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Westfalenpost: Künftig bitte ohne moralische Überheblichkeit Von Harald Ries

Geschrieben am 20-05-2013

Hagen (ots) - Niemand wirft Daniel Cohn-Bendit vor, er habe sich
während seiner Zeit als Kindergärtner im Frankfurt der frühen 70er
Jahre an Schutzbefohlenen vergangen. Wenn er seine 1975
veröffentlichten Sätze über sexuelle Kontakte mit kleinen Kindern
heute als Phantasie und Provokation bezeichnet, klingt das
glaubwürdig. Aber es entschuldigt die Entgleisung nicht.

Und die Rechtfertigung, dass Tabubrüche dem Kampf gegen die
Repression dienten, dass es eine andere Zeit gewesen sei, die man als
Unbeteiligter schwer verstehen könne - die hätte er einem
Nazi-Mitläufer niemals durchgehen lassen. Mit solchen soll der Sohn
vertriebener deutscher Juden nicht in Zusammenhang gebracht werden.
Aber das Eingeständnis, sich verrannt und auf der falschen Seite
gestanden zu haben, wäre angebracht.

Knapp zehn Jahre später tummelten sich Pädophile auf
Grünen-Parteitagen, die Forum für Spinner und Minderheiten waren. Die
Forderungen der sogenannten Stadtindianer wurden nie mehrheitlich
akzeptiert. Aber man distanzierte sich nicht. Grüne waren gegen
Ausgrenzung und Verbote. Und das Thema Kindesmissbrauch war nicht so
im Bewusstsein. Nicht so wichtig.

Für eine Partei, die sich auf Seiten der Schwachen und Opfer sah,
ist das merkwürdig. Peinlich. Aber nur einer von vielen Irrtümern.
Man erinnert sich unter ehemals radikalen Linken auch nicht gerne an
die Ergebenheitsadressen, die man dem Schlächter Pol Pot schickte.

Dass die Grünen nun ihre Vergangenheit aufarbeiten wollen, ist
lobenswert. Aber wichtiger wäre es, künftig ohne nervige moralische
Überheblichkeit aufzutreten. Bei den schlimmen Missbrauchsfällen in
kirchlichen Heimen hätten die Grünen vielleicht nicht als lauteste
und erbarmungsloseste Ankläger auftreten müssen.



Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160


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