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Frankfurter Neue Presse: Erfahrung mit Milliardengräbern

Geschrieben am 08-03-2013

Frankfurt am Main (ots) - Da haben sich zwei gefunden, die
zueinander passen: Die schlimmste Pannen-Baustelle im Lande, der
Hauptstadtfughafen BER - und Deutschlands umstrittenster Manager
Hartmut Mehdorn, der's richten soll. Spötter im Netz vergleichen die
überraschende Personalie bereits mit einem Wechsel von Josef
Ackermann an die Spitze von "Brot für die Welt". Als Chef der
Deutschen Bahn stand Mehdorn praktisch ununterbrochen im Kreuzfeuer
der Kritik - und immer waren die anderen schuld. Egal, ob es um den
von ihm fast im Alleingang unermüdlich betriebenen Börsengang der
Bahn ging, um heftige Tarifauseinandersetzungen, Fahrpreiserhöhungen
oder technische Pannen. Mehdorn hat Kämpfe mit Verkehrsministern und
Aufsichtsräten gewonnen, hochbezahlte Lobbyisten für sich in Stellung
gebracht, gegen Politiker, die Industrie und Kunden abgelästert.
"Diplomat wollte ich nie werden", heißt denn auch sein Buch. Doch
zweimal scheiterte "sein" Börsengang, und am Ende stolperte der
Macher mit dem Hang zu Selbstüberschätzung über eine Spitzel-Affäre.
Zumindest kann der Mann Erfahrung mit Milliardengräbern (und
Verspätungen) beisteuern, hat er doch schon die zweite deutsche
Pannen-Großbaustelle zu verantworten, "Stuttgart 21". Doch zumeist
sparte er gnadenlos, um den Börsen-Kandidaten auf Rendite zu trimmen.
Bahn und Bahnfahrer leiden noch heute unter dem von Mehdorn
angerichteten Investitionsstau. Vor allem im Winter, der alljährlich
völlig überraschend Schnee und Eis bringt, fehlen ICE-Züge. Und das
Schienennetz vergammelte unter Mehdorn regelrecht: Angesichts der
Pannenserie bei der Berliner S-Bahn hätten die handelnden
Hauptstadt-Politiker wissen können, mit wem sie sich einlassen. Es
ist, als ob man gezielt nach einem Blitzableiter" gesucht hätte, den
ohnehin niemand ausstehen kann und dessen Image nicht mehr weiter zu
ruinieren ist. Schlecht erging es auch den anderen Unternehmen, die
der neue BER-Boss geleitet hatte: Heidelberger Druck lavierte lange
am Rande der Pleite, auch Air Berlin stand vor dem Kollaps, als die
arabische Fluglinie Etihad als Retter einsprang - und als erste
Sofortmaßnahme Mehdorn feuerte. Seit- her, so heißt es, befindet sich
Air Berlin auf dem Weg der Besserung. Doch Mehdorn kann es auch mit
fast 71 Jahren immer noch nicht lassen - und nimmt einen Job an, den
Klügere vor ihm ausschlugen. Nun muss er sich pikanterweise mit
seiner eigenen Klage gegen den Hauptstadt-Airport herumschlagen,
eingereicht noch in seiner Zeit bei Air Berlin. Die Flughafen-Mission
verspricht angesichts der Vielzahl von Problemen ein echtes
Himmelfahrtskommando zu werden - der absehbare neuerliche Fehlschlag,
der dem Ex-Bahnchef zu gönnen ist, dürfte den Steuerzahler leider
sehr, sehr teuer kommen. Immerhin: Der S-Bahnhof unter BER ist schon
fertig ...



Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407


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