Trierischer Volksfreund: Zum Berlin-Besuch Obamas - Leitartikel Trierischer Volksfreund, 18.06.2013
Geschrieben am 17-06-2013 |
Trier (ots) - Die Deutschen lieben immer noch Barack Obama. Glaubt
man Umfragen, lieben sie ihn sogar so sehr, dass sie ihn bedenkenlos
mit großer Mehrheit zum Kanzler wählen würden. Angela Merkel hätte
keine Chance. Wie kommt es zu dieser anhaltenden Verehrung, die dem
US-Präsidenten fast einen gottesähnlichen Status verleiht?
Barack Obama ist ein Politiker, der es meisterhaft beherrscht, mit
dem gesprochenen Wort Visionen von einer besseren Welt zu erzeugen -
wie, in seiner Prager Rede, die Vorstellung von einem Planeten ohne
Atomwaffen. Er agiert mit einer an Arroganz grenzenden
Selbstüberzeugung, die gleichzeitig ein extremes Ausmass an
Hoffnungen erzeugt hat, die aber in der Realität nicht erfüllt werden
können. Vielleicht liegt es auch an der Ferne zum transatlantischen
Partner, dass die Deutschen nun erst langsam merken: Obama ist weder
der von ihm selbst projezierte Messias noch ein politischer
Super-Man. Er ist ein ganz gewöhnlicher Politiker, der seinen
Aufstieg vor allem seiner außergewöhnlichen Rhetorik und der
Müdigkeit der Wähler nach der Ära Bush verdankte.
Nach fünf Jahren im Amt dämmert dies immer mehr US-Bürgern. Obama
hat nicht nur, wie viele Präsidenten vor ihm, einen Teil seiner
Wahlversprechen gebrochen - von der Schließung Guantanamos bis hin zu
mehr Transparenz bei seinen Entscheidungen. Er und seine
Regierungsbehörden bewegen sich mittlerweile auch auf juristisch
extrem fragwürdigem Terrain, sei es bei der Verfolgung von unbequemen
Journalisten, der Duldung der Bespitzelung von Millionen Menschen
durch die US-Geheimdienste, der Tötung von mutmaßlichen und oft noch
nicht einmal namentlich bekannten "Staatsfeinden" durch Drohnen und
der Schikane politisch Andersdenkender durch die Steuer- und
Justizbehörden. Auch die Bilanz seiner aussenpolitischen Bemühungen
ist ernüchternd. Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern
ist eine Friedenslösung nicht näher gerückt, Nahost bleibt ein
Brandherd. Der Iran setzt unbeirrt seine Bemühungen fort, sich in die
Atomwaffen-Staaten einreihen zu können. Und das Ansehen der USA in
der moslemischen Welt ist trotz der Bemühungen Obamas um ein besseres
Verhältnis unverändert schlecht.
Dennoch werden viele Berliner erneut Obama bei seinem ersten,
aufgrund von Spannungen mit dem Kanzleramt lange hinausgezögerten
Staatsbesuch zujubeln. Die Faszination und der Glaube an eine bessere
Welt, sie sterben nur langsam.
Pressekontakt:
Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
Telefon: 0651-7199-544
t.zeller@volksfreund.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
470090
weitere Artikel:
- neues deutschland: SPD im Wahlkampf: Suche nach der Strategie Berlin (ots) - Für die SPD bleibt nicht mehr viel Zeit. Es sind
nur noch drei Monate bis zur Bundestagswahl und der Abstand zur Union
ist weiter groß. Das liegt auch daran, dass über die Frage, mit
welcher Strategie man die Merkel-Partei doch noch schlagen kann, bei
den Spitzengenossen regelmäßig Streit ausbricht. Sie sind sich
uneins, wann man mit der Union im Bundestag zusammenarbeiten sollte
und bei welchen Themen mehr Konfrontation angebracht ist. Parteichef
Sigmar Gabriel fordert in der Europapolitik mehr Distanz zu
Schwarz-Gelb. mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Geheimdienste/NSA/Prims: Aufrüsten gegen den Cyberwar Stuttgart (ots) - Die deutschen Sicherheitsbehörden wie die
berüchtigten drei Affen: wollen von Obamas globaler Megaspitzelei
nichts mitbekommen haben. Wenn das stimmen würde, dann hätte zum
Beispiel der Bundesnachrichtendienst durchaus eine Geldspritze, mehr
Personal und ein Aufrüstprogramm vonnöten. Angeblich will der
Auslandsgeheimdienst für den Ausbau der Internetüberwachung 100
Millionen Euro aufwenden und hundert neue Mitarbeiter einstellen.
Damit würde er noch lange nicht konkurrenzfähig mit der National
Security Agency, mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu SPD Halle (ots) - Einen politischen Notruf hat Steinbrück kurz an
seine eigene Partei abgeschickt. Wie anders soll man den über ein
Nachrichtenmagazin verbreiteten Loyalitäts-Appell an seine
Parteifreunde im allgemeinen und Parteichef Gabriel im Besonderen
verstehen? Viel deutlicher kann der Herausforderer von Angela Merkel
kaum machen, wie desolat er die Lage der SPD empfindet. Wie die
Partei unter diesen Umständen mit dem Slogan: "Das Wir entscheidet"
eine Wahl gewinnen will, bleibt ihr Geheimnis. Steinbrück und
Gabriel müssten mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Obama in Berlin - Weniger Gefühl, mehr Realismus
Ein Kommentar von Peter Lausmann Düsseldorf (ots) - Es ist schwer, Barack Obama sachlich und damit
fair zu begegnen. Extreme Emotionalität gegenüber US-Präsidenten hat
in Deutschland Tradition. Der Abneigung gegen George Bush junior
steht die blinde Verklärung Kennedys gegenüber. Wie dieser hat Obama
2008 bei seiner Rede in Berlin gezielt an das Gefühl und die Hoffnung
der Menschen appelliert. Und dann? Nichts. Obama brach mit der
Tradition seiner Vorgänger, die wichtigste Wirtschaftsnation Europas
zu besuchen. Viele Deutsche reagierten emotional, enttäuscht, fühlten mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Abhören und Internet-Überwachung Halle (ots) - Nun stellt sich heraus, dass die Sicherheitsorgane
nicht nur eigene und fremde Staatsbürger überwachen, sondern auch
internationale Konferenzen der Spitzenpolitiker. Auch darüber
empören wir uns. Auch das tun wir zu Recht. Nur, man verlange nicht,
dass wir Überraschung heucheln. Dass internationale Konferenzen
abgehört werden, dass es Teilnehmer gibt, die nicht nur für das
Öffentlich werden von Geheimprotokollen sorgen, sondern auch solche,
die das eine Land vertreten und ein anderes mit Informationen
versorgen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|