BERLINER MORGENPOST: Ein tiefer Riss durch Europa;
Jochim Stoltenberg über Syrien, die europäischen Außenminister
und das Ende des Waffenembargos
Geschrieben am 28-05-2013 |
Berlin (ots) - Einmal mehr hat sich die so oft beschworene
gemeinsame europäische Außen- und Sicherheitspolitik als Schimäre
erwiesen. Nicht allein der Euro spaltet Europa. Ein tiefer Riss
trennt die 27 EU-Staaten auch, wenn es um Europas Rolle auf der
Weltbühne geht. Nach Deutschlands Weigerung vor zwei Jahren im
UNO-Sicherheitsrat, zusammen mit den Verbündeten für militärische
Aktionen zum Sturz des libyschen Diktators Gadaffi zu stimmen, sind
es jetzt die Briten und Franzosen, die ein gemeinsames europäisches
Handeln sabotiert haben. Gegen alle Bedenken der anderen haben sie
sich einer gemeinsamen Position verweigert und damit ihre Forderung
durchgesetzt, das Waffenembargo gegenüber der syrischen Opposition
aufzuheben. Da das Embargo nur einstimmig hätte verlängert werden
können, steht es nun im Belieben Londons und Paris, den syrischen
Bürgerkrieg mit weiterer Rüstung zu befeuern. Eine fatale
Entwicklung. So groß das Leid der syrischen Bevölkerung, so
verständlich der Wille, die Oppositionskräfte beim Sturzversuch des
Diktators von Damaskus zu unterstützen - so riskant und ungewiss, in
wessen Händen die Waffen fallen und für welche politischen und wohl
eher religiösen Ziele sie eingesetzt werden. Es gibt sie ja leider
nicht, die Opposition, die vereint die Herrschaft des Assad-Regimes
beenden will. Die militärischen Gruppierungen sind ebenso
zersplittert, zerstritten und in großer Zahl fundamental-islamistisch
beseelt wie die Exilpolitiker der sogenannten nationalen Koalition,
die zwar viel reden, aber am Ende bei der Machtverteilung wohl wenig
gefragt sein werden. Keiner kann also garantieren, dass EU-Waffen bei
den Richtigen landen, wenn es die überhaupt gibt. Eben so wenig, dass
sie zur Stabilisierung der Lage im westlichen Sinne beitragen werden.
Im Gegenteil. Die Gefahr, dass zusätzliche Waffenlieferungen aus
Europa in falsche Hände geraten und irgendwann gegen uns gerichtet
werden, ist real. Zudem sollten die Erfahrungen mit dem Irak Mahnung
genug sein. Das dort nicht endende Gemetzel im innerislamischen Krieg
zwischen Sunniten und Schiiten wird in Syrien fortgesetzt. Dort geht
es längst um mehr als nur um den Sturz Assads. Es geht um die Zukunft
des gesamten Nahen Ostens. Ein Pulverfass, das voll genug ist. Doch
Europas Außenminister haben sich nicht einmal darauf verständigen
können, ihr am Freitag endendes Waffenembargo bis nach der für Juni
geplanten großen Genfer Syrien-Konferenz zu verlängern. An ihr wollen
die Amerikaner, die Russen und endlich auch die Regierung Assads
teilnehmen. Auch wenn die Erfolgsaussichten düster sind - wird doch
von Assad der Machtverzicht verlangt -, haben London und Paris mit
ihrem Alleingang nicht nur die Leichtgewichtigkeit Europas auf der
internatonalen Bühne bestätigt. Sie haben auch die vermeintliche
"Friedenskonferenz" schon vorab schwer belastet. Wie Außenminister
Westerwelle angesichts dieses Desasters von einem "klaren Zeichen und
Signal" Europas an Assad reden kann, bleibt sein Geheimnis.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
466276
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Naturflächen Halle (ots) - Rund 11 500 Hektar Wälder, Wiesen und Auen sind in
Sachsen-Anhalt nun Teil des "Nationalen Naturerbes", das bundesweit
streng geschützt ist. Gestern wurden der Bundesstiftung Umwelt in
Dessau-Roßlau feierlich weitere 2 500 Hektar an der Elbe und im
Zeitzer Forst übertragen. Möglich machte das der Bund, der diese
Flächen nicht verkaufte, sondern unentgeltlich abgab. Das ist eine
gute Nachricht, nicht nur für den Erhalt seltener Tier- und
Pflanzenarten, sondern vor allem für die Menschen. Sie können und
sollen in mehr...
- DER STANDARD-KOMMENTAR "Debakel der EU-Außenpolitik" von Thomas Mayer Nach zwei Jahren gemeinsamer Syrien-Politik haben die Briten
das Kommando - Ausgabe vom 29.5.2013
Wien (ots) - Für einen kurzen Moment stand die gemeinsame Außen-
und Sicherheitspolitik der EU bei den Syrien-Verhandlungen der 27
Außenminister in der Nacht auf Dienstag vor einer echten Wende: weg
von der bisher defensiven Rolle, die auf politische Vermittlung
setzt, hin zu einer Position, die mit einer deutlichen
Militarisierung und Drohung in bewaffneten Konflikten verbunden ist.
Auf dem Tisch lag folgender Vorschlag: Die 27 beschließen mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Talkshows in der ARD Halle (ots) - Gut ist, dass die ARD sich endlich, wenn auch nach
langem Drängen, überhaupt zu einer Abrüstung beim Dauergeplauder
entschlossen hat. Es bleiben ja immer noch vier Abende, an denen die
Maischberger, Will, Jauch und Plasberg über Gott und die Welt reden.
Und oft über wiederkehrende Themen. Das reicht wahrhaftig aus.
Allerdings ist zuletzt, als schon klar war, dass eine der Shows
gekippt werden würde, deutlich geworden: Die Damen und Herren
können lebendiger, vielfältiger, besser. Sogar gewöhnliche Menschen
sind mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu EU und Syrien Halle (ots) - Leicht haben es sich die EU-Außenminister nicht
gemacht mit ihrer Entscheidung. Die EU als Ganzes freilich ist in
ihrer Position geschwächt. Vielstimmigkeit führt selten zum Erfolg.
Man mag das jetzt als Scheitern der EU-Außenpolitik bewerten. Doch
folgt die einer alten Regel: Erfolge reklamieren die Mitgliedsstaaten
für sich, Misserfolge führen sie auf die fehlende Regie der Hohen
Beauftragten Catherine Ashton zurück. Das Beispiel Syrien zeigt: Die
Außenpolitik in den Hauptstädten verläuft weiter in nationalen
Denkmustern. mehr...
- Der Tagesspiegel: Drohnen-Hersteller: "Euro Hawk" hat Anti-Kollisions-System - darf es aber auf Weisung deutscher Behörden nicht nutzen Berlin (ots) - Der US-Rüstungshersteller Northrop Grumman hat
Medienberichten widersprochen, wonach das "Euro Hawk"-Testmodell in
Manching keinen automatischen Kollisionsschutz habe. "Das
Anti-Kollisions-System ist in allen Hawk-Versionen eingebaut", sagte
Timothy Paynter dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe). Um es
zu aktivieren, brauche es eine Blackbox - die stehe allerdings im
Hangar und durfte in der Vergangenheit "auf Weisung der zuständigen
deutschen Behörden nicht installiert werden", sagte Paynter. Er
zeigte sich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|