FZ: Die Notlösung
Kommentar der Fuldaer Zeitung zur Berufung von Hartmut Mehdorn als neuen Chef des Berliner Flughafens
Geschrieben am 08-03-2013 |
Fulda (ots) - Die Notlösung
In der Berufung von Hartmut Mehdorn zum neuen Berliner
Flughafenchef spiegelt sich das ganze Dilemma der für die
Pannenbaustelle Verantwortlichen wider. Mehdorn kommt, weil kein
anderer da ist. Welcher Manager will seinen guten Namen aufs Spiel
setzen für einen Karren, der so tief im Dreck steckt, dass er kaum
noch herauszuziehen ist? Wer will freiwillig zum Spielball
politischer Interessen werden und sich im Kompetenzgerangel zwischen
Bund und Ländern verheizen lassen? Und schließlich: Wer will schon
Chef eines Unternehmens werden, in dem durch Indiskretionen (wie im
Fall Bender) Vertragsdetails wie die Vergütung in die Öffentlichkeit
gezerrt werden? Mehrdorn ist wahrscheinlich der Einzige, den das
alles nicht juckt. Er gilt als leidenschaftlicher Sanierer, hat als
Rentner viel Zeit und offenbar den Antrieb, mit 70 nochmal etwas zu
reißen und (zum ersten Mal seit vielen Jahren) einen Job erfolgreich
abzuschließen.
Mehdorns Leistungsbilanz in den vergangenen 15 Jahren taugt nicht
gerade als Referenz: Zwar hat er als Bahnchef das ehemalige
Staatsunternehmen zum Global Player geformt, Millionen genervte
Kunden verbinden mit ihm allerdings eher Verspätungen,
Preiserhöhungen und Serviceverschlechterungen. Als er im Zuge der
Spitzelaffäre gehen musste, hinterließ er seinem Nachfolger einen
Berg voll Probleme. Anschließend konnte er auch Air Berlin nicht vor
einem weiteren Absturz bewahren. Was für ein Zufall, dass er bei der
Fluggesellschaft ausgerechnet an dem Tag im Januar entlassen wurde,
an dem auch bekanntgegeben wurde, dass sich die Eröffnung des
Berliner Flughafens zum vierten Mal verschiebt. Seine Berufung
erinnert an einen Vorgang in der Politik, der dem
Gerhard-Schröder-Freund Mehdorn sicher in Erinnerung geblieben ist:
Als Hans Eichel 1999 als hessischer Ministerpräsident abgewählt
worden war, schlug bereits nach wenigen Tagen auf dem politischen
Abstellgleis seine große Stunde als Bundesfinanzminister, weil Oskar
Lafontaine gerade zurücktrat und eine schnelle Lösung gefunden werden
musste. Immerhin ist Eichel dann als derjenige in die Geschichte
eingegangen, der im Jahr 2000 die letzte nennenswerte Steuerreform in
Angriff nahm und sogar zeitweise Schröders beliebtester Minister war.
Auch wenn die Vorzeichen nicht besonders günstig sind: Vielleicht
gelingt Mehdorn ja das Unmögliche, das traurige Kapitel BER zu einem
erfolgreichen Abschluss zu führen. Scheitert auch der ehemalige
Bahnchef, dann droht der Hauptstadt ein Milliardengrab. Mit dem
ehemaligen Flughafenchef Bender an der Spitze wäre das Risiko sicher
kleiner gewesen. Doch der war ja bekanntlich ein paar Milliönchen zu
teuer. / Bernd Loskant
Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Loskant@fuldaerzeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
451540
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Brandstifter Nordkorea Düsseldorf (ots) - Kommentar von Helmut Michelis
Hunde, die bellen, beißen nicht - hoffentlich trifft dieses alte
Sprichwort auch auf Nordkorea zu. Zwar ist die Welt an das
Säbelrasseln der schwer begreifbaren Diktatur auf der koreanischen
Halbinsel mittlerweile seit Jahrzehnten gewöhnt. Doch diesmal droht
Kim Jong Un zu überziehen. Denn nach der unglaubwürdigen Androhung
eines Atomwaffeneinsatzes und der Aufkündigung des Waffenstillstands
mit dem Süden sind die verbalen Attacken wohl nicht mehr
steigerungsfähig. Was aber geschieht, mehr...
- Oberhessische Presse: Mehdorn / Ein guter Tag für Satiriker - Kommentar von Stefan Dietrich Marburg (ots) - Wie kann man ein Projekt retten, das derart gegen
die Wand gefahren ist wie der neue Hauptstadtflughafen? Ein neuer
Manager reicht jedenfalls nicht aus, um aus der Berliner
Chaos-Baustelle einen funktionierenden Airport zu machen. Eigentlich
braucht man eher einen Superhelden: Einen, der bewiesen hat, dass er
selbst aussichtslos erscheinende Vorhaben zum Erfolg führen kann. Der
kreativ genug ist, um schier unlösbare Probleme in den Griff zu
bekommen. Der durch diplomatisches Geschick die zerstrittenen
Beteiligten mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Vor dem NSU-Prozess: Kritik an Münchner Gericht Stuttgart (ots) - Im Vorfeld des NSU-Mordprozesses am
Oberlandesgericht München ist eine Debatte über die Umstände
entbrannt, unter denen die Verhandlung stattfinden wird. Kern ist die
Entscheidung des Gerichts, dem türkischen Botschafter und der
Menschenrechtsbeauftragten des türkischen Parlaments keinen festen
Platz im Gerichtssaal einzuräumen. Der SPD-Politiker Sebastian
Edathy, Vorsitzender des Untersuchungsausschusses, nannte die Haltung
des Gerichts "unangemessen" und "nicht nachvollziehbar". Der
Abgeordnete Hartfrid Wolff, mehr...
- WAZ: Städte drehen an der Steuerschraube
- Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Auf der Suche nach neuen Einnahmen finden die
finanzschwachen Städte vor allem ihre uralten Tränken wieder:
Ausgerechnet jene Städte, die dringend auf Einwohner und Firmen
angewiesen sind, erhöhen kräftig die Grund- und Gewerbesteuer. Aber
was bleibt ihnen auch anderes übrig, um die strengen Vorgaben des
Landes einzuhalten? Rot-Grün stellt zwar Milliarden für die ärmsten
Kommunen bereit, erwartet jedoch dafür eigene Anstrengungen der
Empfänger. Nach Jahrzehnten, in denen viele Städte bereits jeden
Stein umgedreht haben, mehr...
- WAZ: Kein Zauderer im Vatikan
- Kommentar von Walter Bau Essen (ots) - Die Kardinäle in Rom haben sich mehr Zeit gelassen
als erwartet mit ihren Vorgesprächen zum Konklave. Es gab und gibt
offenbar reichlich Gesprächsbedarf unter den versammelten
Purpurträgern. An Themen fehlt es ihnen in der Tat nicht: Der Umgang
mit den Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen, der Streit um
die erzkonservativen Piusbrüder und die peinliche Veröffentlichung
geheimer Vatikan-Papiere im Internet haben die katholische Kirche
schwer erschüttert. Wirklich bewältigt ist keines der Probleme. Wenn
die mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|