Roland Berger-Studie: Europäische Fluggesellschaften und Flughäfen stehen vor weiteren fundamentalen Veränderungen
Geschrieben am 21-05-2013 |
München (ots) -
- "European Aviation Radar 2013" zeigt: Steigende
Preissensitivität der Verbraucher, Wettbewerbsdruck der
Low-Cost-Carrier sowie der Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten,
strengere Gesetzesauflagen und die Euro-Krise setzen europäische
Fluggesellschaften und Flughäfen stark unter Druck
- Wegen der eingeleiteten Maßnahmen erwarten jedoch die
Top-Entscheider von 42 führenden europäischen Branchenunternehmen
für 2013 eine leicht positivere Geschäftsentwicklung im Vergleich
zum Vorjahr
- Allerdings rechnen sie auch mit einem weiteren Anstieg der
Kerosinpreise und einer schnelleren Marktkonsolidierung
- Roland Berger-Experten identifizieren wesentliche Handlungsfelder
für die Luftfahrtbranche, um den Marktwandel erfolgreich zu
bestreiten
- Neue Kooperationsmodelle zwischen Fluggesellschaften, Flughäfen
und Zulieferern, aber auch alternative Erlösmodelle sind notwendig
Die europäischen Fluggesellschaften und Flughäfen durchleben
tiefgreifende Veränderungen: Die steigende Akzeptanz der
Low-Cost-Carrier sowie der Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten
verändern das Wettbewerbsbild. Die hohe Preissensitivität der Privat-
und Geschäftskunden wirkt sich negativ auf die Durchschnittserlöse
der Fluggesellschaften aus. Hinzu kommen strengere regulatorische
Rahmenbedingungen wie etwa ausgedehnte Nachtflugbeschränkungen oder
zusätzliche Sicherheitsvorschriften, die den operativen Betrieb von
Fluggesellschaften und Flughäfen in Europa weiter einschränken.
Darauf haben bereits viele Unternehmen aus der Luftfahrtbranche
mit umfassenden Effizienz- und Restrukturierungsprogrammen reagiert.
Aus diesem Grund schauen sie leicht optimistisch auf das Jahr 2013 im
Vergleich zum Vorjahr. So rechnen sowohl Passagier-Airlines als auch
Flughäfen bis Jahresende mit einer steigenden Anzahl der Fluggäste,
bleiben aber mit ihrer Wachstumsprognose vorsichtiger als die
International Air Transportation Association (IATA).
Lediglich im Cargo-Bereich erwarten die Befragten eine positivere
Entwicklung als bei der IATA-Prognose für 2013: So gehen 83 Prozent
der Cargo-Anbieter davon aus, dass das Auftragsvolumen in diesem Jahr
um mehr als 2,4 Prozent wachsen wird. Doch die Experten warnen vor zu
großem Optimismus: "Was auf den ersten Blick positive Erwartungen
weckt, kann größere Risiken bergen, sollten sich der
Luftverkehrsmarkt schwach entwickeln oder die Umsetzung der geplanten
Maßnahmen verzögern", erklärt Björn Maul, Partner von Roland Berger
Strategy Consultants.
Europäischer Luftverkehrsmarkt steht vor großen Herausforderungen
Die Top-Entscheider sorgen sich vor allem um die Kerosinpreise: 54
Prozent fürchten, dass sie im laufenden Jahr weiter steigen werden.
Dies würde die Geschäftsentwicklung der Fluggesellschaften negativ
beeinflussen. Außerdem erwartet mehr als ein Drittel der Befragten,
dass die asiatischen Märkte langsamer wachsen werden als bisher - mit
deutlichen Folgen sowohl für das Passagier- als auch für das
Cargo-Geschäft. Doch auch eine schnellere Marktkonsolidierung (96%),
eine stärkere Präsenz der Billig-Airlines (79%) sowie eine weitere
Expansion der Golf-Fluggesellschaften nach Europa (88%) könnten den
Wettbewerbsdruck deutlich erhöhen.
Eine weitere Hürde für die Marktteilnehmer stellen strengere
Vorschriften und Richtlinien in fast allen Geschäftsbereichen der
Branche dar. Demnach müssten etwa Flughäfen neue Nachtflugverbote
durchsetzen; sowohl Passagier- als auch Cargo-Airlines sind
gezwungen, mit ihrer Flotte strengere Lärmschutzvorgaben und kürzere
Betriebszeiten einzuhalten - für europäische Marktteilnehmer ein
großer Nachteil im globalen Wettbewerb.
Marktteilnehmer mit unterschiedlichen Strategieschwerpunkten
Um einen Ausweg aus dieser schwierigen Marktlage zu finden, will
die Luftfahrtbranche auf verschiedene Maßnahmen setzen - allen voran
auf ein effizienteres Kostenmanagement. So planen 80 Prozent der
Passagier-Airlines, die Kosten entlang der Wertschöpfungskette weiter
zu senken, um dem verschärften Wettbewerb und den
Treibstoffsteigerungen entgegenzusteuern. Doch Kostensenkungen allein
sind nicht ausreichend: "Die europäischen Passagier-Airlines etwa
wollen auf den höheren Wettbewerbsdruck auch mit strategischen
Joint-Ventures und mit neuen Pricing-Modellen und Services
reagieren", sagt Roland Berger-Stratege Björn Maul. "Übernahmen in
der Branche stehen derzeit nicht im Fokus."
Cargo-Airlines hingegen sehen die Akquisition neuer Kunden durch
eine größere Produktdifferenzierung als wichtiges Ziel, um weiter zu
wachsen. Zusätzlich wollen die Marktteilnehmer vor allem ihre
Einkaufsprozesse verbessern und generell ihre Effizienz erhöhen.
Flughäfen setzen mehrheitlich darauf, neue Kunden zu gewinnen und
Erlöse im Non-Aviation-Bereich - wie zum Beispiel im Geschäft mit
Läden, Immobilien und Parkhäusern - weiter auszubauen. Aber auch neue
Kooperationsmodelle mit Airlines und wichtigen Lieferanten stehen bei
über drei Viertel der Flughäfen auf der Maßnahmenliste. "Das Wachstum
der Fluggesellschaften aus dem Nahen Osten sowie der Billig-Airlines
wird die Wettbewerbssituation weiter verändern", erklärt Björn Maul.
"Darauf müssen Flughäfen mit strukturellen Änderungen entsprechend
reagieren, wenn sie sich weiteres Wachstum für die kommenden Jahre
sichern möchten."
Die Studie "Aviation Radar 2013" können Sie kostenlos
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