Westdeutsche Zeitung: Merkels bester Wahlkampfhelfer =
von Lothar Leuschen
Geschrieben am 05-04-2013 |
Düsseldorf (ots) - Was ist bloß mit Peer Steinbrück los? Der
Kanzlerkandidat der SPD für die Bundestagswahl am 22. September
wandelt von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen und entwickelt sich zum
besten Wahlkampfhelfer von Angela Merkel. So hatten SPD-Chef Sigmar
Gabriel und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier das sicher nicht
vorgestellt, als sie Steinbrück mehr oder weniger im stillen
Kämmerlein auf den Schild hoben. Aber Steinbrück hat immer
Beinfreiheit reklamiert, und die nutzte er nun für eine Äußerung, die
nicht nur den meisten Sozialdemokraten die Haare zu Berge
stehenlässt. Dass der Kanzlerkandidat einen getrennten
Sportunterricht von Mädchen und Jungen im Jahr 2013 noch für denkbar
hält, verschlägt nicht nur Integrationspolitikern aller Parteien die
Sprache. Vielleicht hat Steinbrück das ja gar nicht so gemeint. Aber
dann wäre er nicht Steinbrück.
Der ehemalige Bundesfinanzminister und NRW-Ministerpräsident steht
zu Recht im Verdacht, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu
halten. Das war so, als er die italienischen Wahlsieger Grillo und
Berlusconi als Clowns bezeichnete. Das war so, als er der Schweiz im
Steuerstreit undiplomatisch zu nahe trat. Mit dem getrennten
Sportunterricht ist das auch so.
SPD-Wähler werden sich ärgern, mancher neutrale Beobachter dürfte
sich wundern. Denn Peer Steinbrück ist nicht nur ein anerkannter
Finanzexperte, er ist ein brillanter Denker und eloquenter Redner. Er
hat Humor. Er hat alles, was der Kanzlerkandidat einer Volkspartei
braucht. Nur nahbar ist er nicht.
Das wäre nicht der Rede wert, wenn Steinbrück sich beraten ließe
oder gute Berater hätte. Daran scheint es im Team des SPD-Mannes zu
mangeln. Sonst wäre Steinbrück sicher nicht ausgerechnet in diesen
Tagen zum Parteifreund Hollande nach Paris gereist. Denn der
französische Präsident ist gerade auf dem Tiefpunkt seiner
Beliebtheit angelangt. Er wird Steinbrück im Wahlkampf nicht helfen
können.
Und so warten alle auf die nächste Panne. Die Umfragewerte der SPD
und ihres Kandidaten gehen derweil weiter auf Talfahrt. Das mag
Wähler des Regierungslagers entzücken. Aber für den vor einer Wahl
dringend notwendigen politischen Diskurs bleibt zwischen den
Fettnäpfchen zu wenig Platz.
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Westdeutsche Zeitung
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