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Neuer Ansatz im Umgang mit chronischen Schmerzpatienten / Ergotherapeuten machen sich ein genaues Bild

Geschrieben am 29-05-2013

Karlsbad (ots) - Immer wieder kommt es vor, dass Menschen nach
einem Sturz, einem Unfall oder einer Operation nicht mehr richtig
"auf die Beine kommen", weil ihre Schmerzen bleiben. Oder sie haben
aus anderen Gründen schmerzhafte Beschwerden, wobei am weitesten
verbreitet Probleme mit dem Rücken sind. Wegen ihres Leidens müssen
sie oftmals weitreichende Einschränkungen in Kauf nehmen, können
ihren Interessen und ihrer Arbeit nicht mehr wie gewollt nachgehen
oder sich nicht mehr selbst versorgen. Ergotherapeuten des DVE
(Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.) haben in einem Projekt
bei chronischen Schmerzpatienten das japanische Kawa-Modell
angewendet und dabei vielversprechende Erfolge erzielt.

Es ist ein schleichender Prozess: Das Leben vieler chronischer
Schmerzpatienten gerät, je länger sie leiden, immer mehr aus den
Fugen. Ihr tägliches Leben wird geprägt von Schmerz und alles richtet
sich danach. Und die daraus entstehenden Einschränkungen führen oft
zu weiteren Problemen wie Angst, Depression, Abhängigkeit von
Medikamenten oder Personen und vielem mehr. Um in diese Situation
Klarheit und eine neue Struktur zu bringen, haben dem Deutschen
Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE) angehörende Therapeuten bei
chronischen Schmerzpatienten das Kawa-Modell (japanisch für "Fluss)
angewendet. Wie der Name schon vermuten lässt, soll das, was ins
Stocken geraten ist, wieder in Gang, also in Fluss gebracht werden.
Zunächst findet eine Art "Bestandsaufnahme" statt: Beim Erstgespräch
in der Ergotherapie fertigen die Schmerzpatienten ein vollständiges
Schaubild ihrer aktuellen Lebenssituation an. Sie erklären dabei
ihrem Ergotherapeuten, wie sich die verwendeten Symbole für Menschen
aus ihrem Umfeld, Gefühle, Situationen, Bedürfnisse oder berufliche
Belange zueinander verhalten. Kurzum alles, was derzeit eine weitere
Heilung oder Besserung behindert, kommt in dieses Bild.

Ergotherapie bringt das Leben wieder in Gang

Nach ihrer ersten Analyse erarbeiten die Ergotherapeuten gemeinsam
mit den Betroffenen die Ziele der Behandlung. So wünschen sich
beispielsweise Menschen mit chronischen Rückenschmerzen ganz häufig,
als erstes wieder die Nachrichten im Fernsehen schauen zu können,
also 15 Minuten lang "am Stück" schmerzfreies Sitzen. Ein
mittelfristiges Ziel ist dann zum Beispiel der Besuch von
Veranstaltungen wie Theater, Kino oder Konzerte. Diese Verbesserung
der Lebensqualität ist mit der Ergotherapie zu erreichen. Pacing,
nämlich Schritt für Schritt und dabei kontinuierlich steigern, heißt
die Formel zum Erfolg. In der Praxis funktioniert es so, dass die
schmerzfreie Zeit für die gewünschte Betätigung, wie hier das Sitzen,
gemessen wird. Setzt der Schmerz nach fünf Minuten ein, darf der
Schmerzpatient zunächst nicht länger als vier Minuten sitzen und dann
eine andere Position einnehmen. Das geht einige wenige Tage so, dann
wird immer weiter gesteigert, um die Empfindlichkeit langsam
abzubauen. Und es funktioniert tatsächlich, denn auf diese Weise kann
Jeder seinen individuellen Weg finden, um Schmerzen zu vermeiden. Ein
weiterer wichtiger Aspekt ist die Entspannung. Das lernen die
Patienten ebenfalls in der Ergotherapie, denn auch Stress - also
Anspannung - provoziert Schmerzen.

Ergotherapeuten berücksichtigen die individuellen Besonderheiten

In der Ergotherapie geht es immer um den Einzelnen und seine
spezielle Situation und Erfordernisse. Jeder Fall ist anders gelagert
und daher unterscheiden sich nicht nur die Zielsetzungen der
Patienten, sondern es variieren auch die Methoden der Ergotherapie.
Denn auch die sollen aus ergotherapeutischer Sicht zum individuellen
Klienten passen. Schließlich ist jeder Fall anders gelagert, die
häusliche oder berufliche Situation ist selten vergleichbar. Daher
gibt es auch kein "Schema F", das passt und hilft. Stattdessen
bringen Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten das richtige Gespür
und Einfühlungsvermögen mit, um die Therapie ihrer Patienten mit
chronischen Schmerzen optimal zu gestalten und dem
Behandlungsfortschritt anzupassen. Und am Ende der Therapie zeigt
zusätzlich zu dem, was der Patient schon an Erfolgen wahrnimmt, der
Vergleich des Kawa-Bildes vom Erstgespräch mit dem am Schluss
angefertigten auf einen Blick die Fortschritte, Veränderungen oder
Entwicklungen, die stattgefunden haben.

Mehr hilfreiche Informationen zu diesem und weiteren Themen bietet
der Deutsche Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE) unter
www.dve.info



Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V. (DVE)
Telefon: 033203 - 80026, E-Mail: a.reinecke@dve.info


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