(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Schützengräben der Statistik Zum Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

Geschrieben am 06-03-2013

Cottbus (ots) - Arm im Sinne von menschenunwürdigem Leben ist
hierzulande auch dank der Grundsicherung tatsächlich kaum jemand. Das
ist nicht das Hauptproblem. Ein Problem ist aber, wenn man wegen
steigender Mieten nicht mehr weiter weiß. Ein Problem ist, wenn man
arbeitet und trotzdem zum Sozialamt muss. Ein Problem ist, wenn man
keine Chance bekommt, weil man zu alt ist, behindert oder Ausländer
ist. Armut ist in Deutschland für viele Menschen die Erfahrung
mangelnder Teilhabemöglichkeit inmitten einer Gesellschaft, die
objektiv reich ist und immer reicher wird. Deutschland ist zwar cool,
im Sinne von erfolgreich, wie Wirtschaftsminister Philipp Rösler
sagt. Aber es ist auch kalt. Die Opposition verweist auf die
Vermögenskluft zwischen Arm und Reich, auf Niedriglöhne und die
anhaltend hohe Zahl von Menschen, die staatliche Stütze benötigen.
Sie verlangt mehr Verteilungsgerechtigkeit. Die Regierung hält die
Leistungsgerechtigkeit dagegen, die Tatsache, dass so viele Bürger
wie nie in Arbeit sind, und dass das Land zukunftsfester ist als
viele andere Länder. Beide Ansichten finden Zahlenfutter in dem am
Mittwoch vom Kabinett beschlossenen "Armuts- und Reichtumsbericht".
Aber beide erfassen jeweils nur einen Teil der Wirklichkeit in
Deutschland. Die Chancengerechtigkeit ist das große, unterschätzte
Thema dieses Landes. Die OECD bemängelt es immer wieder: Kaum
irgendwo ist der Bildungserfolg so vom Status der Eltern abhängig wie
hier. Das ist ein wahres Armutszeugnis, ebenso wie die hohe Zahl der
Schulabgänger ohne Abschluss. Oder, dass sich die Chancen (und
Einkommen) von Frauen und Männern so sehr unterscheiden. Es ist die
Durchlässigkeit der Gesellschaft, die ins Stocken geraten ist. Die,
die oben sind, können immer öfter schon das Geld für sich arbeiten
lassen. Ihre Kinder starten sorgenfrei ins Leben. Die Mittelschicht
trägt derweil den Staat und wird immer frustrierter, weil es nicht
voran geht. Und die, die unten sind, bleiben unten, mit Tendenz zum
Prekariat. Um Chancengerechtigkeit herzustellen, braucht man beides.
Mehr Verteilungsgerechtigkeit durch eine höhere Besteuerung von
Vermögen und Erbschaften, vor allem für die Bildung. Aber auch einen
starken Industriestandort und die Fortsetzung der Politik des
Forderns und Förderns. Es würde sehr helfen, wenn die Politik die
Schützengräben der Statistiken verlassen und sich in die Wirklichkeit
begeben würde. Die Gesellschaft muss ihre Balance halten. Immer.
Wenigstens dieses Ziel sollte allen gemeinsam sein.



Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

450986

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zur Anklage gegen Olaf Glaeseker: Bielefeld (ots) - Ein Jahr lang haben die Ermittlungen gedauert, 134 Seiten umfasst die Anklageschrift, 47 Zeugen sind benannt: Die Staatsanwaltschaft Hannover hat in das Verfahren gegen den ehemaligen Wulff-Sprecher Olaf Glaeseker und den Partymanager Manfred Schmidt viel Kraft investiert. Kein Wunder, ziehen doch die Ermittlungen und somit auch die Ermittler in diesem Fall besonderes öffentliches Augenmerk auf sich. Dennoch wagt sich die Staatsanwaltschaft nun weit vor. Nicht wegen des minder schweren Vorwurfs der Vorteilsnahme, mehr...

  • Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Armut und Reichtum: Bielefeld (ots) - Streiche: »Privatvermögen sind sehr ungleich verteilt.« Setze: »Hinter diesen Durchschnittswerten steht eine sehr ungleiche Verteilung der Vermögen.« Die vermeintliche »Fälschung« (Andrea Nahles/Bernd Riexinger) des Regierungsberichtes über Vermögen und Einkommen in Deutschland gerät zur Wortklauberei, je intensiver man die 548 Seiten studiert. Der gestern vom Kabinett vorgelegte »Armuts- und Reichtumsbericht«, so die zur Kampfformel hochgejazzte offizielle Bezeichnung, bietet eben mehr als Vorwort und Kurzthesen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Familiensplitting Osnabrück (ots) - Frankreich macht es vor In der Familienpolitik wechseln die Ministerinnen Kristina Schröder und Ursula von der Leyen von der Defensive in die Offensive. Das ist besser, als gebannt auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Gleichstellung lesbischer und schwuler Paare im Sommer zu warten. Zugleich gewinnt die CDU mit ihrem Vorschlag zum Familiensplitting Zeit und setzt ein neues Thema im Wahlkampf. Und an bisherigen Werten kann sie auch noch weitgehend festhalten. Klar ist, dass sich das deutsche Steuerrecht mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Venezuela / Regierung / Präsident Osnabrück (ots) - Die Geburt des Mythos Der frühe Tod macht Venezuelas Staatschef Hugo Chávez zum Mythos. So wie die von ihm vergötterten Idole, der lateinamerikanische Unabhängigkeitskämpfer Simón Bolívar und der kubanische Nationalheld Che Guevara, wird er nun selbst zur Legende. Und voraussichtlich profitiert davon bei der Neuwahl innerhalb der nächsten 30 Tage der vom Comandante selbst noch installierte Nachfolger, Vizepräsident Nicolás Maduro. Der frühere Busfahrer wird dann eines der weltweit ölreichsten Länder lenken. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Soziales / Armutsbericht Osnabrück (ots) - Dreiste Schönfärberei Niemand sollte sich für dumm verkaufen lassen. Trotz aller Versuche der Schönfärberei beschreibt der Armuts- und Reichtumsbericht ein tief gespaltenes Land. Millionen von Menschen genießen die Früchte ihrer Arbeit, kommen zu Wohlstand oder sind sogar reich. Es gibt aber auch die dunkle Seite: viele Millionen Menschen, die ein Leben am Rand der Gesellschaft oder in Armut führen. Ihre Probleme müssen ernst genommen werden. Es ist deshalb höchst bedauerlich, dass Ministerin Ursula von mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht