Westdeutsche Zeitung: Tarifeinigung Metall =
von Martin Vogler
Geschrieben am 15-05-2013 |
Düsseldorf (ots) - Was war das denn? Ein bisschen Warnstreik, ein
wenig Wortgeplänkel, und die Tarifparteien - die sich offiziell auf
eine unendliche Nachtsitzung eingestellt hatten - legen in
Rekordtempo eine Tarifeinigung auf den Tisch. Das riecht nach
Sensation, zumal das Ergebnis aus Bayern das Zeug zum Pilotabschluss
für alle 3,7 Millionen Metaller in Deutschland hat. Vor allem ist es
ein hervorragendes Zeichen, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer
auch ganz vernünftig und ohne verstaubte Rituale wie unrealistische
Einstiegsforderungen, verbale Scharmützel und wochenlange Streiks
einigen können. Speziell das Vermeiden der Streiks ist wichtig. Sie
hätten nicht nur die Bilanz der Unternehmen verhagelt und die
Netto-Einkommen der Arbeitnehmer vermindert, sondern wären auch ein
schädliches Signal im internationalen Wettbewerb. Für unser Image ist
es wichtig, dass das Ausland Deutschland als Ort der Zuverlässigkeit
und Stabilität wahrnimmt, wo man sich guten Gewissens geschäftlich
engagieren kann. Der zurückliegende Arbeitskampf bei der Lufthansa
hat leider schon genug Irritation gestiftet. Hoffentlich nehmen sich
in Sachen Geschwindigkeit andere Branchen ein Beispiel am Rekordtempo
der Metaller, selbst wenn sie wirtschaftlich nicht so rosig wie diese
dastehen. Dazu müssen allerdings langgediente Verhandlungsführer, die
gewisse Rituale lieben, sich von manchen Gewohnheiten verabschieden.
Im Jahr 2013 sollten eigentlich Tarifkonflikte zwischen intelligenten
Menschen nicht mehr dadurch gelöst werden müssen, dass man mit
Transparenten durch die Straßen zieht, Parolen skandiert, Werkstore
blockiert oder als Unternehmen seine Mitarbeiter aussperrt - und am
Schluss doch kein nennenswert anderes Ergebnis als ohne all das
Spektakel erreicht. Voraussetzung für weitere flotte
Tarifverhandlungen ist, dass sich beide Parteien Achtung und
Vertrauen entgegenbringen und faire Angebote machen, die der einen
Seite ausreichende Gewinne lassen und der anderen anständige
Einkommen garantieren. Zudem muss der Irrglaube weg, eine
Verhandlungsführung habe nur dann das Optimum herausgeholt, wenn sie
Wochen oder gar Monate für den Abschluss brauchte.
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