BERLINER MORGENPOST: Das Phänomen Bushido - Hajo Schumacher über die Anbiederung der Gesellschaft an den zwielichtigen Gangsta- Rapper
Geschrieben am 20-04-2013 |
Berlin (ots) - Denksportaufgabe für Eltern: Wie erklärt man einem
Heranwachsenden, dass es streng verboten ist, sich ein Bobbycar
schenken zu lassen, aber völlig okay, einer kriminellen Vereinigung
als Marketingfolie zu dienen oder gegen Minderheiten zu hetzen? Es
ist das Privileg der Jugend, zweifelhafte Gestalten wie Bushido cool
zu finden. Es besteht aber keine Elternpflicht, den schwachsinnigen
Kult um einen Rapper mitzumachen, der sein Leben per Generalvollmacht
in die Hände eines Clans legt, den diese Stadt so dringend braucht
wie die Pest. Kriminalexperten wundern sich schon lange, wie
unterwürfig bis naiv sich Politiker, Prominente und Teile der Medien
an eine Szene heranwanzen, die dieses Gemeinwesen systematisch
aushöhlt. Wie kann sich der CSU-Bundesinnenminister Friedrich mit
tumbem Fanstolz an der Seite Bushidos fotografieren lassen? Was
reitet den CDU-Bundestagsabgeordneten von Stetten, dem Rapper ein
Praktikum im Parlament zu verschaffen? Resozialisierung wäre ja
prima. Hat aber nicht geklappt. Wie will ein konservativer
Mittelscheitel wie von Stetten, nebenbei Honorarkonsul der Malediven,
über christliche Werte dozieren, wenn er einen Show-Praktikanten
beschäftigt, der "Tunten vergasen" will. Gut möglich, dass sich hier
Männer- und Weltbilder begegnen, die näher am Mittelalter sind als an
einer modernen, demokratischen aufgeklärten Stadtgesellschaft, die
Faustrecht und Clan-Unwesen überwunden glaubte. Unstrittig, dass jene
Großfamilien, die weite Teile des Menschen- und Drogenhandels in
dieser Stadt kontrollieren, den Rechtsstaat nur insofern schätzen,
als er ihre eigenen Rechte gnadenlos durchsetzt. Ansonsten gelten
Polizisten, Staatsanwälte und deren Gesetze als verhöhnenswert, die
meisten Medien übrigens auch. Fakt ist: Ein paar Prozent Kriminelle
belasten das Ansehen ganzer Bevölkerungsgruppen und mithin das Klima
der Stadt. Bushidos durchsichtiges Doppelspiel wirkt dem Gift der
organisierten Kriminalität nicht entgegen: auf der einen Seite die
bürgerliche Masche mit Bundestagspraktikum, Kleinmachnow-Immobilie
und Bambi-Unsinn, auf der anderen die offenkundige Nähe zur düsteren
Seite. Der Musiker rollt den roten Teppich der Glam-Industrie
bereitwillig in die Unterwelt. Kann ja sein, dass es zur Berufsehre
des Gangsta-Rapper gehört, sich mit Ganoven einzulassen. Es gehört
allerdings auch zum guten Recht des Staats, mit herzlicher Härte
dazwischen zu schlagen. Und zur Pflicht der zahllosen
Anstands-Wauwaus, ihre moralische Empörung nicht nur bei
Bundespräsidenten auszuleben. Bitte eine klare Ansage, Herr Bushido,
und nicht wieder juxiges Gefasel: Wie stehen Sie zur Integration? Zu
den Rechten der Frau? Zur Homosexuellen-Hetze? Zum Staat Israel? Und
wie erklären Sie diese Generalvollmacht? Warum schenkt einer mit
derart großen Testikeln sein Schicksal her? Der Psychologe fragt: Wie
groß mag der Mutti-Komplex des vaterlos Aufgewachsenen sein? Was
kompensiert ein Seelchen mit albernem Macho-Gehabe? Und wie erklären
wir das Phänomen Bushido nun unseren Kindern? Mit der einfachen
Frage: Wollen wir in einem Land leben, das von Bushido und seinen
Kumpels regiert wird, mit ein wenig Scharia hier, ein bisschen Mafia
da und ironisch verbrämter Hetze gegen alles, was anders denkt? Eben.
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BERLINER MORGENPOST
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