Schwäbische Zeitung: Der Papst als Menschenfischer - Leitartikel
Geschrieben am 29-03-2013 |
Ravensburg (ots) - Der Begriff authentisch ist abgenutzt und
abgewetzt. Aber bei Papst Franziskus ist er keine hohle Phrase. Der
Argentinier wirkt mit seinen ganz starken Gesten authentisch durch
und durch.
In den ersten Tagen seines Pontifikats zeigt Franziskus der Welt,
dass in seiner Kardinalszeit die Fahrt mit der U-Bahn zur Arbeit, das
persönliche Öffnen der Tür und die Nähe zu den Menschen in den
Armutsvierteln von Buenos Aires kein PR-Gag, sondern zentraler
Bestandteil seines priesterlichen Lebens war.
Es ist schlichtweg atemberaubend, wie der neue Papst seine
Nahbarkeit demonstriert. Er wäscht im Gefängnis zwölf Jugendlichen
verschiedener Nationalitäten und Religionen die Füße. Damit
demonstriert er unaufgeregt, was er ganz persönlich darunter
versteht, herauszugehen, um das Evangelium zu verkünden. Da ist
nichts von der von ihm im Vorkonklave scharf kritisierten
Selbstbezogenheit der kirchlichen Institutionen. Vom theologischen
Narzissmus findet sich keine Spur. Franziskus ist ein Mann der klaren
und einfachen Worte und unterscheidet sich damit grundlegend von
seinem Vorgänger.
Der intellektuelle Benedikt XVI. hatte das Problem, dass ihm kaum
jemand zugehört hat - fernab der oberflächlichen Begeisterung, dass
er der erste deutsche Papst war. Und dass diejenigen, die ihm
zuhörten, ihn kaum verstanden haben. Sie hatten vielleicht eine
Ahnung, was er meinte, richtig folgen konnten sie ihm nicht.
Franziskus ist da das glatte Gegenteil. Er spricht eine einfache,
deutliche Sprache, die niemand missverstehen kann. Vom Protokoll der
Kurie hält er nicht viel, er ist ein Menschenfischer.
Wer nun aber glaubt oder gar hofft, dass Franziskus auch
theologisch umsteuern wird, der irrt wahrscheinlich. Die katholische
Kirche in Argentinien galt immer als konservativ, der
Befreiungstheologie stand sie kritisch gegenüber. Viele Wunden, siehe
auch die gestreuten Gerüchte um die vermeintliche Nähe von Franziskus
zur damaligen Militärdiktatur, sind bis heute nicht verheilt.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
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