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Schwäbische Zeitung: Schlecker verteilt nur kleine Krümel - Leitartikel

Geschrieben am 19-03-2013

Ravensburg (ots) - Es war also doch noch etwas da: Die Familie
Schlecker gibt rund 10,1 Millionen Euro frei. Das Geld fließt der
Insolvenzmasse zu - ein Topf, aus dem Tausende Gläubiger vielleicht
einen klitzekleinen Teil ihres Geldes wiedersehen. Diesen Kompromiss
haben der Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und die Schlecker-Familie
geschlossen, um ein langwieriges und kostspieliges Gerichtsverfahren
zu vermeiden.

10,1 Millionen Euro sind ein riesiger Batzen Geld. Den meisten von
uns würde schon eine Million davon reichen, um sämtliche Lebensträume
zu erfüllen. Doch dieser Haufen Geld ist leider für niemanden
wirklich ein Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen. Die
Schlecker-Insolvenz hat erschreckende Ausmaße.

Wie viel Geld Schleckers theoretisch aus dem Hut zaubern müssten,
um wirklich alle Rechnungen zu begleichen, weiß niemand. Nur so viel:
Die Forderungen der Gläubiger liegen bei mindestens 1,075 Milliarden.
Dazu kommen noch einige hundert Millionen, die die Agentur für Arbeit
bekommt. Sie hatte den Mitarbeitern Insolvenzgeld bezahlt. Aber schon
eine grobe Rechnung mit 1,075 Milliarden zeigt, wie das Geld
versickert: Eine Milliarde entspricht 1000 Millionen, von denen jetzt
gerade mal gut 10 Millionen in den Topf wandern. Diesem Geldhaufen
stehen nun aber mehr als 22700 Gläubiger gegenüber, die alle hoffen,
ein Stück vom Mini-Kuchen abzubekommen. Die Krümel werden aber sehr
klein sein. Am Ende müssen die Gläubiger immer noch auf satte 990
Millionen Euro verzichten.

Schleckers aber sollten die allerletzten sein, die diesen letzten
Schachzug feiern dürfen. Man könnte sagen: Meike Schlecker hat
schlichtweg allen ins Gesicht gelogen, als sie den Journalisten vor
gut einem Jahr in die Blöcke diktierte: "Es ist nichts mehr da." Man
könnte aber auch sagen: Jeder hat seine eigene Wahrheit. Vielleicht
hat sie gar nicht gelogen, wenn die Millionen am Ende für die Familie
"nichts mehr" waren. Oder aber die Schleckers haben nicht nur den
Blick für die Realität verloren, sondern auch den moralischen
Kompass.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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