BERLINER MORGENPOST: Endlich sachlich über Strom streiten
Claudia Ehrenstein über die Suche von Umweltminister Altmaier nach einer gesetzlichen Strompreisbremse
Geschrieben am 26-05-2013 |
Berlin (ots) - Es ist ja eigentlich eine gute Nachricht für die
Verbraucher, dass Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) noch
einmal einen neuen Anlauf nehmen will, um einen weiteren Anstieg der
Strompreise doch noch zu begrenzen. Sein Angebot an
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), ohne
Tabus nach einer parteiübergreifenden Lösung zu suchen, klingt
versöhnlich - war Altmaier doch mit seinen Vorschlägen für eine
Strompreisbremse erst vor wenigen Wochen beim Energiegipfel von Bund
und Ländern am Widerstand von SPD und Grünen gescheitert. Und auch in
den eigenen Reihen hatte er kaum Unterstützung bekommen. Doch schon
die ersten Reaktionen auf Altmaiers Vorstoß zeigen, wie zerstritten
die Parteien in der Frage einer Strompreisbremse sind. Die SPD hält
an ihrer Forderung fest, die Stromsteuer um 25 Prozent zu senken,
wohl wissend, dass nicht garantiert werden kann, dass die
Entlastungen auch tatsächlich beim Verbraucher ankommen. Unklar ist
auch, wie eine solche Maßnahme gegenfinanziert werden soll. Die
Grünen erneuern ihren Vorschlag, die Ausnahmen für die Industrie bei
der Ökostromumlage auf den Stand vor 2009 zurückzuführen. Dadurch
könnten bis 1,6 Milliarden Euro im Jahr gespart und der Strompreis um
etwa 0,5 Cent pro Kilowattstunde gesenkt werden. Doch die Grünen
wissen auch, dass Altmaier in diesem Punkt zwar auf ihrer Seite
steht, die FDP aber einem solchen Schritt niemals zustimmen würden.
Die FDP wiederum will wie die SPD die Stromsteuer senken. So gibt es
zwar verschiedene Schnittmengen zwischen den Parteien, für einen
gemeinsamen Beschluss aber hat es bislang nicht gereicht. Und es ist
auch kein Anzeichen erkennbar, dass sich die Regierung bis zur
Sommerpause noch auf einen Kompromiss einigen könnte, der dann im
rot-grün dominierten Bundesrat auch noch eine Mehrheit fände. Es
sieht ganz so aus, als wären die Verbraucher wieder einmal die
Dummen, die sich auf weiter steigende Strompreise einstellen müssen.
Vielen dürfte daher der frühere Umweltminister Klaus Töpfer aus der
Seele sprechen, der allen Parteien in der Diskussion über die
Strompreise und ihre sozialen Wirkungen einen "Mangel an Redlichkeit"
vorwirft. Wenn es um die Frage geht, ob die Energiewende für die
Armen in Deutschland unbezahlbar werde, wird derzeit in der Tat nicht
sach- sondern zielgruppengerecht argumentiert. Dabei wäre es so
wichtig, wenn Bundesregierung und Opposition die von Altmaier
angestoßene Debatte jetzt nicht für Scheindebatten und
Wahlkampfgetöse missbrauchen, sondern sich ernsthaft bemühen würden,
noch vor der Sommerpause kurzfristig eine wirksame Strompreisbremse
zu verabschieden. Denn nur so können sie bei den Verbrauchern wieder
mehr Zustimmung für die Energiewende erlangen. Und nur so gewinnen
sie auch die nötige Zeit, um das erneuerbare Energiengesetz (EEG) so
grundlegend zu reformieren, das die Strompreise in Zukunft nicht
wieder unkontrolliert aus dem Ruder laufen können.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
465835
weitere Artikel:
- Weser-Kurier: Zu den deutsch-chinesischen Beziehungen schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 27. Mai 2013: Bremen (ots) - Was für eine Ehre. Als erstes und einziges Land in
der EU hat Li Keqiang auf seiner ersten Reise als Chinas neuer
Regierungschef Deutschland ausgewählt. Das hat mehr als nur
symbolische Bedeutung - sollte aber nicht überbewertet werden. In
erster Linie spielen wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Deutschland
ist Chinas größter Handelspartner in Europa. Und im Gepäck hat Li
denn auch eine Reihe von Wirtschaftsverträgen. Das Vertragsvolumen
soll sich auf insgesamt fast fünf Milliarden Euro summieren. Aber
auch politisch mehr...
- Weser-Kurier: Zur Abschiebungsdebatte schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 27. Mai 2013: Bremen (ots) - Rund 7650 Menschen sind 2012 aus Deutschland
abgeschoben worden. Das klingt nicht sonderlich dramatisch. Im Land
Bremen sind es sogar nur 18 Abgeschobene. Also ist die
Abschiebungsproblematik angesichts solch niedriger Werte überwunden?
Wohl kaum. Diesen 18 Abgeschobenen stehen nämlich knapp 1500 Menschen
gegenüber, die im Land Bremen geduldet werden. Ein weitaus höherer
Wert, der viel mehr aussagt über die tatsächliche Situation vieler
Menschen: Wer nur geduldet ist, muss permanent mit seiner Abschiebung
rechnen. Was mehr...
- Rheinische Post: Hoffnung Elektroauto
Kommentar Von Reinhard Kowalewsky Düsseldorf (ots) - Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Witz:
Staat und Autobauer wollen heute ihr Ziel bekräftigen, dass 2020 eine
Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Das solle der
Umwelt helfen. In Wahrheit kommt der Strom für die Wagen aktuell zu
60 Prozent aus Kohle- und Kernkraftwerken. Dennoch gibt es doch gute
Gründe, das Elektroauto voranzutreiben: Der Ausbau von Ökoenergien
kann nur gelingen, wenn zeitweise überschüssiger Strom aus Windparks
zwischengespeichert werden kann: Einige Millionen E-Autos könnten mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Gesundheit / Ärzte Osnabrück (ots) - Mit Blick auf die Wahl
Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery ist im Wahlkampfmodus. Der
kluge Lobbyist für rund 340 000 berufstätige Mediziner blickt vor dem
Deutschen Ärztetag auf die Parteiprogramme, weniger auf die
Koalition. Das ist nachvollziehbar, denn bis zur Bundestagswahl wird
sich gesundheitspolitisch nicht mehr viel ereignen.
Stattdessen widmet sich Montgomery dem Kampf gegen die
Bürgerversicherung. Zwar war dieses seit Jahren von SPD und Grünen
propagierte Modell auf deren Parteitagen im April mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Parteien / CDU / Mindestlohn Osnabrück (ots) - Alles hat seine Grenzen
Angela Merkel kam, sah und scherzte: Das Rednerpult stand ihr zu
weit links, als sie auf der Bundestagung der CDU-Sozialausschüsse
sprach. Soll heißen: Ganz so weit wie die Christlich-Demokratische
Arbeitnehmerschaft will Merkel in der Sozialpolitik dann doch nicht
gehen. Alles hat seine Grenzen, auch die Sozialdemokratisierung der
CDU.
Und so bleibt es unter anderem in Lohnfragen bei höchst
unterschiedlichen parteipolitischen Positionen, die im Wahlkampf noch
eine gravierende Rolle mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|