Schwäbische Zeitung: Eltern und Kinder unter Druck - Leitartikel
Geschrieben am 10-04-2013 |
Ravensburg (ots) - Deutsche Kinder sind laut einer Unicef-Studie
immer unglücklicher, obwohl es ihnen materiell meist deutlich besser
geht als den Jungen und Mädchen in anderen Ländern. Reflexartig
könnte man dazu sagen: Die sind wohlstandsverwöhnt, die brauchen mehr
Druck. Das ist aber Unsinn. Ihr Gemütszustand ist nur ein Spiegelbild
der Erwachsenenwelt. Der Nachwuchs wird praktisch mit der Muttermilch
auf seine künftigen Rollen eingeschworen. Mädchen sehen schon bei
Mutti, was ihnen droht: Sie sollen hübsch sein, diszipliniert,
Karriere machen, Kinder kriegen, Statussymbole wie dicke Autos
besitzen; all dies kann einem kleinen Menschen zu schaffen machen.
Auch Brüderlein geht es nicht besser, der Papas Bemühungen verfolgt,
mitfühlend und männlich, Hausmann und Karrierist zugleich zu sein.
Die Eltern geben somit unterbewusst ihren Druck an die Kinder weiter,
die Außenwelt tut ihr Übriges: Noch nie waren die Stundenpläne der
Schüler so voll, so eng getaktet, wer einem Hobby nachgehen will,
braucht eiserne Disziplin. Die Folge: Noch nie gab es so viele
seelische Erkrankungen unter Kindern. Ärzte schlagen Alarm über
Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsmängel, sozialen Rückzug,
Ess- und Schlafprobleme, Ängste und Depressionen, ja, und auch
Suizide. Glücklich klingt anders. Doch was tun? Kein Mensch will die
leistungsorientierte Gesellschaft abschaffen. Und kein Mensch wünscht
sich eine Rückkehr zur Laissez-faire-Pädagogik der 1970er-Jahre, die
dem Prinzip "einfach alles laufen lassen" folgte. Anderseits macht
Leistung als Selbstzweck nun mal krank, genauso wie strikte
Rollenvorgaben. Eine Gemeinschaft dagegen, die Freiräume und Vielfalt
zulässt, die individuelle Lebensmodelle akzeptiert und fördert, kann
auch Wohlstand wertschätzen und erfreut sich an Leistung. Mit dieser
Sicht fangen wir am besten bei uns selber an. Denn glückliche Eltern
bekommen auch glückliche Kinder.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
457216
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Extremisten brauchen Vernetzung - Kommentar Ravensburg (ots) - Nur sehr naive Menschen können von dieser
Nachricht überrascht sein: Inhaftierte Rechtsextremisten haben
versucht, ein Netzwerk mit Gleichgesinnten aufzubauen, innerhalb und
außerhalb der Gefängnisse. Politisch motivierte Straftäter sind auf
Solidarisierung, auf Bestätigung, auf virtuelles Schulterklopfen
angewiesen, um ihre Fanatisierung am Leben zu halten. Das
unterscheidet sie von Null-Acht-Fünfzehn-Verbrechern. So war das zu
Zeiten der linksterroristischen RAF, so ist das aktuell bei der
braunen Bande. Damals mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Vernetzte Szene Karlsruhe (ots) - Teilchen für Teilchen fügt sich das Puzzle
zusammen. Dass Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Bönhardt wie ein
Geheimbund gelebt und gemordet haben, glaubt inzwischen nicht einmal
mehr der Verfassungsschutz. Wie eng das Netzwerk jedoch geflochten
war, das ihren Nationalsozialistischen Untergrund trug, ob es in
Teilen womöglich noch existiert - das kommt erst allmählich ans
Licht. Die Erkenntnisse der hessischen Justiz, nach der inhaftierte
Rechtsextremisten selbst aus ihren Gefängnissen heraus noch Kontakte
aufbauen mehr...
- Mehr als 200 Organisationen fordern zügiges Ende der Überfischung in Europa Berlin (ots) -
Sperrfrist: 11.04.2013 00:05
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Gemeinsame Pressemitteilung
Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) und ihre EU-Kollegen müssen für
den Wiederaufbau der europäischen Fischbestände bis 2020 sorgen
Mit einem offenen Brief haben sich am heutigen Mittwoch 217
Organisationen aus ganz Europa an die Fischereiminister der
Europäischen Union gewandt. Sie fordern ein zügiges Ende der
Überfischung und mehr...
- Rheinische Post: SPD verlangt Suche nach Neonazi-Netzwerken in allen Gefängnissen Düsseldorf (ots) - Nach der Aufdeckung von Neonazi-Netzwerken in
hessischen Gefängnissen hat die SPD alle anderen Bundesländer
aufgefordert, auch in den dortigen Justizvollzugsanstalten nach
ähnlichen Strukturen zu suchen. "In Deutschland wird immer noch nicht
ausreichend dem Phänomen der nationalsozialistischen Netzwerke
nachgegangen", sagte SPD-Innenexperte Michael Hartmann der in
Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe).
Polizei, Justiz und Verfassungsschutz müssten ihre Informationen
intensiver austauschen. mehr...
- Rheinische Post: Arbeitgeberpräsident Hundt hält Altersarmut für überschätzt / "Deutschland braucht keine Rentenreform" Düsseldorf (ots) - Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hält eine
Rentenreform zur Vorbeugung gegen Altersarmut für unnötig. "Das Thema
Altersarmut wird überschätzt", sagte Hundt der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Aktuell seien
2,5 Prozent der Bürger im Rentenalter auf Grundsicherung angewiesen.
Auch wenn das Rentenniveau wie geplant sinke, werde dieser Anteil
nach Berechnungen dadurch nur auf drei bis vier Prozent steigen.
"Damit wird Altersarmut nicht zum Massenphänomen, sondern weiter die
Ausnahme mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|