird für die Krankenkassen zum Problem, die Rückstände gehen
in die Milliarden Euro. Es ist ein Webfehler des von Union und SPD
verabschiedeten Gesetzes gewesen, enorm hohe Säumniszuschläge von mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu China/Volkskongress Stuttgart (ots) - Premier Wen Jiabao hat bei seiner letzten Rede
in diesem Amt die Erfolge seiner zehn Regierungsjahre gelobt, und für
die Zukunft Reformen angemahnt. Das klingt nach Routine, ist es aber
nicht. Der katastrophale Raubbau an der Umwelt, der in den letzten
drei Jahrzehnten betrieben wurde, macht das Volk zunehmend wütend.
Ein wütendes Volk kann sich die Führung aber nicht leisten - und
verabschiedet sich daher vom Wachstum um jeden Preis. Die spannende
Frage wird sein, ob das reicht. Der designierte Präsident Xi Jinping mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Akt der Notwehr / Leitartikel zu Stuttgart 21 Stuttgart (ots) - Was am Dienstag in Berlin geschehen ist, war
nichts anderes als ein Akt der Notwehr eines in Bedrängnis geratenen
Aufsichtsrats. Letztlich hatten die Kontrolleure des größten
Staatskonzerns der Republik kaum eine andere Möglichkeit, als den
Scheck über weitere zwei Milliarden Euro zu unterschreiben. Sie sind
unter Druck geraten, weil sich Planer, Buchhalter und Entscheider der
Bahn haarsträubende Fehler geleistet haben. All die Missstände von
Stuttgart 21 zu reparieren wird den Steuerzahler teuer zu stehen
kommen. mehr...
- Rheinische Post: Stuttgart 21 - der Bahnhof der Politiker
= Von Klaus Peter Kühn Düsseldorf (ots) - Die Bahn ist keine Aktiengesellschaft wie jede
andere. Der Bund als alleiniger Eigentümer hat gestern für Stuttgart
21 die Weichen vor allem nach politischen Gesichtspunkten gestellt:
Nur einmal angenommen, die Bahn hätte den Abbruch des Projekts
verkündet - der erste grüne Ministerpräsident hätte triumphieren
können. Er verdankt sein Amt nicht zuletzt dem Widerstand gegen den
Tiefbahnhof. Das wäre im Wahljahr kein gutes Signal für die Regierung
Merkel gewesen. Die Kanzlerin ist eine entschiedene Befürworterin von mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|