Südwest Presse: KOMMENTAR · TEMPOLIMIT
Geschrieben am 09-05-2013 |
Ulm (ots) - Ohne Verstand
Reflexe haben einen Vorteil: Man muss nicht nachdenken. Das gilt
auch für politische Reflexe, etwa bei der frisch entflammten Debatte
ums Tempolimit. SPD-Chef Sigmar Gabriel tangiert das Thema allein mit
einem Sätzchen. Dabei sollte er von Steinbrück und Thierse wissen,
wie scharf die Beißreflexe im Land derzeit ausgeprägt sind. Zumal,
wenn man medial rot sieht. Schon durchzuckt es alle Polit-Nerven: Die
Union verweist auf wichtigere Baustellen, die ihnen aber eigentlich
auch herzlich egal sind. Die FDP geißelt die Regulierungswut. Der
ADAC schmeißt die erprobte "Freie-Fahrt-für-freie-Bürger"-Gebetsmühle
an. Allein die Grünen jubeln nicht routiniert, da sie mit der SPD in
einem Wahl-Boot sitzen: Tempolimits mögen so sinnvoll wie höhere
Steuern sein, gewiss aber sind sie unpopulär. Die Sozialdemokraten
sahen angesichts Gabriels Testballon kollektiv rot - die einen aus
Scham, die anderen aus Zorn. Schade, wieder ein wichtiges Thema
verheizt. Denn Tempo 120 sorgt zumindest nicht für mehr CO2 in der
Luft und nicht für mehr Unfälle. Es nimmt Rowdys das Recht zum
Drängeln und Rasen. Für Automobil-Schmieden steigt der Anreiz, auf
effektive statt leistungsstarke Motoren zu setzen. Die Autofahrer
kämen entspannter und nur wenig später ans Ziel. Wer's nicht glaubt,
der fahre testweise durch die Schweiz. Bleibt zu hoffen, dass die
Tempolimit-Debatte in naher Zukunft endlich reflexfrei und mit
Verstand geführt wird.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218
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